Das zweite Album ist eine schwierige Prüfung: Hat man sich musikalisch weiterentwickelt? Ist man sich trotzdem treu geblieben? Gospel Dating Service haben diese Hausarbeit sauber erledigt. Ein bisschen zu sauber.
Man hört den Lyrics an, dass Gospel Dating Service in den letzten drei Jahren, seit ihrem Debütalbum »Champagne«, wohl einige Lektionen gelernt haben. »Now I know I’m gonna land on my feet / Now I know I’m gonna do this for me« (»Sun Over Moon«) – das klingt nach Selbstfindung und einem gesunden Prozess, den Twentysomethings klassischerweise durchmachen. Auch musikalisch haben Christoph Ertl, David Resch und David Ruhmer andere Wege für sich entdeckt. Der Hammond-Orgel-Sound hat sich verabschiedet, gekommen sind cleanere Drums. Geblieben ist die Liebe zur Diatonik und Major-7/9-Akkorden.
Gospel Dating Service haben die Aufgabe, auf ihrem zweiten Album einen erwachseneren Sound zu produzieren, sehr ernst genommen. Diese Progression ist ihnen äußerst gelungen, man könnte die beiden Alben dieser Hausübung fast als Best-in-Class-Beispiel herzeigen – damit die Lümmel in der letzten Reihe sehen, was mit »wachsen, aber den eigenen Sound behalten« gemeint ist.
Aber! Und das große »Aber« kommt jetzt: Leider fehlt der Hit. »Terrified Of Butterflies«, die Vorabsingle, oder »Like Wolves« kommen da noch am nächsten hin. Aber so wie uns der Durchbruch »Red« damals sehr schnell sehr aufmerksam gemacht hat, kriegt uns kein Song auf der neuen LP. Dabei gibt es schon einige Momente, die wir als Idee freudig erkennen. Referenzen wie das »Island In The Sun«- bzw. Weezer-Zitat in »Sweet Applejam« oder Leyyas »Superego«-Drums in »Hoover Danny K.« zeugen davon, dass das Trio Spaß hatte, sich umzusehen und ihr Sound-Paradigma zu erweitern. Auch der farbliche Wechsel im Grundton von Rot auf Orange und Gelb erkennen wir als cutes Gimmick an. Nur bleibt uns auch nach zwei- und dreifachem Hören des Albums keine Stelle stark in Erinnerung – nur der Gedanke, dass es eh zehn solide Songs waren. Aber egal, was wir schreiben: Gospel Dating Service sind nach dem Prozess von »Sun Over Moon« in sich so Zen, dass sie sich intern validieren. Und das sollten wir eigentlich alle. »Now I know what I want for me / It took me years to disagree«, heißt es in »Flower«, dem wahrscheinlich stärksten Song der LP.
»Sun Over Moon« von Gospel Dating Service erschien am 7. Juni bei Ink Music. Das Trio geht damit auch auf Tour – die gesammelten Termine finden sich hier.