Julia und Björn haben's schön

Holzbauten müssen längst nicht altbacken daherkommen, das beweist auch das Haus für Julia und Björn, das vom Architekturbüro Innauer Matt konzipiert wurde. Wir haben mit Sven Matt über das Projekt gesprochen. Bilder des Hauses findet ihr in unserer Galerie.

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Das Haus für Julia und Björn ist nach seinen Bewohnern benannt und befindet sich in der Gemeinde Egg im Bregenzerwald. Es wird im 1. Stock betreten. Das ist ungewöhnlich, ergibt aber Sinn, da das Haus auf einem Hang steht. Für die Innen- und Außenverkleidung wurde in erster Linie Holz gewählt. Das Design des Hauses präsentiert sich modern, klar und elegant. Für dieses Projekt haben die beiden Architekten Sven Matt und Markus Innauer einige Preise erhalten, etwa den Best Architects Award 2015 und den Holzbaupreis Vorarlberg 2015. Zudem wurde das Haus für Julia und Björn als eines der Häuser des Jahres 2015 prämiert. Im Interview erzählt uns der Architekt Sven Matt über die Verwendung von Holz beim Bauen und wie man es in Österreich schafft, sich als ArchitektIn zu etablieren und größere Projekte zu realisieren.

Beim Haus wurde v.a. Holz als Material verwendet. Was waren die Beweggründe dafür und welche Holzsorten wurden ausgewählt?

Der Baustoff Holz hat im Bregenzerwald eine lange Tradition, dementsprechend kann bei der Verwendung und Verarbeitung auf ein ausgezeichnetes Know-how in der Region zurückgegriffen werden. Neben den bekannten ökologischen und technischen Aspekten spielt für uns aber auch die übergeordnete Bedeutung des Baustoffes eine wesentliche Rolle. Der Landschaftsraum des Bregenzerwaldes ist stark von traditionellen Holzbauten geprägt und so gleicht etwa das Holzgeflecht der Fassade dem ornamentalen Schmuck dieser traditionellen Bauten, welcher über das rein Nützliche hinausgetrieben ist. Die Verwendung des lokalen Baustoffes Holz verankert somit den Neubau auch in seinem Landschafts- und Kulturraum. Ein für das Projekt im speziellen wesentlicher Punkt war auch der eigene Wald der Bauherren. Das hier gewonnene, eigene Holz konnte aufgrund seiner hohen Qualität für Holzkonstruktion, Fassade, Fenster, Vertäfelungen und Boden verwendet werden. Dadurch entstand schon von Beginn an eine hohe emotionale Bindung zum Material. Die verwendeten Holzarten sind astreiche Fichte und sägerohe Tanne.

Der Eingang des Hauses wurde dem Hang angepasst und befindet sich im 1. Stock. Das ist eine Lösung, die man bei anderen Häusern selten sieht. Warum ist das so? Und welche Vorteile hat diese Lösung gebracht?

Die Organisation des Hauses ist dem schmalen Grundstückszuschnitt mit steil abfallendem Gelände angepasst. Das Haus ist zwischen zwei alten Bäumen aufgespannt, nicht sehr tief und folgt den Höhenschichten. Die ungewöhnliche Anordnung des Einganges resultiert aus der Anordnung der Zufahrt nördlich im 1. Obergeschoss. Von hier führt ein gedeckter Eingang in das Innere. Eine spalierartig gesäumte Treppe verdeutlicht dem Besucher den Weg ins Erdgeschoss und trennt klar die privaten Rückzugsräume. Diese anfängliche räumliche Verengung über das Stiegenhaus lässt den weitläufigen Blick im Erdgeschoss noch stärker wirken. Darüber hinaus konnten die Wohnräume im Erdgeschoss sehr frei organisiert werden und orientieren sich über großzügige Öffnungen in den umgebenden Außen- und Gartenraum.

Boomt der Holzbau derzeit wieder in Österreich? Und habt ihr internationale oder nationale Vorbilder in diesem Bereich bzw. Lieblingsholzbauten?

Das Bewusstsein für Ökologie und Nachhaltigkeit steigt, damit rückt natürlich auch der Holzbau mit den ihm eigenen Qualitäten wieder stärker in den Vordergrund. Konkrete Vorbilder zu benennen ist schwierig, da diese mannigfaltig sind. Was uns in unserer Arbeit sicher stark prägt, sind die traditionellen Bauten des Bregenzerwaldes. Diese bieten trotz aller Einfachheit, eine hohe Kultiviertheit des Wohnens und besitzen darüberhinaus die Fähigkeit, ästhetische und funktionale Bedürfnisse über lange Zeit zu erfüllen. Diesem Vorbild gerecht zu werden sehen wir als unsere Herausforderung.

Es gibt in Österreich an zehn Universitäten bzw. Fachhochschulen die Möglichkeit, Architektur oder artverwandte Fächer zu studieren. Demnach gibt es auch einige Architektur-AbsolventInnen. Wie schwer oder leicht ist es da, sich beruflich zu etablieren und Projekte in dieser Größenordnung zu realisieren?

Wir können nur die Situation in Vorarlberg beurteilen. Hier ist es trotz hoher Architekten-Dichte noch möglich, sich als junges Büro zu etablieren. Dies liegt auch an der Gesetzgebung in Vorarlberg, wonach für die Planung von Einfamilienhäusern keine Befugnis notwendig ist. Gepaart mit dem Bewusstsein für Baukultur innerhalb der Bevölkerung können schon früh eigene Projekte realisiert werden. Der Schritt vom Einfamilienhaus zu größeren Bauaufgaben bleibt natürlich trotzdem eine Herausforderung. Dieser führt nach wie vor über klassische Wettbewerbe. Für uns hat sich dabei als hilfreich erwiesen, dass wir sehr oft in Arbeitsgemeinschaften mit befreundeten, bereits etablierten Büros arbeiten. Dadurch erhält man auch als unbekanntes Büro Zugang zu Wettbewerben, welche einem normalerweise verschlossen bleiben. In weiterer Folge können durch das Zusammenlegen der Kräfte auch anspruchsvolle Projekte gemeinsam bewältigt werden. Was aber schlussendlich zählt, ist natürlich eine Portion Mut und Glück.

Wer sich noch weitere Arbeiten von Sven Matt und Markus Innauer ansehen will, kann dies auf ihrer Website tun. Mehr außergewöhnliche Holzbauten haben wir hier für euch. Wer mehr auf Ruin Porn, schön designte Supermärkte oder Betonbauten steht, für den haben wir auch etwas.

Bild(er) © Adolf Bereuter
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