Viele junge Menschen finden nach dem Verlassen des Elternhauses ihre Erfüllung in der ersten WG. Der Rest wohnt lieber allein in einer stillen Wohnung. Warum das so ist, haben uns ein paar Menschen Anfang 20 erzählt.
Dorinas Küche (© Dorina)
Beschreibe dein Leben alleine in drei Worten.
Evelines Schlafzimmer (© Evelin Gasparevic)
Beschreibe dein Leben alleine in drei Worten. Gemütlich, ungemütlich und frei. Sei ehrlich: Wie lange hat es gedauert bis die letzte Kiste ausgepackt war? Meine letzte Kiste habe ich eigentlich schon recht schnell ausgepackt, ich denke es war eine Woche nach dem Umzug, weil ich fast nichts mitgenommen und alles neu geholt habe. Ich wollte die unkomplizierte Hardcore-Version. Wie lange brauchtest du um dich an die neue Situation zu gewöhnen? Was war das härteste am Umstieg? Einen Monat schätze ich. Anfangs war es sehr eigenartig, erst mit Personen zu kommunizieren, wenn man das Haus verlässt. Niemand sagt einem "Guten Morgen" oder "Räum dein Zimmer auf". Wenn ich mich aber einsam gefühlt habe, habe ich einfach Freunde zu mir eingeladen. Mittlerweile stehen sieben Zahnbürsten im Bad, glaube ich. Welche Vorteile hat die eigene Wohnung gegenüber einer WG und welche Nachteile? Vorteile sind auf jeden Fall, dass ich tun und lassen kann, was ich will. Ich kann kommen und gehen wann ich will, Freunde einladen so oft und so viel ich will, die schlimmste Musik abspielen. Es kümmert niemanden. Man muss auch nichts absprechen oder Kompromisse eingehen. Zu den Nachteilen zähle ich den Haushalt. Den kann man eben nicht teilen und wenn mal der Rauchfangkehrer kommt, muss man auch zu Hause sein. Das schlimmste ist wenn man den Schlüssel vergisst und niemand einem aufmachen kann. Auf einer Skala von Packerlsuppe bis Hauben-Koch, wo siedeln sich du und dein Essen an? Ich koche wirklich sehr, sehr gern. Das Problem ist nur, dass man danach auch wieder abspülen muss und das wiederum ist für mich das mühsamste to-do in einem Haushalt. Deshalb schaue ich immer, so wenig Aufwand wie möglich zu haben. Das Ergebnis sind dann meistens Nudeln. Außer meine Freunde kommen vorbei, dann wage ich mich schon mal selbstgemachte Burger. Gibt es ein Möbelstück, einen Gegenstand ohne den du niemals ausgezogen wärst? Nein, mich hätte nichts auf der Welt aufhalten können auszuziehen. Meine ganzen alten Möbel habe ich ja zu Hause gelassen. Meine Freiheit und Unabhängigkeit ist mir wichtiger als Gegenstände. Eigentlich könnte ich überall wohnen. Welchen Fehler hast du gemacht, vor dem du andere bewahren willst? Bevor jemand auszieht, sollte er herausfinden wie dünn die Wände wirklich sind und wie laut die Nachbarn. Bei mir zu Hause hört es sich manchmal wie in einer ATV-Sendung an. Was vermisst du am meisten am Hotel Mama? Die ganze Haushaltsplanung und organisatorische Dinge, wie Miete zahlen und so etwas, das haben Mamas einfach drauf. Sonst genieße ich es einfach in vollen Zügen und kann mir eigentlich nichts Besseres vorstellen. Und zum Abschluss ist nochmal Ehrlichkeit gefragt: Wer wäscht deine Wäsche? Hahaha, meine Wäsche wäscht meine Mama, weil ich bei mir zu Hause keinen Platz für eine Waschmaschine habe, was ich jetzt eigentlich sehr vorteilhaft finde.
