Komm, süßer Tod

So wie sich in dem Haas Roman die zwei Rettungsverbände rivalisierend gegenüberstehen, scheuern sich auch auf „We Are Undone“ zwei Artverwandte aneinander auf und blutig.

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Dabei darf es, wie eben auch beim Brenner gerne ein bisschen schmutziger zugehen. Auf der einen Seite findet sich das stete, verständliche Verlangen dem Herz die Liebe aufzuzwingen. Dem gegenüber steht die Vermutung, dass alles entsteht, um zu zerfallen und man sich erst im Schmerz dann am Lebendigsten fühlt („Everything is made to fall apart / You force your heart to fall in love / Just to feel it brake“). Du weißt eh Bescheid: Liebe und Schmerz – Die sind halt wirklich fixzamm.

Love, Lust and other disasters

Mit dem vielen Heartbrake und Anger im Rucksack schleicht sich „We Are Undone“ dann auch noch verdammt nahe den Friedhofsmauern entlang: Schädel auf dem Cover, Beerdigung im Bauch. „Invitation To The Funeral“ und „Murder The Season“ titeln etwa die Songs. Dass Schönheit und Tod oft nahe beieinander liegen, wissen nicht nur Jene, die ihren Spaziergang durch die gefärbten Alleen des herbstlichen Zentralfriedhofs bereits hinter sich haben.

Auch Themen wie ungewollte Schwangerschaft und allgemeine Daseinsberechtigung krallt sich der inzwischen 34-jährige Frontmann vom Nährboden der gescheiterten Existenzen um sie mit einer gscheiten Portion Wut durchs Mikrofon zu pulvern. Das dreckige, schunkelnde „Incidental“ etwa, erzählt von wartenden Müttern in Krankenhäusern und der mitschwingenden Gewissheit, nicht absichtlich in diese Welt gesetzt worden zu sein („She had indecision / I was incidental“). Aber hey. Sei’s drum.

Hits, Hits, Hits

Wem das jetzt alles ein wenig zu sad und beklemmend daherkommt kann auch im charmant-raubeinigen Neo-Blues der zwei San-Franziskaner und der mit Whisky geölten Reibeisenstimme Stephens seinen Zugang finden. Diese Stimmungsmacher legen fortwährend-schützend die Arme um die abgemagerten, knochigen Texthüften.

Das Einzige, das dem Album abgeht ist ein Überhit wie das ewige „Steady Rollin’“. Die Eingängigkeit wurde diesmal großzügiger über das Album verteilt. Gesunde Ausgewogenheit quasi. Das ist halt auch immer ein bisserl langweilig.

Two Gallants x Wittgenstein x Godard

There’s So Much I Don’t Know“ macht dann den unguten wenn auch philosophischen Rausschmeißer: Zu Viel, als dass man Alles wissen kann, zu Viel für das man keine Worte findet. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man halt schweigen. Oder wie der Godard es nimmt: „Das Ende der Sprache ist das Ende der Welt – Meiner Sprache, Meiner Welt“. Es folgt die Stille. Ende.

"We Are Undone" erscheint am 30. Jänner. Am 9. März spielen sie im Wiener WUK. Ich geh hin. Ihr hoffentlich auch.

Bild(er) © Pias Coop/Ato (rough trade)
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