»Raus aus meinen eigenen Kasten« – Marco Kleebauer über sein Solo-Debütalbum »Magnolia«

Star-Produzent und Leyya-Co-Star Marco Kleebauer legt mit »Magnolia« ein beachtliches Solo-Debüt hin. Im Interview erklärt er uns, welche große Idee hinter seinem Konzeptalbum steckt.

© Max Hartmann

In Skelett-Anzügen kommen Marco Kleebauer und sein Ensemble die Stiegen zur Bühne im Fluc hinunter. Konzertmeister Kleebauer wird bei der Live-Präsentation seines Albums »Magnolia« von drei Freunden an den Percussions und Synths unterstützt – sogar ein Saxophon joined die Gang. Marco Kleebauer zeigt an diesem Abend im Fluc, dass er sehr viel mehr ist als die Hälfte eines Duos oder Produzent von Bilderbuch, Oehl und anderen Export-Konsorten. Marco Kleebauer ist eine eigene Marke mit eigenem Sound – einem, der in Österreich weiterhin seines gleichen suchen wird. In »Magnolia« beschäftigt sich Kleebauer mit dem freudschen Überthema Schlaf und Traum und testet anhand dieser inhaltlichen Idee diverse Richtungen an, immer mit komplexem Rhythmus und detailverliebten Beat-Einsätzen und -Samples. Als Sekundärliteratur zum Hörerlebnis empfiehlt sich das unten stehende Interview mit dem Maestro.

Neben Leyya und unzähligen Studioarbeiten für andere Artists bringst du nun erstmals ein Album in Soloregie heraus. Haben dich deine bisherigen Kooperationen und Arbeiten mit anderen KünstlerInnen auch für »Magnolia« geprägt oder machst du da inhaltlich einen clean Cut?

Natürlich haben alle Projekte, an denen ich mitgearbeitet habe, dieses Album beeinflusst und das ist auch gut und wichtig. Ich würde eher sagen dass ich vieles, was ich von anderen Bands/KünstlerInnen mitgenommen und gelernt habe, an meine eigene Welt anpassen musste – das bringt mich auch aus meinen eigenen Kasten raus.

Inwiefern unterscheidet sich der Sound deines Soloprojekts? Gibt es etwas, das du in anderen Formationen nicht durchgebracht hättest und dich nun auf deinem eigenen Album traust?

Es unterscheidet sich viel mehr mein Zugang zu meiner Musik wie alles andere – ich hab mir bei meinem Album von Beginn an ein paar Regeln aufgestellt, weil ich wusste, dass es mir auf langer Sicht helfen wird: Zum Ersten gibt es kompositorisch keine Regeln, zum Zweiten mache ich so intuitiv Musik, wie es möglich ist und denke so lange es geht nicht drüber nach, und zum Dritten, dass ich stets auf das Gesamte achte und mich nicht zu sehr in einzelnen Track-Ideen verliere. Darum sehe ich »Magnolia« auch als eine große Idee und nicht viele einzelne.

»Magnolia« Cover-Artwork von Josef F. Kirchbaum

»Magnolia« ist quasi ein Konzeptalbum, das sich mit Traum und Schlaf auseinandersetzt. Du selbst träumst oft ohne Ton. Ist das für dich angenehm, im Schlaf mal nichts zu hören, wenn du in wachem Zustand die ganze Zeit mit Sounds beschäftigt bist?

Ich denke, dass es wohl einen Grund gibt, warum ich ohne Ton träume, aber mit Sicherheit gibt es auch nicht nur eine einzige Antwort darauf, warum das so ist.
Es hat sich ganz von alleine so ergeben, dass ich irgendwann mal versucht habe, so eine Traum-Szene zu vertonen – sozusagen den in Erinnerung gebliebenen »Vibe« subjektiv als Sound festzuhalten.
Es ist witzig – wenn ich gewisse Sounds meiner Tracks höre, assoziiere ich das mit einem Bild aus einem Traum, so ähnlich, wie wenn ein Geruch etwas aus der Vergangenheit triggert. 

Im Sommer hast du Gute-Laune-Dub-Mixes von Mavi Phoenix’ »Ugly«, Bilderbuchs »Mein Herz bricht« und My Ugly Clementines »Never Be Yours«  – die letzten beiden auch im Original deine Produktionen – herausgebracht. Warum gerade diese drei? 

Bei meinem Solo-Projekt geht es Gott sei Dank nicht darum auf eine gewisse rote Linie zu achten – es ist logisch, dass eine Person verschiedene Arten von Musik macht. Das wäre mit einer Band, die sehr oft indirekt an ein Musikgenre gebunden ist, nicht so einfach. Das Genre steht natürlich immer in Wechselwirkung mit dem Image und darum ist das nicht so einfach wie bei einer Einzelperson dessen Projektname sein wirklicher Name ist. Ich werde öffentlich eher als Produzent wahrgenommen und das nutze ich zu meinem Vorteil, was das betrifft.

Für den Release deines Albums hast du das Label Minor Changes gegründet. War das eher ein symbolischer Akt oder was hast du in Zukunft damit vor? 

Es ist mir wichtig, dass dieses Album neben der Musik auch noch eine weitere Ebene etabliert – sozusagen eine fiktive Welt, die jede/r in sich selbst finden kann. Dabei wäre es komisch über eine Plattform zu veröffentlichen, die schon eine gewisse Voreingenommenheit mit sich bringt und es schien mir logisch einfach ein Label zu gründen.

Du hast gefühlt alles produziert, was es in den letzten Jahren in Österreich zu produzieren gab. Gibt es einen Release aus Österreich, von dem du dir wünschst, du wärst daran beteiligt gewesen? 

Ich bin wirklich sehr dankbar, mit so vielen kreativen Leuten umgeben zu sein. Ich merke immer mehr, wie mich jede Kollaboration immens selbst als Musiker weiterbringt. Momentan passiert sehr viel in Wien und ich bin auf jeden Fall offen, was noch alles auf mich zukommen wird.

Marco Kleebauer hat heute sein Debütalbum »Magnolia« auf seinem selbst gegründeten Label Minor Changes veröffentlicht.

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