Julias Wohnzimmer (© Julia)
Beschreibe dein Leben alleine in drei Worten. Freiheit, Struktur, Lebenslust. Sei ehrlich: Wie lange hat es gedauert bis die letzte Kiste ausgepackt war? Die letzte Kiste war relativ – nach 2 bis 3 Monaten – schnell ausgepackt, nur die Sachen waren nicht ganz so schnell eingeräumt. Die Lampen haben eindeutig am längsten gebraucht: Sie wurden erst ein Jahr nach dem Umzug aufgehängt. Wie lange brauchtest du, um dich an die neue Situation zu gewöhnen? Was war das Härteste am Umstieg? Also bei mir war die Situation ab dem Moment, wo die Wohnung halbwegs gemütlich und eingeräumt war, sehr vertraut. Für mich hat mit diesem Umzug ein komplett neuer Lebensabschnitt begonnen und ich habe vor allem die Freiheit genossen. Ich würde die erste Phase in der neuen Wohnung nicht direkt als "gewöhnen" bezeichnen, weil mein Freund mich sehr unterstützt hat und er eigentlich die halbe Zeit bei mir wohnt. Daher war das eine spannende Umstellung, eine Wohnung für sich zu haben. Ich glaube, für einen gesamten Haushalt verantwortlich zu sein und sich um alles kümmern zu müssen, war am schwierigsten. Plötzlich muss man die Uhrzeiten der Supermärkte studieren und sich mit Putzmitteln auseinandersetzen. Es war sehr ungewohnt Zeit fürs Kochen und Putzen mit einplanen zu müssen. Welche Vorteile hat die eigene Wohnung für dich gegenüber einer WG? Gibt es für dich Nachteile? Dass ich machen kann, was ich will und wann ich will. Ich muss mein Leben nach niemandem richten und habe die komplette Freiheit. Vor allem mit meinem Freund finde ich es sehr angenehm, Raum für uns beide zu haben. Und wenn ich Freunde einlade, muss ich auch niemanden um Erlaubnis fragen. Von Nachteilen direkt kann ich eigentlich nicht sprechen. Natürlich gibt es finanzielle Vorteile, sich die Wohnung mit jemandem zu teilen, aber die halten sich – was ich von meinen Freunden weiß – absolut im Rahmen und sind in Relation sehr gering. Das Alleinsein, das sich viele erdrückend in einer eigenen Wohnung vorstellen, kann ich nicht nachvollziehen. Auf einer Skala von Packerlsuppe bis Hauben-Köchin, wo siedeln sich du und dein Essen an? Kommt auf den Zeitrahmen an. Wenn ich meinen Freund am Wochenende bekoche (was ich seiner Meinung nach zu selten mache), kommt eine kleine Hauben-Köchin zum Vorschein. Aber unter der Woche zwischen Uni und Lernen muss es schnell gehen und es wird Pasta oder Ähnliches gekocht. Meine Mutter legt immer sehr viel Wert darauf, frisch zu kochen und diese Eigenschaft habe ich übernommen. Packerlsuppe gibt es nie, aber schnelle einfache Gerichte werden oft frisch gekocht. Gibt es ein Möbelstück, einen Gegenstand, ohne den du niemals ausgezogen wärst? Eigentlich nicht. Ich habe mir kurz vor dem Umzug einen Schreib-/Esstisch aus England bestellt, den hätte ich natürlich nicht bei meinen Eltern gelassen, aber sonst wurde alles neu gekauft bzw. aus unserem Ferienhaus mitgenommen. Welchen Fehler hast du gemacht, vor dem du andere bewahren willst? Fällt mir eigentlich keiner ein. Was vermisst du am meisten am Hotel Mama? Am Meisten vermisse ich das frischgekochte Essen, das ich sonst täglich bekommen habe. Es gibt nichts Schöneres als sich nach einem langen Tag an den Tisch zu setzen, nichts machen zu müssen und bekocht zu werden. Außerdem füllt sich der Kühlschrank nicht mehr von alleine. Und zum Abschluss ist nochmal Ehrlichkeit gefragt: Wer wäscht deine Wäsche? Da muss ich zugeben, dass ich die Tradition von meinem älteren Bruder übernommen habe und meine Mama die Wäsche noch wäscht und mein Papa sie mit dem Auto einmal in der Woche zu mir bringt. Meine Mutter meint, dass wir mit dem Studium und dem eigenen Haushalt sonst genug zu tun haben.
Patricia über ihrer Heizung (© Patricia Haberberger)
Beschreibe dein Leben alleine in drei Worten. Lass, mal, stecken. Sei ehrlich: Wie lange hat es gedauert bis die letzte Kiste ausgepackt war? "Die letzte Kiste" ist irgendwie schwierig zu sagen. Ich denke, dass sie bis heute noch nicht ausgepackt ist, da ich mich alles andere als angekommen fühle. Welche Vorteile hat die eigene Wohnung gegenüber der WG und welche Nachteile? Ein Riesenvorteil ist definitiv, dass Menschlein sein eigenes kleines Nest hat, in welchem es tun und lassen kann, was es nun mal möchte. Der größte Nachteil ist, dass abends alleine Bier zu trinken kein Spaß macht und wir aus dem Alter heraus sind, in dem wir uns unsichtbare beste Freunde erschaffen (schade eigentlich). Auf einer Skala von Packerlsuppe bis Haubenkoch, wo siedeln sich du und dein Essen an? Haubenköchin mit Drang zum nächtlichen Anruf beim Lieferservice. Ich bin es seit langer Zeit gewohnt zu kochen, jedoch eine 1-Frau-Partie ist eine neue Erfahrung. Gibt es ein Möbelstück, einen Gegenstand ohne den du niemals ausgezogen wärst? JA! Meine Stabmixer-Kombi. PS: Ich weiß, dass ist kein Möbelstück aber fuck the System. Mein kleines Zaubergerät, welches zerstört und zerkleinert und püriert und alle wundervollen Stücke spielt, um Essen in eine andere Form bzw. Konsistenz zu verwandeln (magisch sag ich doch). Welchen Fehler hast du gemacht, vor dem du andere bewahren willst? Zieh niemals in eine Erdgeschosswohnung und die Farbe Orange ist der Feind. Was vermisst du am meisten am Hotel Mama? Gratis Prosecco mit Erdbeeren und die sogenannte Ersatzpackung Zigaretten von Muddi. Und zum Abschluss ist nochmal Ehrlichkeit gefragt: Wer wäscht deine Wäsche? Meine Waschmaschine und ich haben sowohl eine Beziehungskrise als auch ein grundlegendes Kommunikationsproblem.
