Pinocchio kotzt

Ursprünglich hatte Cosima von Bonin die Idee, ein auf einer Rakete reitendes, kotzendes Küken am Dach des Mumoks zu installieren. Geworden ist es ein Balkon an der Fassade, auf diesem steht eine hölzern wirkende Figur mit langer Nase – der Italiener.

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Wieso jetzt doch Balkon statt Rakete? Die Künstlerin: "Ich fand schon immer, dass ein Museum einen Balkon haben sollte." Richtig. Die gewohnt wortkarge Cosima von Bonin eröffnet am 3. Oktober ihre große Ausstellung "Hippies use side doors. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab" im Mumok. Mit über 100 Arbeiten ist dies die größte je in Österreich gezeigt Werkschau der in Kenia geborenen Künstlerin. Sie arbeitet oft an der Schnittstelle zwischen bildender Kunst und Musik, in der Ausstellung werden unter Anderem ihre Kooperationen mit langjährigen Musikerfreunden wie Dirk von Lowtzow thematisiert; am 4. Oktober werden Tocotronic auch ihr einziges Österreichskonzert 2014 im Zuge der offiziellen Eröffnung der Ausstellung im MQ geben.

An der überlangen Nase des kotzenden Pinocchios baumelt ein Porträt von Thomas Bernhard, von Bonin gestaltete die Figur in Anlehnung an Fery Radax´ "Der Italiener" von 1972, der auf einem Drehbuch von Bernhard basiert. Aber warum kotzt der Bernhardsche Pinocchio? Ist es die Höhe, die Lügen der Politik, lehnt er sich gegen die Künstlerin selbst auf oder ist es die von Bernhard so oft thematisierte und gerechtfertigte Übelkeit erregende Künstler-Bourgeoisie? Von Cosima von Bonin werden wir es vermutlich nie erfahren; eine Interpretation bleibt daher dem Betrachter überlassen, eh wie immer.

Die retrospektivisch angelegte Ausstellung "Hippies use side doors. Das Jahr 2014 hat ein Rad ab." ist vom 4. Oktober 2014 bis zum 18. Jänner 2015 im Mumok zu sehn.

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