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Thees mag Mensch eben. Ex-Tomte Sympathieträger mit 11 textstarken Songs, Indie sensibilisierter Trans-Deutsch-Rock. Konsensträchtig, aber schön.

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Nach 5 Songs bin ich angenehm satt von dieser Musik. Ich mag Thees Uhlmann. Als „Typ“, als Stimme, als Haltung. Ja, auch seine Musik, mit der er diese vielen Uhlmanns hautsächlich in die (deutschsprachige) Welt stellt und durch die sich der 39jährige zu dieser, im Großen und Kleinen, im (Grob-)Politischen und (Ultra-)Persönlichen in Beziehung setzt. Assoziations- und querverbindungsreich stellt er dabei in seinen Texten Zusammenhänge her, macht eine Weltsicht spürbar, die einem offen, sympathisch, emotionale „Nähe“ suchend und zulassend (nicht zuletzt durch den Wiedererkennungswert der breit gestreuten zeitgeschichtlichen und kulturellen Referenzen) begegnet.

Die Frau sagt als sein zweites „Solo-Album“ laut läuft: „Das höre ich nicht als Musik, das ist Lyrik.“ Das stimmt so. Wobei die Musik schon okay ist. Gut gespielt, schön aufgenommen. Uhlmann und seine Band haben in den letzten Jahren unter anderem Arcade Fire gehört – keine schlechte Referenz. Das Muckertum läßt sich nur bei „Es brennt“ selbst von der Leine, da ist der Gestus der „solierenden“ E-Gitarre dafür gleich wirklich komplett unerträglich.

Die Singles „Die Bomben meiner Stadt“ – „vor der Apokalypse zieh´ ich mich erstmal um“ – und „Am 7. März“ sind dafür extrem gelungen. In letzterem singt Thees Uhlmann unter anderem „mich ruft kein Vaterland, man weißt in was das mündet“ und erinnert durch die prominente Nennung des marxistischen Polit-Aktivisten Rudi Dutschke daran, daß die Regierungen demokratischer Staaten Menschen, die das Leben in ihnen auch nur anders denken zum Teil selbst, zum Teil durch die Schaffung eines Klimas, in dem dies andere tun, immer wieder umbringen.

Dieser wache Blick läßt einen viele Unschärfen verzeihen, etwa, wenn Uhlmann in soziologisch recht beliebigen „Naturbeobachtungen“ die Befindlichkeitsseeligkeit durchgeht, wobei er selbst dabei immer wieder lässige Zeilen und Bilder schafft. Eher übel die Wien-Hommage „Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht)“, die sollte Rainhard Fendrich als konkurrenzloses Karriere-Highlight angeboten werden.

Dennoch – Thees Uhlmann als ein zeitgenössisches Nachfolgemodell von Grönemeyer, Westernhagen & Co, ein anders gearteter Mitbewerber von Die Ärzte und Die Toten Hosen oder lebendige Anti-These zu Rechtsrock oder CDU-Soul a la Xavier Naidoo – massenwirksame Musiken als Zeitgeist-Filter – würde mehr als in Ordnung gehen.

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