Evil Friends

Mit alchemistischer Genauigkeit wiegen Portugal. The Man auf „Evil Friends“ betäubende Text Antibiotika mit aufputschenden Sound-Aphrodisiaka auf. Wichtigstes Eichwerkzeug hierbei: Die bunt-psychedelischen Klangfarben der Pink-Floydschen Spähren-Palette.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

In Sachen Kontinuität konnte den Wahl-Portlandern in letzter Zeit keiner wirklich etwas vormachen. Mit jeder neuen Jahreszahl wurde auch ein neues Album eingezählt. Das Quintett unterwarf sich dem Neil Youngschen-Leistungs-Diktat: „It’s better to burn out than to fade away“. Dies drückte letztens dann aber doch auch auf die Qualität und führte zu unausgegorenen Veröffentlichungen 2010 („American Ghetto“) und 2011 („In The Mountain In The Cloud“). Seitdem ruderten die, inzwischen etwas zusammengewürfelt wirkende Truppe, um Frontman Gourley etwas zurück. Mehr Zeit – Mehr Qualität, so die neue Weltformel. Die Rechnung geht auf – Es lebe die Tachinose!

Die Verdoppelung der Durchlaufzeit schlug sich auch breitflächig in der Kompaktheit des Songwritings nieder: Der Eröffnungstrack „Plastic Soldiers“ lässt akustische Akkordwellen an die ins Meer ragende Landzunge branden, auf der Gourleys Falsettgesang wie ein Signalturm der Orientierung dient.

Nach den ersten zurückgelehnteren Nummern schaltet der Titel-Track in den Screwdriver-Modus und somit Richtung Tanzfläche. Produzenten-Übervater Danger Mouse, den sich Portugal allem Anschein nach auf der Support-Tour für die Black Keys geangelt haben, legt nicht mehr als nötig Hand an die Songs – akzentuiert meist lediglich ihren ohnehin üppig vorhandenen Indie-Charme.

Alle Ringelspielchen kann er sich dann aber doch nicht verkneifen: In „Atomic Man“ skizziert er beispielsweise mit Hilfe Gourlys Stimme ein kleines onomatopoetisches Kunstwerk: Während des mantraartig wiederholten „I’m the moon that pulls the tides, that pull the sand“ wird die Stimme so schlagartig verlangsamt, dass sie einer zurückschlurfenden Welle gleicht. Das darauf folgende „Sea Of Air“ übt sich hingegen wieder ein wenig in Zurückhaltung. Kinderreimartig werden Textbausteine aneinandergereiht und wiederholt – Die im Morast mit Puppen spielende Hushpuppy lässt grüssen.

Einen der interesanntesten Interpretationspunkte des Albums liefert wohl „Modern Jesus“: „You don’t need sympathy / They got a pill for everyone“. Die Pille, die uns die Portlander hier verschreiben, kann jedoch trotz Nebenwirkungen unbedenklich und ruhigen Gewissens öfters verzehrt werden.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...