Finanziert von der Kulturabteilung der Stadt Wien soll in den nächsten zwölf Monaten die Entwicklung einer Anlauf- und Vermittlungsstelle erfolgen.
Es ist nun knapp ein Jahr her, dass im Wiener Rhiz die erste einer Reihe von Podiumsdiskussionen der Initiative N8BM stattgefunden hat. Zum Thema »Service- und Anlaufstelle« für ClubbetreiberInnen und VeranstalterInnen saß u. a. Lutz Leichsenring von der Clubcommission Berlin auf der Bühne des Gürtellokals. Der Verein vertritt die Interessen seiner ca. 250 Mitglieder – Clubs und VeranstalterInnen – in (außer-)parlamentarischen Ausschüssen, verhandelt Rahmenverträge, bietet Weiterbildungen sowie Beratungen an und leistet Hilfestellung bei konkreten Problemen. Bei den Schilderungen Leichsenrings, was das Leistungsspektrum, aber auch die finanzielle Ausstattung seiner Organisation betrifft, war vielen im Publikum der Neid regelrecht ins Gesicht geschrieben: Eine unabhängige Stelle, die die Interessen der Clubkultur und Nachtwirtschaft auf Augenhöhe mit Politik, Behörden, aber auch AnrainerInnen diskutiert und deren Arbeit tatsächliche Verbesserungen für alle Stakeholder bringt – das würde man sich auch für Wien wünschen.
Erfolgreiche internationale Vorbilder
Schon vor den Veranstaltungen der Initiative N8BM, die letztlich in eine Petition an die Stadt mündeten, parallel dazu und auch danach hat sich in der Sache einiges bewegt. So haben etwa die in Wien mitregierenden Grünen (neben den Neos deutlichste BefürworterInnen dieser Bestrebungen) in mehreren Gesprächsrunden mit SzenevertreterInnen Handlungsfelder ausgearbeitet, eines davon eben die angestrebte Einrichtung einer Servicestelle für Events und Venues. Eine weitere Initiative mit dem klingenden Namen »IG fort« hat sich darum bemüht, die Anliegen der Szene zu formulieren, und – gefördert von der Stadt – haben die beiden ehemaligen The-Gap-ChefredakteurInnen Stefan Niederwieser und Yasmin Vihaus im »Forschungsbericht Clubkultur Wien« den Status quo ausgelotet – die Probleme, mit denen VeranstalterInnen konfrontiert sind, die Rolle der mehr als 50 Stakeholder, aber auch erfolgreiche internationale Vorbilder für Club Commissions und Night Mayors.
Der Dezember brachte schließlich Bewegung in die Sache: Mit 290.000 Euro aus den Mitteln der Kulturabteilung der Stadt soll unter dem neutralen und mit breiter Wertschätzung ausgestatteten Dach des Mica – Music Austria in den nächsten zwölf Monaten die Entwicklung einer Anlauf- und Vermittlungsstelle erfolgen. Am schönen, aber nicht für alle verträglichen Namen Nachtbürgermeister sollte es nicht scheitern, weshalb nun eben stattdessen die Vienna Club Commission ins Leben gerufen wurde. Mit dabei sind in der Anfangsphase neben Mica-Chefin Sabine Reiter noch Martina Brunner, die Gründerin der Initiative N8BM, der Veranstalter Laurent Koepp (Tanz durch den Tag, Aufwind Festival) und Stefan Niederwieser. Deren Aufgabe in erster Linie: die Erhebung des Ist-Zustands und der konkreten Nutzung sowie des darüber hinausgehenden Bedarfs bezüglich städtischer Services für ClubbetreiberInnen und VeranstalterInnen. Und, daraus abgeleitet, die Organisationsentwicklung für die neue Schnittstelle zwischen Clubs, AnrainerInnen, Behörden und Politik.
Potenzial für Kultur und Wirtschaft
Wie viel es den Beteiligten bringen kann, wenn Problemlösungen gemeinsam erarbeitet werden, zeigen die internationalen Beispiele: größeres gegenseitiges Verständnis, weniger Lärmbeschwerden, einfacher nutzbare Freiräume, gesicherte Standorte. Und sie zeigen überdies, dass Clubkultur und Nachtwirtschaft das Potenzial haben zu wachsen – auch als wirtschaftlicher Faktor, den die Wirtschaftskammer Wien aktuell mit 440 Millionen Euro Bruttowertschöpfung beziffert. Von ihrer Relevanz für Lebensqualität, das kulturelle Angebot und Wien als Musikstadt ganz zu schweigen. Es bleibt zu hoffen, dass die EntscheidungsträgerInnen dem trotz des bevorstehenden Wahljahres Rechnung tragen und bereit sind, die Vienna Club Commission breit aufzustellen. Was auch hieße, Mittel dafür nicht nur aus dem Kulturtopf zuzuweisen, denn auch Bereiche wie Wirtschaft, Tourismus, Stadtentwicklung oder Diversität böten hier deutliche Anknüpfungspunkte.
Manuel Fronhofer ist Mitbegründer und Co-Herausgeber von The Gap. Er ist per Mail erreichbar und – selten, aber doch – auch auf Twitter aktiv.