Jakob Kirchmayr ist ein Künstler, der mit seinen Arbeiten gleichermaßen belustigt wie verstört. Wir waren in seinem Atelier und haben uns seine erstaunliche Entwicklung aus der Nähe angesehen.
01 Das maulfletschende Lächeln mit dem der Teufel seine Lieblinge zeichnet
02 Gestrandet
03 Empfang im Konsulat
04 Wir fressen einander nicht, wir schlachten uns bloß
05 Erkenntnis?
06 Die Schnecke baut ihr Haus nicht, es wächst ihr aus dem Leib
07 Drei Nymphen
08 Fäulnisprozess
09 Blutbader
Wenn man noch nie in einem Atelier war, hat man gewisse Vorstellungen: Von Zigaretten auf dem Fußboden, Rotweinflaschen auf dem Arbeitstisch, einer nackten Muse irgendwo auf einem Fauteuil liegend. Das von Jakob Kirchmayr sieht anders aus: gemütlich, aufgeräumt. Diesen November zeigt er neueste Arbeiten im Rahmen von zwei unterschiedlichen Ausstellungen.
Ein bisschen weird sind die Werke von Jakob Kirchmayr schon, aber trotzdem oder eben genau deshalb, so interessant: Seine Figuren präsentiert der Künstler einmal verspielt und charmant bodenständig, mit einer gewissen Reife und einer großen Portion Humor, dann wieder nachdenklich, kontrovers, ein bisschen zynisch. Der gebürtige Tiroler ist vielseitig, kann die unterschiedlichsten Stimmungen gut aufs Papier (bzw. auf die Leinwand) fließen lassen, ohne dabei angestrengt zu wirken. Früh war er schon mit Illustrationen diverser Sagenbücher erfolgreich. Und auch mit den gesammelten Kolumnen von Illbilly The K.I.T.T., dem er, ohne ihn gut zu kennen, ein recht passendes Aussehen verliehen hat. Wir sind also ein bisschen verbandelt, aber auch nur, weil wir seinen Stil sehr schätzen. Mühelos schwenkt er also zwischen Melancholie und schwarzem Humor, vereint abstrakte Schönheit mit dem Charme des Grotesken.
Der Kirchmayr hat das, was man über viele Künstler sagt, wenn einem als Autor die Zeit, das Können oder die Inspiration fehlt Werke zu beschreiben, ohne dass man es in den meisten Fällen wirklich ernst meint: Einen eigenen Stil. Seine Kunst ist keine selbstgerechte Anleitung zu einer "besseren Welt", sie macht keine Versprechen und zeigt keinen Idealzustand: Sie ist Anregung, Unterhaltung und Gesellschaftskritik zugleich. Der Künstler konfrontiert mit Themen, die man oft ausblendet weil sie Dissonanzen erzeugen und zeigt damit, dass Kunst eben nichts mit Dekoration zu tun hat.
In diesem Zusammenhang sträubt er sich auch gegen den Begriff, der ihm fälschlicherweise anhaftet: Illustrator. Eh wie alle Illustratoren. So wurde er im Zusammenhang mit den Büchern (u.a. "Sagen aus Niederösterreich" und "Kärntner Sagen") des Öfteren genannt. Wenn man sich diese jedoch ansieht, merkt man, dass Kirchmayr die Texte als Inspirationsquelle für eigenständige Werke verwendet hat, diese keine Erklärung nötig haben und auch ohne Text funktionieren. Und gerade, wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre ansieht, dann trifft es Illustrator nicht mehr. Auch Illustrator, ja, aber das waren Koloman Moser, Gustav Klimt oder Alfons Mucha ja auch.
Die "Sagenhaft und Komisch" Ausstellungsreihe: Am 26. November eröffnet die Ausstellung im Kunstraum Radio im Radio Kulturhaus, wo Kirchmayrs neueste Werke präsentiert werden. "Panoptikum" ist vom 22. November 2014 bis 23. März 2015 im Karikaturmuseum Krems zu sehen.