Das diesjährige Forum Alpbach fokussiert sich auf Freiheit und Sicherheit, während die Fotoreihe »Alpbach 2119« Klima-Visionen entwirft. Wir haben mit einem der Projektleiter der Ausstellung über die wüste Zukunft des Bergdorfs geredet.
Traditionell treffen sich die verschiedenen intellektuellen Disziplinen dieses Kontinents in einem kleinen Dorf des Bezirks Kufstein zum Europäischen Forum Alpbach und traditionell werden dort Klima-Themen nicht unbedingt erstranging diskutiert. Die Foto-Ausstellung »Alpbach 2119« greift aber genau die Klimazukunft auf, die uns bald blühen (oder eben gerade nicht mehr blühen) wird. Das Projekt der IG Future, eines Zusammenschlusses von Forum-TeilnehmerInnen, und Buero Butter, Design-Studio in Gründung, zeigt mit der WWF Climate Group als Sponsorin Alpbach als wenig grünes und radikal verändertes Bergdorf. Wir haben mit Max Schnürer, einem der Projektleiter, über den Hintergrund von Alpbach in 100 Jahren geredet.
Warum habt ihr gerade Alpbach als Spielort für diese Zukunftsvisionen gewählt?
Einerseits ist das Europäische Forum Alpbach ein Ort der Ideen und des Austauschs. Das freie Denken aller Disziplinen und die Frage, wie wir die Zukunft des europäischen Projekts gestalten wollen, stehen im Mittelpunkt.
Andererseits trägt das Forum eine geschichtliche Verantwortung gegenüber unserer Gesellschaft. Die Bewältigung der Klimakrise wird in diesem Jahrhundert von entscheidender Bedeutung sein und unser Miteinander prägen – viele der EntscheidungsträgerInnen aus Wirtschaft und Politik werden am Forum vertreten sein.
Es ist ein Versuch die Ideale des Europäischen Forum Alpbach mit den Menschen des Alpbachtals zu verbinden.
Wie ist die Kooperation der IG Future und Buero Butter zustande gekommen?
Buero Butter ist politisch, jedoch nicht parteiisch. Wir sind der Meinung, dass es in Zeiten von Ibiza, Populismus und europäischer Desintegration umso wichtiger ist, Position zu beziehen. Gleichzeitig bin ich Mitbegründer der IG Future. Eine Kooperation hat sich praktisch angeboten.
Die Szenarien sind zusammen mit der WWF Climate Group und ExpertInnen des WWF entworfen worden. Hattet ihr da auch unterschiedliche Ansätze, an die Szenarien ran zu gehen?
Die WWF Climate Group ließ uns einen Katalog mit möglichen Szenarien zukommen. Diese zeigten jeweils die Dystopie, sowie auch die Eutopie. Während des Shootings lag unser Fokus darauf, möglichst ansprechende Motive abzulichten. Zurück in Wien haben wir dann mithilfe der möglichen Dystonien und der entwickelten Filme die Bilder konzipiert.
In den Bildern wird die touristische Ausrichtung des Alpbachtals radikal umgedacht: Der Baum der Erkenntnis wird zum Hologramm, fliegende Gondeldrohnen und Kunstschnee dominieren die Pisten. Überlebt Tourismus jeden Klimawandel?
Die Bilder bauen auf einer zukünftigen Gesellschaft auf, welche die heutigen Klimabewegungen und Erkenntnisse der Wissenschaft ignorierte. Unsere Arbeit zeigt eine künstlerische Interpretation des Möglichen. Die Aufgabe der Kunst ist es nicht, antworten zu geben, sondern Fragen zu stellen: Wie wollen wir 2119 leben?
Buero Butter und IG Future konzipierten gemeinsam die Foto-Ausstellung »Alpbach 2119«, die gerade im gleichnamigen Tiroler Dorf zu sehen ist. Das Europäische Forum Alpbach findet noch bis 30. August statt.