Future Balearica Vol 2 : A New Wave Of Chill

Die perfekte Welle
Eine Compilation aus Disco, House, Indie und Chill Wave. Was zunächst nach Brechreiz klingt, entwickelt sich – nachdem alle Befangenheiten über Bord geworfen wurden – zu einer höchst entspannten und geschmackssicheren Afterhour.

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Cover und Titel rufen tendenziell ein Gefühl des Unwohlbefindens aus. Denn mit den balearischen Inseln werden per se Bilder von Mallorca, Sangriakübeln, Pauschaltourismus und verbrannter, rosafarbener Haut im Gedächtnis abgerufen. Wenn sich Wörter wie Future, New Wave, Volume soundso und Chill noch dazu gesellen, stellt sich auch der Rest Körperbehaarung auf. Und dann die große Überraschung: Diese Compilation funktioniert – nicht nur im Kopf.

»Future Balearica Vol 2 : A New Wave Of Chill« wurde von dem Duo Fete zusammengestellt und arrangiert. Hinter dem Synonym verstecken sich Sean Brosnan und Julian Peck, die zusammen nach der perfekten Soundwelle gegraben haben. Eröffnet wird der Mix mit »Soak It Up«: sanfter Pop mit verträumten Synths und samtig weichen Vocals, der wohlig melancholisch in Fetes Song »For Her« hinüber gleitet. Max Essa driftet behutsam auf Slow-Motion-Niveau weiter. Ein paar Minuten später klingt die Überleitung zu Healths »Before Tigers« im CFCF Remix wie das Selbstverständlichste der Welt. Balearische Disco und kosmischer House übernehmen auf angezogenem Tempo fortan das Sagen, stehen dabei aber im leichten Retrolampenlicht der Lavalampen, wenn das Abendrot am Horizont das Meer Glitzergold färbt. Immer wieder tauchen kurze Indie-Ansätze und Chillwave-Momente wie die Rückenflossen von Delphinen auf. Das driftet manchmal in seichtere Gewässer ab, umschmeichelt das Ohr, erinnert dabei aber auch oft an die besten Momente der französischen Watteboys von Air. Diese Compilation ist wie Luxus, etwas, das in dieser Opulenz niemand braucht, in seiner Geschmeidig- und Nutzlosigkeit aber auch höchst kunstvoll gewoben wurde. Und sie geht als ultimativer Hipster-Soundtrack durch, weil hier viele derzeit angesagte Acts und Strömungen in knapp mehr als eine Stunde Spielzeit gepackt werden und sich alle, vom Blumenmädchen 2.0 bis hin zum schnieken Bobo, in die Arme fallen können. Dieser Mix schafft überraschend organische Verbindungen zwischen verschiedenen Sound- und sozialen Zirkeln. Zur Schablone wird dieser Sound früh genug werden. Inzwischen geht es traurig schön mit Discokugel am Rückspiegel, Surfbrett auf dem Dach und dem Goldketterl um den Hals dem Sonnenaufgang entgegen; oder so.

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