Simon's Wohnzimmer (© Simon Dietz)
Beschreibe dein Leben alleine in drei Worten. Entspannt, befreit, und ja wenn es sein muss... einsam. Sei ehrlich: Wie lange hat es gedauert bis die letzte Kiste ausgepackt war? Nicht besonders lang, was das betrifft war ich relativ schnell. Man muss sagen ich hatte ein bisschen Unterstützung von Familie und Freunden. Wie lange brauchtest du um dich an die neue Situation zu gewöhnen? Was war das Härteste am Umstieg? Es war eher ein erleichterndes Gefühl, endlich seine eigene Wohnung zu haben. Schwierig war die Tatsche zu akzeptieren, dass wenn man selber nicht einkauft auch nichts zum Essen zu Hause ist. Welche Vorteile hat das alleine Wohnung für dich gegenüber einer WG? Gibt es für dich Nachteile? Ich muss nur meinen eigenen Dreck wegräumen. Dass man, wenn man alleine wohnt, selber entscheiden kann, wie man seine Wohnung gestaltet, ist wohl klar. Auf einer Skala von Packerlsuppe bis Hauben-Koch, wo siedeln sich du und dein Essen an? Bei mir geht es stark in beide Extreme, von der Packerlsuppe bis zum Lungenbraten. Eines muss man schon sagen, ein bisschen kochen lernt man schon. Irgendwann reicht es einem, immer dasselbe zu essen. Gibt es ein Möbelstück, einen Gegenstand ohne den du niemals ausgezogen wärst? Nein, außer man zählt Fernseher, Stereoanlage und Platten als Möbelstück. Welchen Fehler hast du gemacht, vor dem du andere bewahren willst? Wenn man länger von zu Hause weg ist, sollte man bloß nichts Essbares zu Hause vergessen. Die Leute die man beauftragt vorbei zu sehen, machen das oft doch nicht. Am Ende des Sommers hat man es dann mit vielen Fliegen in der Wohnung zu tun. Was vermisst du am meisten am Hotel Mama? ESSEN!!! Vor allem am Sonntag Morgen. Und zum Abschluss ist nochmal Ehrlichkeit gefragt: Wer wäscht deine Wäsche? Ich selber, bei meinem Vater zu Hause. Aber um ehrlich zu sein lass sie manchmal in der Maschine, sodass die Putzfrau meines Vaters quasi gezwungen ist, sie aufzuhängen.
Yannicks Wohnzimmer (© Yannick Heidlmair)
Beschreibe dein Leben alleine in drei Worten. Young, wild & free. Sei ehrlich: Wie lange hat es gedauert bis die letzte Kiste ausgepackt war? Ich habe meine letzte Kiste am 23. März 2015 ausgepackt, am selben Tag an dem ich eingezogen bin. Wie lange brauchtest du, um dich an die neue Situation zu gewöhnen? Was war das Härteste am Umstieg? Das war alles sehr einfach. Ich konnte mich auf die Unterstützung meiner Eltern und meiner Freundin verlassen. Auf einer Skala von Packerlsuppe bis Hauben-Koch, wo siedeln sich du und dein Essen an? An guten Tagen kann schon mal das eine oder andere Schmankerl dabei sein, oft gebe ich mich aber auch mit einer Tiefkühlpizza oder einer Bestellung beim Asiaten zufrieden. Gibt es ein Möbelstück, einen Gegenstand ohne den du niemals ausgezogen wärst? Meine Muskatnussreibe. Welchen Fehler hast du gemacht, vor dem du andere bewahren willst? Macht euch Gedanken, wie viele Lebensmittel ihr tatsächlich braucht. Mir fiel es anfangs schwer einzuschätzen, wie viel ich pro Woche konsumiere und musste daher schweren Herzens einiges wegschmeißen. Was vermisst du am meisten am Hotel Mama? Eindeutig meine Mama. Und zum Abschluss ist nochmal Ehrlichkeit gefragt: Wer wäscht deine Wäsche? Ich habe eine eigene Waschmaschine und daher das Vergnügen meine Wäsche selbst zu waschen.
Natürlich sind Menschen und Geschmäcker verschieden. Manche wollen den WG-Trubel, andere eben nicht. Eines ist jedoch unbestreitbar: Die Kontrolle zu haben, ob sich jemand in deinen vier Wänden aufhält oder du an einem verregneten Tag nackt beim Putzen zu „Africa“ von Toto tanzt, ist eine Art von Freiheit, die sich in WGs schlechter verwirklichen lässt als allein zu Haus.