Vintage entstaubt – Fiasko veröffentlichen ihr Debütalbum

Das Wahlwiener Hip-Hop-Duo Fiasko hält sein erstes Album in denn Händen. Und liefert aus dem Nichts ein mehr als beachtliches Reife­zeugnis ab.

© Gspusi Records

Fiasko ist ein frisches Hip-Hop-Projekt, das es mit seinem gleich­namigen Debütalbum jetzt so richtig wissen will. Auch wenn die pop­kulturelle Sozialisation schon ein Weilchen zurückliegt, markiert das hier die erste Zusammen­arbeit der beiden Protagonisten. Dass musikalische Blüten auch abseits des großen Schein­werfer­kegels sprießen können, führen einem Fiasko hiermit vor Augen. Denn was da herangewachsen ist, entlockt selbst sturen Boom-Bap-Purist*innen ein demütiges Lächeln.

Die beiden stehen auf den Schultern ihrer Rap-Ahnen und erschaffen eine immens viel­schichtige Musik. Zwischen beatlastig und verspielt instrumental schwingt das Pendel hin und her. Und das Sounddesign strotzt nur so vor Raffinesse. Der eingefleischte Head sollte sich das dick notieren. Sowas hört man schließlich nicht jeden Tag. Wo es zunächst nach verstaubtem Vintage klingt, dort spannen die Raps den Bogen bis in die Gegenwart. Da gibt’s einiges vom Stapel zu lassen: die alltäglichen Wehwechen im mittleren Lebensalter oder die Lang­zeit­folgen des Corona-Blues.

MA48-Spezialeinheit

Nach einem knackigen Intro folgt mit »Solitude« der erste Faustschlag. Im Kontrast dazu wird ein intro­spektiver Blick gewählt. Mut zur Unvoll­kommenheit anstelle anmaßender Selbstdarstellung, so lautet das Credo. Vorsicht, wenn die zahllosen Eindrücke auf einen niederprasseln! »Polaroid« flaniert ein Stück weiter auf der Memory Lane. Das Pianothema plätschert dahin und die Worte – wenn auch im Verborgenen – tun ihr Übriges. Und langsam verblassen die letzten Erinnerungen im Nebel dieses Songs. Ein erstes Video zu »Die Stadt« wurde vorab raus­gehauen. Eine MA48-Spezialeinheit sieht man auf inter­galaktischer Mission in Wien. Dieser Track strapaziert das Genick, reißt uns aus der leidigen Covid-Trance. Um uns zu erinnern: »Die Stadt gehört wieder dir!«. Einen besonderen Abschluss bildet »Eurydike«. Ein glänzender Neo-Soul-esker Track, mit einer sanften Gitarren­melodie und Trommel­wirbel inklusive.

Fiasko werden nach dieser Feuertaufe hoffentlich bald einem breiteren Publikum bekannt sein. Den Grundstein haben sie jedenfalls bravourös gelegt. Ihr Debüt strahlt nicht zuletzt durch die Produktion eine unglaubliche Reife aus.

Fiasko »Fiasko«

Das selbstbetitelte Debütalbum von Fiasko erscheint am 12. Dezember 2021 bei Gspusi Records.

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