Mozart Must Die

Kid Pex der Mozart Killer sorgte schon im “Schlauchetzten“ – der Heute Zeitung – für Radau. Er selbst sieht’s locker. Wir haben mit ihm über die Wiener Schule, den Opernball, Alltagsrassismus, das Musikantenstadl und die alte Schule geredet.

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Kid Pex ist ein kroatisch-stämmiger, jetzt in Wien lebender Rapper. Der selbstironische “Tschuschen Rapper vom Dienst“, fühlt sich sich eigentlich ganz wohl in Wien, nur Gehirnpfurze von Teil(s)- Prominenten stoßen ihm sauer auf. Neuerlichen Anlass bot Barbara Rett, die sich recht ungeschickt über den Balkan am Opernball äußerte. Kid regt es vor allem auf, dass Medien das nicht aufgreifen. Das Magazin Kosmo berichtete als einziger darüber. Es wurde sogar eine Anti Barbara Rett-Facebookgruppe ins Leben gerufen. Rett entschuldigte sich öffentlich.

Diskriminierung ist nach wie vor ein Problem sowohl in Österreich als auch am Balkan. Integration ist ein beidseitiger Prozess erklärt uns Kid und hier sind wir alle gefordert. Kid thematisiert diese Probleme nicht nur in seinen Texten, wie seine Zusammenarbeit mit dem serbischen MC Juice beweist. Die kroatisch-serbische Freundschaft wurde durch den Bürgerkrieg auf eine Probe gestellt, Vielfalt ist die das beste Heilmittel für falschen Nationalismus erklärt Kid uns im Interview.

Warum musste Mozart in deinem Musik-Video sterben? Und warum regen sich die Leute so auf – ist ja nur ein Computerspiel.

Eigentlich habe ich ja nichts gegen Mozart. Eher im Gegenteil. Wir haben nur einen würdigen Repräsentanten der alten Wiener Schule gesucht und da war Mozart einfach perfekt. Ich fand letztendlich auch die Idee lustig, dass Balkankinder in einem fiktiven Computerspiel das Wolferl zur Strecke bringen.

Dass das so ein Aufreger wird und ich gleich zum Nestbeschmutzer in der U-Bahn-Zeitung erklärt wurde, zeigt einfach nur, wie wenig es hierzulande braucht um zu provozieren. Es zeigt aber auch, wie wenig Kunst – vor allem Rap – von den selbsternannten Kulturwächtern aus dem Boulevard verstanden wird. Ich freue mich, dass ich – durch die ganze Aufregung – jetzt der Jelinek des Rap in Österreich bin. Es ist ein Kompliment für mich.

Was verbindest du mit der Wiener Schule? Glaubst du ist davon noch etwas übrig geblieben?

Der Begriff Wiener Schule ist in Ländern des Balkans – durch die Zeit der Monarchie geprägt – ein Synonym für etwas Vornehmes und Elitäres. Mittlerweile hat sich Wien jedoch sehr verändert. Und auch wenn es manche Ewiggestrigen hierzulande nicht wahrhaben wollen: Wien ist eine multikulturelle Weltmetropole mit einer unendlichen Vielfalt.

Genau darauf spiele ich letztendlich auch auf meinem Album an, auch wenn ich vor allem dabei auf die Balkan-Community eingehe. Ich zeige auf ironische und teils auch provokative Weise, wie die Wiener Schule 2014 ist.

Was ist von der Wiener Schule übriggeblieben?

Naja, ich würde sagen die wird eher noch einmal im Jahr am Opernball und bei Konzerten der Wiener Sängerknaben am Leben gehalten. Und natürlich auch in touristischen Prospekten (lacht). Das ist aber nicht die Wiener Realität.

Deinen bis jetzt größten Erfolg hattest du gemeinsam mit Juice, er stammt aus Serbien, du bist Kroate – Leider funktioniert diese Freundschaft nicht immer so gut – auch in Wien. Wie siehst du dieses Thema?

Genauso wie ich Alltagsrassismus in Österreich verurteile, verurteile ich auch den Nationalismus am Balkan. Mittlerweile hat sich aber auch sehr viel unten verändert: serbische Musiker kommen regelmäßig nach Kroatien und umgekehrt. Musiker und Sportler machen eben meistens den ersten Schritt. Das ist auch gut so.

Zumindest da wissen wir: wir haben eine wichtige Vorreiterrolle und wir können doch etwas bewirken. Ich habe viele serbische Freunde, genauso wie bosnische oder türkische. Das ist auch gut so. Vielfalt in der eigenen Umgebung ist die beste Medizin gegen die Dummheit des Nationalismus.

In deiner Pressemappe hast du unter anderem Ausschnitte aus der “Heute Zeitung“, kann man da wirklich stolz drauf sein?

Stolz bin ich nicht darauf. Ich bin eher amüsiert, dass ich eines der meistgelesenen Blätter in Wien über mein Video aufregt. Und wenn das Ganze schon vom Boulevard zum Skandal hochgepusht wird, dann spielt und lacht der Tschusch gerne mit. Wieso nicht?

Deine Beats sind ja durchaus alte Schule, wer waren oder sind deine Vorbilder im Hip Hop Biz?

Ich habe sehr viel Westcoast gehört, ebenso habe ich den Berlin Rap um die Jahrtausendwende gefeiert, allen voran die damalige Attitüde von Royal Bunker. Ich mochte schon immer provokante, tabubrecherische Raps, die sich gegen den Mainstream richten und etwas komplett Neues aufbauen. Braver Rap war nie mein Fall. Genauso ist es auch mit meinem Tschuschenrap. Es ist mein Ding, in gewisser Weise natürlich auch mein Leben.

Bild(er) © Thomas Unterberger
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