Party hard, Insta right – Interview mit Julia Philomena Baschiera und Tim Oppermann zu »Durch die Nacht mit«

Sein Nachtleben will der 22 Jahre alte Jakob für eine Instagram-Story festhalten. Und verpatzt dabei die guten Momente im wahren Leben. Genüßlich stolpern wir im Kurzfilm »Durch die Nacht mit«, der neu in der Cinema Next Series zu streamen ist, mit dem etwas zerstreuten Studenten durch eine sommerliche Partynacht in Wien. Wir baten die RegisseurInnen Julia Philomena Baschiera und Tim Oppermann zum Interview.

© Sebastian Kubelka

»Durch die Nacht mit« ist die nächste Veröffentlichung in der Cinema Next Series, die regelmäßig auf der Streamingplattform Kino VOD Club kostenlos spannende Filme von heimischen Filmtalenten präsentiert.

Cinema Next: In euren eigenen Worten: Worum geht es in »Durch die Nacht mit«?

Julia Philomena Baschiera & Tim Oppermann: Es geht um einen jungen, ruhelosen Studenten, den wir einen Abend lang dabei begleiten, wie er sich von einem Treffen ins nächste stürzt. Wieviel davon Spaß macht, wieviel davon Inszenierung ist – um diese Frage geht’s wahrscheinlich. Und die Antwort dazu, die überlassen wir euch. 

Ein junger Mann, der den Abend nicht erleben kann, ohne ständig Videos für die Insta-Story zu machen. Kennt ihr dieses Bedürfnis oder Verhalten an euch selbst?

Wir kennen das Verhalten natürlich von uns selbst, gehören auch zu der Gruppe junger Menschen dazu, die ständig auf den Bildschirm starren, aber wir können das (vielleicht zumindest) reflektieren und wissen, dass das Bedürfnis, ständig den Moment festhalten zu wollen, die Momente sehr oft zerstört. Vor allem ist der eingefangene Moment eben nur eingefangen, ein Ausschnitt ohne Kontext. 

Selfie von und mit den RegisseurInnen Tim Oppermann und Julia Philomena Baschiera. Tim studiert derzeit an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, Julia studierte u. a. Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Venedig und arbeitet jetzt als Künstlerin, Filmemacherin und Journalistin. Die beiden kennen sich seit der Schulzeit und haben bisher für die Filme der/des anderen Regieassistenz gemacht. »Durch die Nacht mit« ist ihre erste gemeinsame Regiearbeit.

Der Film ist lustig. Aber hat ja auch was Trauriges, oder? Wie seht ihr das?

Wahrscheinlich ist es für manche besonders lustig, für andere besonders traurig oder im Gegenteil, belanglos, weil sie in dem Film nichts Irritierendes sehen. Wir haben versucht, keine Meinung, kein Urteil vorwegzunehmen, sondern möglichst authentisch, vielleicht ein bisschen in dokumentarischer Manier den Abend einer Person festzuhalten – eben auch nur ein Ausschnitt. 

Wie sind die Publikumsreaktionen? Reagieren junge Menschen anders auf den Film als ältere?

Unsere Generation erkennt sich im Film in erster Linie wieder und ist nicht spektakulär geschockt. Interessant und irritierend findet den Film aber vor allem ein älteres Publikum, weil ihre Jugend vielleicht anders – oder umgekehrt erschreckend ähnlich – ausgesehen hat. In der Hinsicht vermittelt der Film vielleicht ganz gut, wie das Studentenleben unserer Generation aussieht. 

Partys, Drinks, Taxifahrten, Wurstelprater …. War der Dreh ein einziger Spaß?

Ja! 😉 

Eine wunderbare Filmszene: Jakob will seine Bekanntschaft auf eine Dose Bier einladen. Für den jungen Studenten ohne Geld nicht ganz so einfach … © Sebastian Kubelka
Zufällige Bekanntschaft am Würstelstand – der Schnaps darf nicht fehlen. © Sebastian Kubelka

Wieviel ist gescripted, wieviel habt ihr mit den SchauspielerInnen improvisiert?

Die Situationen waren gescripted, die Dialoge komplett improvisiert. Wir haben versucht, viel zu proben und ähnlich wie beim Theater sehr ausführlich und detailliert die Rollen zu besprechen, damit während der Takes Momente entstehen können, die wir so vielleicht nicht hätten planen können. 

Welche ist eure Lieblingsszene in »Durch die Nacht mit« und warum?

Die Bankomat- und Würstelstand-Szenen sind unsere liebsten. Beide Momente haben wir schon einmal so ähnlich erlebt. Leider. Wobei die Momente schon auch einfach sehr lustig sind – wenn man über sich lachen kann. 

Eine Interviewreihe in Kooperation mit Cinema Next – Junges Kino aus Österreich.

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