Kamis Musikjahr 2020

Alle Jahre wieder blickt unsere Redaktion auf die musikalischen Highlights der letzten zwölf Monate zurück. Mit streng subjektivem Blick. Was Kami Kleedorfer 2020 musikalisch bewegt hat, könnt ihr hier nachlesen.

© Sonja Find

Was Musikproduktionen betrifft, war 2020 ein durchwegs gutes Jahr. Entgegen ersten Befürchtungen ist die Krise bei den Veröffentlichungen nicht so wirklich angekommen – zumindest im elektronischen Bereich. Natürlich gilt das nicht für Konzerte, Festivals und das gesamte Clubleben. Und auch bei den Chartstürmern und Festival-Headlinern mag sich das anders verhalten, weil die vor allem von groß angelegten Tourneen leben und neue Alben mehr als Mittel zum Zweck dienen – aber darum geht’s hier ja nicht. Jedenfalls hat sich mein absolutes Lieblingsgenre, Slow House, prächtig weiterentwickelt: jede Menge traumhaft groovende Releases und immer wieder neue Labels, die das Genre bereichern. Erfreulich in diesem schwierigen Jahr sind auch diverse Jubiläen von Labels, die sich über die Jahrzehnte hinweg finanziell gehalten und musikalisch weiterentwickelt haben.

Alben des Jahres 2020

Róisín Murphy »Róisín Machine« (Skint Records)
Von Stimme und Persönlichkeit her ist die Frau eine absolute Ausnahmeerscheinung. Moloko, saugute Songs – das war aber nur der Anfang! Die Live@Home-Videos zeigen, wie man den Lockdown in eigener Sache nützen kann.

Booka Shade »Dear Future Self« (Blaufield Music)
Booka Shade sind die kommerzielle Speerspitze der deutschen Elektronikszene. Das im Mai 2020 erschienene Album ist streckenweise ein wenig cheesy, aber in Summe ein starkes Lebenszeichen.

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Automat »Modul« (Compost Records)
Drei Vollblutmusiker mit einer beachtlichen musikalischen Vergangenheit jammen entspannt zwischen Jazz, Dub und Elektronik. Ein schönes Album für zu Hause mit zwei Remix-EPs zum Abrocken.

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Tokimonsta »Oasis Nocturno« (Young Art Records)
Sehr kurzweiliges Album der aus Los Angeles stammenden Hip-Hop-Künstlerin, die gerne in Soul-Archiven stöbert, aber auch bei Psychedelischem Anleihen nimmt und mit Vorliebe Wummerbässe einsetzt. Hat im Herbst ein sehr nices Remixalbum nachgeschossen.

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Who Made Who »Synchronicty« (Kompakt)
Auch die dänische Formation begibt sich auf eine musikalische Reise, auf die sie für jeden Track andere MusikerInnen eingeladen hat, als ProduzentInnen mitzuwirken. Schön bunt, so wie das Cover.

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Ennio Morricone »Morricone Segreto« (Universal)

Nach dem Ableben des italienischen Großmeisters der Filmmusik – von Spaghetti-Western bis hin zu Mafiafilmen – veröffentlicht Universal ein Album mit unbekanntem oder bisher verschollen geglaubtem Material.

Sabo »Buddy System« (Sol Selectas)
Sol-Selectas-Labelchef Sabo versammelt seine Getreuen aus dem Slow-House-Genre um sich, um einen stimmigen Longplayer mit perkussiven und orientalischen Einschlägen zu produzieren.

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Caribou »Suddenly« (City Slang)

Ein weiteres Qualitätsprodukt aus dem Hause Dan Snaith. »Suddenly« ist toll, kommt aber nicht ganz an die Alben der frühen 2010er-Jahre heran. Die mehr am Dancefloor orientierten Remixes kompensieren das.

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Various »La ciudad de las palacios – Vol. 2« (Akasha MX)
Musik und Artwork gehen bei diesem mexikanischen Label Hand in Hand; die bei Akasha gesignten Künstler bringen hier ihre düstere Seite zum Vorschein. Da oft mit Lokalkolorit – zumeist Gitarren, Percussions – wirken die Tracks freundlich(er) und nicht depri.

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Various »A Tribe Called Kotori – Chapter 5«
Das mit Oliver Koletzki verbandelte Label bringt eine wunderschöne Compilation mit entspannten, eher im Downbeat-Bereich nagesiedelten Produktionen heraus. Tribale Rhythmen und exotische Instrumentierung erzeugen eine deepe, meditative Stimmung.

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Various: »Too Slow To Disco Neo – The Sunset Manifesto« (Too Slow To Disco)
Wo bitte sind die Schirmchendrinks und der Strand zum Tanzen? Bei der Compilation mit den geschmeidigen Disco-Touch-Tracks kommt akutes Fernweh auf.

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