Mozart Must Die

Kid Pex der Mozart Killer sorgte schon im “Schlauchetzten“ – der Heute Zeitung – für Radau. Er selbst sieht’s locker. Wir haben mit ihm über die Wiener Schule, den Opernball, Alltagsrassismus, das Musikantenstadl und die alte Schule geredet.

Warum steht ORF Kultur Lady Barbara Rett auf deiner Liste und glaubst du nicht, dass es andere mehr verdient hätten?

Wenn ich den Mozart im Video killen lasse, dann ist das ein Skandal. Aber wenn sich die feine Dame Barbara Rett bei der Übertragung des Opernballs über den Balkan abwertend äußert, dann wird nur von gewissen Ethnomedien in Österreich auf diese Art der Diskriminierung hingewiesen. Als sie ein Interview mit einem ausländischen Gast machte und dieser Wien mit dem Balkan verglich, brach sie mit einem spöttischen Lächeln sofort das Interview ab und sagte dabei: "Das hören wir aber nicht gern".

Ich finde es eigentlich besorgniserregend, dass es okay ist in Österreich, sich als TV-Moderator so zu äußern. Wieso sind wir Menschen vom Balkan weniger Wert für die Frau Rett? Das ist in Wirklichkeit der Skandal. Andere wie HC Strache hätten es natürlich auch verdient, aber die Frau Rett ist schon ein sehr krasses Beispiel, wie diese ganze Opernball-Kulturelite tickt. Wenn das salonfähig und akzeptabel ist, dann weiß ich auch nicht.

Letztendlich sind wir – 700.000 Menschen mit Migrationshintergrund vom Balkan – auch GIS-Zahler und der ORF sollte sich fragen, was für ein Weltbild da seine Moderatoren in der Primetime haben. Und auch wenn ich Österreich als mein Zuhause sehe, solche Leute und solche Vorfälle machen es uns schwierig.

Du rappst ja in deiner Muttersprache, ist das für dich Teil deines Integrations-Engagements?

Ich rappe nicht wegen einem Integrationsauftrag oder einen Engagement auf meine Muttersprache. Ich rappe auf Kroatisch weil es meine Muttersprache ist, die mir in die Wiege gelegt wurde. Das ist ein Teil von mir.

Was findest du muss sich in Wien ändern, um eine bessere Integration sicherzustellen?

Man muss Integration immer als beidseitigen Prozess verstehen: er betrifft sowohl die Einheimischen, als auch die Zuwanderer. Beide sind gefordert. In Österreich ist es aber leider so, dass oft nur von der Seite der Zuwandererinnen und Zuwanderern was gefordert wird. Paradoxerweise wird dann z.B. Zweisprachigkeit oft als Handicap und nicht als Bereicherung gesehen.

Das ist alles nur kein Fundament für eine Integration, genauso wenig, wie wenn auf höchster politischer Ebene Schulkinder in Ghettoklassen stecken will, weil sie noch nicht gut genug Deutsch können. Ich selber habe mein akzentfreies österreichisches Deutsch zum Großteil den einheimischen Mitschülern von damals zu verdanken. Dann passieren in Österreich aber so Sachen, dass ein Minister den Alaba auf Englisch anspricht.

Für manche ist das lustig, ich finde es besorgniserregend. Ebenso wie wenn ungerechtfertigte Kündigungen der Masse mit dem Argument "eh nur ein Slowake" schmackhaft gewerden sollen, siehe Plachutta. Es gibt schon viele Indikatoren, dass viele noch im Gestern leben.

Ich wäre der glücklichste Mensch wenn ich morgen in einem Österreich aufwache, wo Menschen dir die Hand reichen, ohne zu fragen woher du kommst, sondern was du machst. Dann würde ich meinen Rap auch nicht mehr Tschuschenrap nennen. Das ist aber leider eine Traumvorstellung.

Deine erfolgreichste Single hieß “Kako je u Beču“ (Wie es in Wien ist), wie findest du eigentlich Wien und die Wiener?

Ich liebe Wien und ich sehe mich als Wiener. Hier lebe ich seit dem neunten Lebensjahr, hier bin ich aufgewachsen, hier habe ich alles erlebt. Auch wenn ich oft Sachen kritisiere, die mir nicht passen: letztendlich liebe ich diese Stadt– sogar die grantige Unfreundlichkeit, aber genauso die Gemütlichkeit und Lässigkeit, die mich manchmal an den Balkan erinnert. Wien war schon immer ein bisschen Balkan. Wien ist das Tor zum Balkan, wie Metternich mal sagte.

Gibt es einen Wiener MC oder Produzenten mit dem du gerne zusammen arbeiten möchtest?

Mit Wiener Rappern und Rapperinnen habe ich schon viel gemacht. Da kommt sicher auch noch vieles. Aber im Endeffekt, wenn es um Wünsche geht, würde ich am liebsten mit Leuten aus anderen Genres mehr machen. Ich habe auf dem aktuellen Album mit burgenlandkroatischen Sängern und Sängerinnen zusammengearbeitet. Es ist schon was Tolles, wenn man schönen Gesang mit Rap verbindet.

Was findest du zeichnet guten, modernen Hip Hop aus?

Es gibt kein Allgemeinrezept für guten Hip Hop. Grundsätzlich denke ich aber, dass Rap schon immer auch Probleme aufzeigen und seine Rebellion behalten sollte. Rap wird eben nie Musikantenstadl sein, wo sich Leute zusaufen, dir ein künstliches Lächeln schenken und dir eine Traumwelt vorspielen. Rap wird auch nie eine Castingshow sein und auch nicht Ö3. Rap ist selfmade. Rap is das reale Leben und Rap ist dein eigener, harter Weg.

Deswegen hören es auch nicht die großen Massen hierzulande. Und egal wie hoch es ein Rapper schafft, im Endeffekt bleibt er schon mit einem Fuß immer im Untergrund. Aber das ist auch gut so. Das macht uns unabhängig von der ganzen Industrie. Da kann es sich eben ein Monobrother leisten und sagen: ja, ich scheiss auf die Amadeus Awards. Zurecht, wenn du mich fragst.

Dinge die wir beim Amadeus Award gelernt haben, könnt Ihr hier nachlesen.

Am 28. Mai ist die Albumpräsentation im "Fania Live".

Das Album "Wiener Schule" von Kid Pex ist bereits erhältlich.

Bild(er) © Thomas Unterberger
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