Nicht mehr hier, noch nicht dort – B. Visible und sein neues Album »In Between Places«

Das zweite Album von B. Visible ist ein Ausbruchsversuch aus der Stagnation. Der Drang nach Veränderung konfrontiert den Wiener Producer mit der eigenen Realität.

© Simon van Hal

Mal ehrlich: Wer erwischt sich aktuell nicht hin und wieder dabei, wie der Blick in die Ferne schweift? Wie von selbst startet in unserem Kopf ein Film, der uns intuitiv in seinen Bann zieht. Auch wenn dessen Bilder nur schemen­haft zu erkennen sind, spüren wir in uns ein starkes Verlangen. Den Drang, diese innere Regung näher zu ergründen. B. Visible ist jemand, der den Schritt ins große Ungewisse gewagt hat. »In Between Places« legt Zeugnis davon ab, wohin ihn das Streben nach Veränderung als treibende Kraft letztlich ge­führt hat.

Gemeinsam auf Sinnsuche

»In Between Places«, weder richtig im Hier noch an einem anderen Ort – der Album­titel als Synonym für einen rast­losen Gemüts­zustand. Ein musikalischer Ausbruchs­versuch, wenn man so will. Dabei werden existenzielle Themen nicht gescheut. »Es ist alles eitel« – B. Visible weiß um diesen Umstand und stellt phänomeno­logische Fragen in den Raum. Das spiegelt sich in der Musik durch eine melancho­lische Grund­farbe wieder.

Die Zuhörenden werden in Trance versetzt und dürfen sich auf dieselbe Sinn­suche begeben wie der Wiener Producer. Beim Klang­bild baut er dabei neben den für ihn typischen kreischenden Synths auch auf perkussive Elemente. Glocken, Marimbas, vermeint­liche Stör­geräusche – alles wird nach Belieben verwurstet. Wie schon zuvor finden unzählige Einflüsse und Stile ihren Ausdruck, und dennoch hat B. Visible ein völlig neues Kapitel auf­geschlagen.

Noch nicht alles gesagt

Die Singles »Pancakes« und »Seadoo« samt Videos gibt es seit letztem Jahr zu bestaunen. Dass B. Visible für keine 08/15-Fließband-Beats steht, sollte man ohnehin bereits wissen. Seine Liebe für Details und Dramaturgie schimmert auf allen Ebenen durch. Mit elektronischer Verspielt­heit und verzerrten Effekten malt er stimmungs­volle Bilder. Doch wer glaubt, dass mit den beiden Tracks alles gesagt ist, irrt. Jeder Song auf dem Album erzählt für sich eine eigene Geschichte. Zudem hat B. Visible die neue Single »Planes« zurück zu seinen musikalischen Wurzeln geführt. Ein hip-hoppig steppender Beat, dazu eine verträumte Glocken­melodie, die zum Reminis­zieren einlädt.

B. Visible weiß, wie er sein Publikum bei Laune hält, aber auch, wie er es herausfordert. Die Konfron­tation mit dem Innersten ist kein Leichtes. Das Ziel der Reise ist ungewiss. Ruhe­losigkeit als ständiger Begleiter. Am Ende muss sich jede*r selbst den Wunsch nach Veränderung erfüllen. Die Zeit dafür war wohl noch nie günstiger.

B. Visible »In Between Places«

Das Album »In Between Places« von B. Visible ist bei dessen eigenem Label Data Snacks erschienen.

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