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Ein Albtraum: Ich strande auf einer einsamen Insel. Glück im Unglück: Ich finde einen Bungalow. Klimaanlage, Wasser, Stomversorgung, Lebensmittel – alles da. Nur kein Kommunikationsgerät. Dafür die unpackbarste Stereoanlage aller Zeiten. Das eigentlich Schreckliche: Im ganzen Bungalow, auf der ganzen Insel, findet sich nur eine CD, dieses Album von Charlotte Gainsbourg. Die mitwirkenden Jarvis Cocker […]

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Ein Albtraum: Ich strande auf einer einsamen Insel. Glück im Unglück: Ich finde einen Bungalow. Klimaanlage, Wasser, Stomversorgung, Lebensmittel – alles da. Nur kein Kommunikationsgerät. Dafür die unpackbarste Stereoanlage aller Zeiten. Das eigentlich Schreckliche: Im ganzen Bungalow, auf der ganzen Insel, findet sich nur eine CD, dieses Album von Charlotte Gainsbourg. Die mitwirkenden Jarvis Cocker hin, Neil Hannon her, von den federführenden französischen Langweilern von Air ganz zu schweigen – das ist das elaborierteste Nichts an Musik, das mir je untergekommen ist.

Das ist alles so leblos, das dagegen das Wort „steril“ nach einer heißen Party klingt, so keimfrei, dass der Gedanke, ein allfälliger Erfolg hiervon hätte mit einem Lustgreisreflex der männlichen Hörerschaft zu tun, fast schon wieder tröstlich wäre. Aber da ist ja nichts, an dem sich ein solcher Reflex entzünden könnte, da sind nur Töne, die tunlichst vermeiden das Klimpern der Eiswürfel im Cocktailglas zu übertönen und ein Nichts von einer Stimme, frei von Charme, Ausdruck, Leben. Das ist der Soundtrack zu einer Drogenparty, bei der die einzige verfügbare Droge Äther ist, und das ist dennoch eine meisterliche künstlerische Leistung: So treffend wurden weder nackte, reine Langeweile noch von jeder menschlichen Regung befreiter Lebensüberdruss je in Töne gefasst. Jarvis, warum du?

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