Pedestrian Verse

Die schottische Formation rund um Scott Hutchison widmet sich erneut den großen, dunklen Themen des Pop: Trennung. Trauer. Tod.

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Dieses Album kommt trotz der Schwere nicht als Moloch der Traurigkeit daher. Die teils folkig-flimmernden, teils pompös-aufgeladenen Instrumentierungen konterkarieren die düsteren Texte, die sich wie Stromschnellen ins Gesicht des Hörers werfen: „…Acts the father for a minute / Till the worst instincts return“. So ist es eingangs im Song „Acts Of Man“ – den Hutchison zusammen mit „Hospital Beds“ als eine Art Yin-Yang-Ergänzung zueinander sieht – zu vernehmen. Ein Mann, der aus rein egoistischen Absichten den Beschützer mimt, wohlwissend, dass er kein Held ist, es aber wenigstens versucht zu sein („…Not heroic but I try“).

Der Spannungsbogen des gesamten Albums wird somit bereits im ersten Song bleistiftartig skizziert: Trotz der schier übermächtig scheinenden Aussichtslosigkeit existiert ein Funke Hoffnung. Oft ist dieses Motiv jedoch nur kurz, ähnlich einer aufflackernden Kerze, auf dem Album zu vernehmen („A lit torch to the woodpile“). Hutchison trägt nun diesen Leuchtkörper hinein ins Labyrinth des Lebens, gesäumt von Whisky-geschwängerten Nächten, zerfahrenen Beziehungen und ungestillten Sehnsüchten, hoffend, das Licht möge bis zum Ende ausreichen.

Klanglich ist dem Indie-Rock-Flaggschiff Frightened Rabbit der Wechsel zu einem Major definitiv anzuhören: Die Arrangements wirken diesmal noch ausgetüftelter, die Produktion noch glatter. Dies scheint seinen Ursprung auch im neuerlichen Produzentenwechsel (Leo Abrahams, ein Freund von Brian Eno) zu haben. Trotzdem bauen die Schotten ihre Klangmöglichkeiten auf "Pedestrian Verse" weiter aus: Das Folk-Schlachtfeld, auf dem Mumford & Sons inzwischen eh nur mehr gegen sich selbst antreten, haben Frightened Rabbit etwas hinter sich gelassen. Zu hören beispielsweise im sich stetig steigernden, „December’s Tradition“. Dort lässt das elektronisch klingende Gitarrengefitzel Reminiszenzen an die frühen Foals („Balloons“) aufkommen.

Zum Abschluss entlässt einen "Pedestrian Verse" mit einer gehörigen Portion Selbstironie („Only an idiot would swim through the sh*t i write„) und, wie könnte es auch anders sein, Hoffnung: „We still got hope so I think we’ll be fine / In these disastrous times, disastrous times“.

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