Man stellt sich eine Marke als Mensch vor

Charlie von den Zweieinhalb Männern verdient sich damit ein Strandhaus. In Österreich ist aber zumindest Soundbrandingnoch kein Thema. Wir haben einem Fragen gestellt, der das ändern möchte.

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Maxamillion macht Musik für Werbung und Marken. Das klingt vielleicht nicht für alle Musiker nach Traumjob, aber auch in diesem Bereich würde man sich ja eher gut als schlechte Musik wünschen. So wie Flughäfen sich ihren erklassigen Ambient verdient haben, wie von Brian Eno, so wollen manche große Marken auf eine bestimmte Art klingen. Audi, Telekom, Mercedes – für solche Konzerne hat er, bürgerlich Maximillian Hecke, schon gearbeitet. In Österreich ist erzumindest in dem Bereich Soundbranding relativ alleine. Warum das?

Über Musik schreiben ist wie zu Architektur tanzen. Was aber ist dann der Sound einer Firma?

Alles was die Marke hörbar macht gehört zum Thema Sound-Branding – der Sound der Autotür, wenn man sie zuschlägt, über die Melodie in der Telefonwarteschleife bis hin zum Werbesong im TV Spot und vieles mehr. Im Idealfall sollten alle Komponenten ineinander greifen. Am besten man stellt sich die eigene Marke als Mensch vor – meine Aufgabe ist es dann, die Eigenschaften dieses Menschen auf die akustische Ebene zu übersetzen.

Du bekommst sicher Briefings mit denen man Bullshit-Bingo spielen kann, Innovation, Exklusiv, Nachhaltig. Was rangiert da ganz oben?

Würde ich gar nicht so sagen. Einzelne Begriffe würden auch nicht ausreichen um sich ein Bild von einer Marke machen zu können. Oft sind eher Aussagen wie „wir hätten gerne etwas peppiges, aber auch ruhig, etwas modernes mit viel bass, aber doch eher klassisch,“ das Highlight. Das Glück ist, dass jede Marke ohnehin ihre eigene Sprache spricht.

Du versprichst Individualität ohne Lizenzprobleme. Das kann viel heissen. Hättest du diesen Peugeot so ähnlich mit einem Bilderbuch-RipoffGeklaute Maschin?

Ich persönlich bin ein Gegner von Soundalikes. Musik muss den Menschen wieder etwas wert sein, egal ob im Corporate-Bereich oder privat. Die großen Firmen bedienen sich bei den Tonstudios, wo diese Soundalikes wie am Fließband produziert werden. Für die Urheber der Originaltracks, in diesem Fall Bilderbuch, ist das sehr bitter. Individualität ohne Lizenzprobleme bedeutet, dass der Kunde nicht zwischen teuren Lizenzen für bestehende Tracks oder schlecht produzierter Musik von diversen Plattformen wählen muss. Die „goldenen Mitte“ ist ein eigene Komposition – und der Mehrwert für die Unternehmen gewaltig.

Deine Kunden sind großteils aus Deutschland. Wer macht in Österreich gutes Sound-Branding?

Das Ziel ist, gemeinsam mit meinen Kollegen (man kann die Sound-Branding Agenturen in Österreich noch an einer Hand abzählen) den Management Prozess Sound-Branding als eigenständige Disziplin in Österreich endgültig zu etablieren. In den USA und auch in Deutschland hat das Thema immer schon einen sehr hohen Stellenwert. Das Bewusstsein der Unternehmen für das Thema wird aber auch hierzulande immer größer. Ich möchte vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen ansprechen. Nachdem gerade sie mit großem Konkurrenzdruck kämpfen ist eine eigene Sound-Brand eine ideale Möglichkeit sich vom Mitbewerb abzugrenzen.

Wie viel Zeit verbringst du in deinem Job mit Musikmachen und wie viel mit Netzwerken?

Der Tag hat 24 Stunden – und die Nacht. Untertags bin ich meistens auf Achse und bei den Kunden. Die kreative Arbeit verlagere ich dann auf den späteren Teil des Tages. Wenn man sich in einer kreativen Phase befindet, kann es auch etwas später werden.. Beim Netzwerken helfen Facebook und Co zwar heute immens, aber das persönliche Gespräch bleibt zum Glück unersetzbar. Insgesamt also ziemlich ausgeglichen würde ich sagen.

Reich?

Nur an Erfahrungen. Und die sind bekanntlich unbezahlbar.

Kann man Soundbranding lernen oder kommt man einfach dazu?

Ich persönlich bin eher in das Thema hineingerutscht. Begonnen hat meine musikalische Karriere vor ein paar Jahren mit diversen Eigenkompositionen in meiner SoundCloud – Eines Tages kam die Anfrage für Werbezwecke. Nachdem ich mich dann in die wissenschaftliche Disziplin eingearbeitet hatte, folgte der Schritt in die Selbstständigkeit. Die Grundvoraussetzungen sind musikalisches Talent und ein Sinn für Werbung und Marketing – eines Tages wird es auch bei uns Studiengänge für Sound-Branding geben, das ist klar.

Ein kurzes Video was Sound-Branding ist, kann man hier sehen. Maximilian Hecke macht als Maxamillion Sounds und Musik für Marken und Werbung. Auf Soundcloud ist er auch. House halt.

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