Für Christian Lakatos ist das Urban Art Forms tot. Er macht nächstes Jahr etwas Neues, ausgerechnet mit der Konkurrenz. Ein ausführliches Interview über die österreichische Festivallandschaft und seine Pläne für das Nu Forms Festival.
[*] Shelly Finkel und Robert Sillermann haben damals Live Nation gegründet. Shelly Finkel ist ein Uralt-Promoter, der mit seiner Frau nach Woodstock das zweitgrößte US-Festival gemacht hat. Dann hat er Live Nation als Investment-Modell aufgebaut und sie haben das an Clear Channel verkauft, dann ist Ticketmaster gekommen. Finkel hat sich dann dem Boxsport zugewandt, hat die Klitschkos in US gemanaget, war glaub Boxmanager des Jahrhunderts. Und hat dann mit 70 oder so gesagt, so jetzt machen wir dasselbe im Elektronikbereich. Er ist wieder zu Sillermann und sie haben SFX gegründet.
Ich habe damals für das Urban Art Forms auch ein Angebot bekommen. Er meinte am Telefon: “Hi, this is Shelly Finkel. You can call me Shelly. Do you know who I am.” Ich: “Jo, was i.” Er: “Anyway, I’ll tell you my story.” Nur wollten die dann gegen ihre ehemalige Firma eine Konkurrenzfirma als größten Elektronik-Musikkonzern aufbauen. Live Nation hat sich mit James Barton von Cream als Electronic Director für Live Nation dagegen aufgestellt. Sillerman und Finkel haben aber unterschätzt, dass das nicht klassisches Konzertbusiness ist. Da spielen so viele Facetten mit. Das ist einer der größte Flops der Musikgeschichte. TomorrowWorld kann man quasi schon um einen Euro kaufen. SFX hat damals Beatport gekauft, Nature One, ID&T, für verrücktes Geld.
ID&T ist ja nach Irfan van Ewijk, Duncan Stutterheim & Theo Lelie benannt. Tiestos Karriere ist dort basierend auf einem Zufall entstanden. Der kam als kleiner DJ zufällig zu einem Warmup Slot. Spielt dort, kommt runter von der Bühne, die halten ihm die Kamera des nationalen Fernsehens ins Gesicht, Tiesto fängt heulen an und sagt, es gibt nicht Schöneres als als Holländer für Holländer spielen zu dürfen. Das ist natürlich medial landesweit breit getreten worden. Duncan Stutterheim hat das Potential erkannt und ihn unter Vertrag genommen. Die haben ihn aufgebaut. Dann ist ihr Vertrag irgendwann ausgelaufen und Tiesto hat sich quasi selbstständig gemacht, da haben sie den Armin Van Buren genommen. Selbes Spiel. Jetzt haben sie Dimitri Vegas & Like Mike aufgebaut. Das ist alles ID&T. Duncan Stutterheim war in frühen Jahren immer ein Vorbild und ist noch viel mehr mein Held, als er letztes Jahr meinte, er zieht sich jetzt zurück weil er EDM nicht mehr versteht und das Ganze nicht mehr fühlt. Nachdem er grob 60 Millionen für seine Firmenanteile bekommen hat, sagt sich das wohl aber auch etwas leichter.
Damals dachte mir, scheiße, du sprichst mir so aus der Seele. Heute mach ich auch nur mehr das, was mir Spass macht. Mit einem Neuanfang Festivaltechnisch. Früher wollte ich beim Urban Art Forms so breit wie möglich elektronische Musik präsentieren, es sollte für jeden etwas dabei sein, von Psytrance, Techno, Drum’n’Bass, etc. Da hat ein Austausch zwischen den Leuten der unterschiedlichen Subgenres statt gefunden. Als dann EDM kam hab ich noch immer gesagt „es muss so breit wie möglich sein von der Programmierung“. Da hatte ich allerdings keine Ahnung wie arg sich das ganze entwickeln sollte mit EDM…
Letztendlich wollte ich bei diesem Wahnsinn nicht mehr mitspielen. Ich würde heutzutage kein Festival mit mehr als 10.000 Besuchern pro Tag mehr veranstalten wollen, insbesonders da ein sehr großer Teil meiner Zeit in UAF Music Management / Künstlermanagement läuft.