Kaminfeuer unterm Arsch – Sasha Auerbakh »Heti P. 2 (Kamin Piece)«

In der Glasbox gegenüber dem Leopold Museum im Museumsquartier finden sich derzeit Arbeiten von Sasha Auerbakh. Eine von ihnen sticht in ihrer Monumentalität und witzigen Kühnheit hervor.

© Sasha Auerbakh »Heti P. 2 (Kamin Piece)«, Museumsquartier Wien, 2024; Bildrecht / Foto: Simon Veres

»Heti P. 2 (Kamin Piece)« zeigt einen sitzenden nackten Mann, unter dem ein Feuer brennt – was ihn offensichtlich in keiner Weise stört. Sein Gesicht ist ausdruckslos bis milde und er macht keinerlei Anstalten, der aufsteigenden Hitze irgendwie zu entfliehen. Im Gegenteil, er sitzt leicht vornübergebeugt, gibt sich der Schwerkraft hin und hält sich, um nicht vollends einzusacken, an seinem Bein fest.

Er wird eingeengt von einem eigentlich zu kleinen Format; er sitzt auf einem lächerlichen Polyesterbürodrehsessel; er ist dabei, gegrillt zu werden; er ist nackt; er ist der Öffentlichkeit preisgegeben. Die Gesamtsituation ist also, könnte man sagen, durchaus prekär, und er hat dabei nicht mal die Bühne für sich alleine, sondern wird von einer Girlande aus billigen Alu-Cupcake-Formen in den Hintergrund gedrängt und muss auch noch dem Vergleich seines schon etwas geschundenen Körpers mit jenen zweier weiterer Nackter (nicht im Bild) standhalten. Schien sein Blick anfangs melancholisch-stoisch, scheint er nun leicht frustriert.

Verdrehte Verhältnisse

Es ist vielleicht kein Zufall, dass das Foto von innen durchleuchtet wird und damit eine Technologie aufgreift, die aus der Welt der Werbung stammt. Denn auch inhaltlich gibt es eine solche Nähe: Darstellungen nackter Körper in absurden Settings und Konkurrenzverhältnissen kennt man ja. Nur sind da meistens die Geschlechterverhältnisse umgekehrt.

Was Sasha Auerbakh macht, ist, Darstellungstraditionen aufzugreifen und ihre Implikationen offenzulegen. Im vorliegenden Fall drängen sich Bezüge zu jenen der Werbeindustrie, aber natürlich auch der christlichen Kunst auf und schließlich auch zur Design­sphäre. Das bedeutet nicht, dass die gleichen Mechanismen, die dort wirken, dies in gleicher Weise auf Auerbakhs Fotomodelle tun.

Noch stehen die Glastüren des Ofens offen. Sie sind kurz davor, zuzufallen und mit einer niedlichen, aber festen Schleife verschnürt zu werden.

Bei Sasha Auerbakh trifft man auf eine Auseinandersetzung mit gegenderten Symboliken und männlichen Machtstrukturen, die verwendet, verfremdet und entlarvt werden. Die Ausstellung »Lux« in der MQ Art Box ist bis 12. Mai kostenlos zu sehen.

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