1861 präsentierte ein Physiker die erste Farbfotografie als Beweis für die Theorie der additiven Farbmischung. James Clerk Maxwell fotografierte damals gemeinsam mit Thomas Sutton, dem Erfinder der Spiegelreflexkamera, ein Stoffmuster durch je einen Rot-, Grün- und Blau-Filter und legte die Fotografien dann übereinander. Die Filmemacherin Viktoria Schmid bedient sich dieses Verfahrens, um den Geheimnissen der menschlichen Wahrnehmung auf die Spur zu kommen. »One is many«, ist man versucht zu sagen.
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Sub gratia – Katharina Mayer »Gastmahl der Freunde«
Die Aktualisierung traditionsreicher künstlerischer Topoi, wie etwa des Abendmahls, stellt Künstler*innen vor die nicht leichte Aufgabe, nicht nur eine bildliche Form dafür zu finden, sondern auch die zugrundeliegende Geisteshaltung – weiter gefasst, die implizite Weltanschauung des Stoffs – zeitgenössisch zu übertragen. Katharina Mayers »Gastmahl der Freunde« bedient sich hierzu verschiedener Bildtraditionen und Interpretationen dessen, was man Gastfreundschaft nennt. Aktuell zu sehen im Dom Museum Wien.
Weißes Gold – Primož Bizjak »Passo della Focolaccia«
In Millionen von Jahren entstanden und in wenigen Jahrhunderten verbraucht. Nicht von Öl ist hier die Rede, sondern von Marmor. Doch wie das schwarze, so ist auch das »weiße Gold« bei Weitem nicht so makellos wie seine Farbe. Gerade deshalb inspiriert es weiterhin, etwa den Künstler Primož Bizjak.
Alles fließt – Flavia Mazzanti »Sympoietic Bodies«
Kann man sagen, ein Film ist? Der Grundidee des Films »Sympoietic Bodies« von Flavia Mazzanti nach müsste es heißen: Ein Film wird. In diesem Film, er ist aktuell im Rahmen von »Speculative Fiction« in der Exhibit Galerie in Wien zu sehen, verändert sich nämlich alles, die ganze Zeit über. Er ist in einem Zustand des »kontinuierlichen Werdens«. Das macht ihn zum Ausdruck einer Vorstellung von Welt, die nicht die statische Perspektive des Menschen oder eines »Ich« ins Zentrum stellt, und noch nicht einmal die Idee einer abgeschlossenen Entität zulässt, sondern Körper, Zeit und Raum in ständiger Bewegung und Veränderung versteht.
Wo steht die bildende Kunst? – CryptoWiener »Schurli« – 25 Fragen zur Gegenwart (17/25)
Malerei und Skulptur behaupten sich weiter gegen den Vorwurf des Anachronismus und sind am Kunstmarkt gefragt. Aber der Umsatz aus Verkäufen von NFTs hat bereits gleichgezogen, Tendenz steigend. Eine inhaltliche Verschiebung oder nur eine Veränderung der Form?
Inhalt und Form – Anna Schachinger »Party mit Hexe«
Die Galerie Sophie Tappeiner zeigt derzeit Arbeiten der Wiener Künstlerin Anna Schachinger. Ein ausgeklügeltes System an kompositorischen Ausfallschritten hält die Dynamik der ungleichen Bildgewichtung und komplexen Räumlichkeiten in stetem Fluss. Formal bemerkenswert. Dahinter verbirgt sich eine Theorie von Wahrnehmung, die auf den ersten Blick nicht deutlich wird. Über den Zusammenhang von Inhalt und Form, bezogen auf Bild und Text.
Neue Blue-Chip-Galerie in der Wiener Innenstadt
Die Galerie Eva Presenhuber eröffnete kürzlich einen medienwirksamen Standort in Wien.
Zwischen den (Noten-)Zeilen – Veronika Eberhart »Garten sprengen«
Mit der Ausstellung »Scenarios for City Dwellers« gelingt Veronika Eberhart die Bearbeitung eines schwer fassbaren Stoffs – der Leere. Vor dem Hintergrund der Stadt der Engel zeigen sich die Fülle, die in der Stille steckt, Geschichten, die die Geschichte nicht erzählt, und Räume, die für sich selbst stehen können.
Alles echt! – Ugo Rondinone »Akt in der Landschaft«
Noch bis zum 1. Mai zeigt das Belvedere 21 eine Einzelausstellung des Künstlers Ugo Rondinone. Das inflationär gebrauchte Wort des Immersiven passt hier wirklich, denn man taucht ein in einen Raum der Ruhe, der gleichsam ein Kosmos der Dinge ist – und damit aus einer Kunsterfahrung einen Moment der Achtsamkeit macht.
Rast’ ich, so rost’ ich – Sigrid Viir »False Vacationer«
Sigrid Viir deckt in der Ausstellung »False Vacationer« die Untergrabung von Freizeit durch ein System auf, das den Selbstoptimierungswahn und verdeckte Arbeit fördert. Präzise und gewitzt wird das Streben nach ständigem Fortschritt hinterfragt. Ein Plädoyer für reuelosen Müßiggang.