Ruby lebt

Normal sein ist out, seit ich denken kann. Normal sein zahlt sich vielleicht noch in der Beichte, vor dem Gericht und am Zoll aus. Aber sonst muss alles bunt sein.

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Auch deshalb erstickt diese Buntheit wieder in ihrer ausgeflippten Normalität. Der Grazer Autor Werner Schandor schrieb einen Kurzgeschichtenband über normale Menschen, die eben bei genauerer Betrachtung gar nicht so normal sind. In der Eingangsgeschichte »Ruby lebt« geht es um das Schicksal eines nicht mehr jungen Single, der das Alleinsein satt hat. In einer anderen Story wartet ein Mann bei einer Waldlichtung auf die UFOs und tatsächlich beginnt es zu rauschen, und richtig schön absurd wird es, wenn sich der Autor überlegt, ein Buch zu überfallen. In der wahrscheinlich besten Kurzgeschichte »Keep Swinging« strauchelt ein Pärchen bei zwei einschlägigen Treffen, aber das eben mit Humor. Dazu kann man auch wirklich gut lachen und fast geniert man sich ein bisschen, keimt doch auch Mitleid mit den Gerupften auf. Schandor blickt auf die Provinz, erkennt die Grenzzäune und lässt seine Protagonisten darüber stolpern. Der Leser stolpert und lacht mit.

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