Freude schöner Revolutionsfunken

Überwachung, Politik für Banken, Abschiebungen – Kunst kann das verändern. Das will jedenfalls das Kunstfestival "Europa". Ein Gespräch mit den Machern.

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Europa muss nicht so bleiben wie es ist. Malte Fiala und sein Team wollen mit Aykit beim Festival für Europa wort- und bildgewaltig aufzeigen was schief läuft. Mit Musik, Installationen und Performance einen künstlerischen Funken auszulösen, der auf die Politik überspringt. Hört sich nach angewandtem Idealismus und utopischem Gelaber an? Ja vielleicht. Aber immer nur beim kleinsten Schritt anfangen, funktioniert ja auch nicht. Das Line-up steht Ende August dann endgültig fest.

Der Titel „Ein Festival für Europa“ irritiert vielleicht auf den ersten Blick. Das Festival findet für Europa statt. Wie es noch nicht ist. Auf einer Ebene, die zwar nicht loszulösen ist von politischem Diskurs, aber doch in erster Linie auf Kunst baut. Dieses Fundament bilden erstmal Musikacts wie Defjim, Past Perfect und Superhet sowie die bildenden KünstlerInnen Sophie Reyer, der Verein Teslaedison und Bernhard Gál. Malte Fiala sieht in Bezug auf Europa zwar vieles in schwarzes Licht getaucht, sein Festival will einen Funken für radikale Veränderung zünden.

Was, wie und warum bei den Festival passieren soll, hat uns Malte Fiala vorab erzählt.

Wie lange gibt es euch bei Aykit schon? Was würdet ihr als eure Hauptanliegen bezeichnen?

Der Verein Aykit wurde formell Dezember 2011 gegründet, allerdings ist erst vor zwei Jahren, also 2013, Schwung in die Sache gekommen. Auf den Nerv ist uns immer schon der eigenartige Umgang großer Konzerne und Regierungen mit unseren Daten gegangen. Wieso sollen wir Google unsere Daten schenken? Wer wertet diese Daten aus, wer verwendet sie weiter? Als Kunst- und Kulturverein ist unser Hauptanliegen, auf solche Datenströme mit allen Mitteln der Kunst hinzuweisen und Alternativen aufzuzeigen.

Neben unseren Kunstprojekten entwickeln und warten wir die Android App „My Own Notes“, die es ermöglicht, private Notizen auf dem eigenen Server abzulegen und verschlüsselt mit dem Smartphone zu synchronisieren. Außerdem arbeiten wir an der ersten Open Source Kino-Kamera apertus° AXIOM mit. Open Source, Netzfreiheit und Netzneutralität sind ganz oben auf unserer Liste der Dinge, für die wir kämpfen.

Wie kam es zum Festival?

Die letzten Monate haben wir lebhaft über die momentanen Probleme Europas diskutiert. Die unvorstellbare unterlassene Hilfeleistung im Mittelmeer und die Haltung vor allem der Regierung Deutschlands gegenüber Griechenland waren dabei die Punkte, die uns am Meisten zu denken gaben. Wir wollen in einem menschlichen, in einem vereinten Europa leben! Also beschlossen wir, gemeinsam mit NGOs wie attac und KünsterInnen aus Musik, Theater und bildender Kunst, Europa zum Thema eines eintägigen Festivals werden zu lassen.

Gab und gibt es in anderen Ländern Europas schon vergleichbare Projekte, an denen ihr euch orientieren konntet?

Ganz Europa ist im Aufbruch, das sehen wir jeden Tag wenn wir zu Podemos in Spanien oder Syriza in Griechenland schauen. Und auch in Österreich passiert momentan sehr viel. Die Proteste von „Die schweigende Mehrheit sagt Ja“ vor der Oper waren natürlich großartig. Es kann kein Zufall sein, dass auch andere Organisationen zum gleichen Zeitpunkt wie wir die Motivation haben aufzustehen und nicht weiter zu schweigen. Robert Misik bezeichnet es als Sommer des Sozialismus.

Ihr wollt „Europa wie es ist darstellen“. Wollt ihr das abbilden oder doch auch Veränderung?

Wir wollen mit unseren Plakaten, Flyern und natürlich dem Festival Missstände in Europa offenlegen und eine Vision für ein anderes Europa skizzieren. Dieses Europa, das auf unseren Flyern und Plakaten abgebildet ist, dieses Europa wollen wir definitiv nicht.

Bild(er) © 2) Defjim
3) Sophie Reyer
4&5) Arena Wien
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