Black Up

Kein Marketing ist auch eine Strategie und Qualität setzt sich bekanntlich ohnehin durch. Schräge Schachtelbeats aus Seattle.

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Das man mit der richtigen DIY-Marketingstrategie ordentlich Staub aufwirbeln kann haben uns jüngst Earl Sweatshirt und Konsorten (wie dieser Tyler The Creator) gezeigt. Dass das nicht unbedingt mit Qualität gleichzusetzen ist, beweist Ishamel "Butterfly" Butler mit seinem geheimnisvollen Projekt Shabazz Palaces. Auch auf Myspace wird verzichtet, auf der Website von Shabazz Palaces stehen nur ein paar Tourdaten und man kann ein paar Vorgänger Alben kaufen.

Er ist kein Mann großer Töne, zumindest nicht der Presse gegenüber. Im Pitchfork-Interview sagt er, dass er grundsätzlich lieber keine Interviews gibt und eher die Musik für sich sprechen lässt. Klassischer Neunziger Jahre Techno Ansatz, don’t believe the hype und so. Butler weiß wovon er spricht, hat er doch eben diese Neunziger mit der verjazzten Hip-Hop Kombo Digable Planets verbracht. MTV-Rotation inklusive. Da ist es irgendwie klar, dass er mal genug hatte von all dem Rummel und sich nun ganz auf die Musik konzentrieren will. Der Sound ist irgendwo zwischen Gaslamp Killer und Butlers vermeintlichen Cousin Gounjasufi anzusiedeln. Avant-Hip-Hop bester Qualität, R’n’B Sprenksel treffen auf verkopft gebrochene Beats und die Hookline wird ordentlich durchdekonstruiert. Ganz groß der Track "Yeah You", in dem eine ordentlich effektgedängelte Stimme über einen kalt-bräsigen Beat rappt und hin und wieder das inzwischen klassisches Durchladen einer Pistole zu hören ist. Hier wird nicht mit Hip-Hop abgerechnet, hier werden keine doof theatralischen Spielchen gespielt. Das Saxophon in "Endeavors For Never" ist keinesfalls ein ironisches und dass der Synth in "An Echo From The Hosts That Profess Infinitum" wie eine verbrauchte, müde Version des Dead Prez Klassikers "Bigger Than Hip Hop" klingt ist wohl auch kein Zufall.

Auch der Name seines Projekts lädt dann in wunderbar Thomas Meinecke geschulter Manier zum lustigen Querverweise suchen ein: Shabazz, Malcolm X, Shabazz the Disciple, Lakim Shabazz sind nur ein paar popkulturelle Links die sich ziehen lassen. Durchaus lehrreich diese kleine Irrfahrt durch die Geschichte des afro-islamischen Widerstands. Durch diesen Subtext ist Butler wohl gelungen was er vorhatte: über ordentlich dicke Beats ein wenig Aufklärungsarbeit zu leisten. Sehr erfrischend in Zeiten allseits durchdeklinierter Ironie.

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