Strike Gently

Nach fünf Jahren Abstinenz rotieren die Rich-Kids erneut im Spiegelkabinett des Narzissmus um die Gravitationspunkte Selbstzerstörung und Selbstmitleid.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Sie hatten es nicht leicht, die New-Yorker um Donald Cumming – Die einen stellten sie in die Rich-Kids-Who-Like-To-Be-In-A-Band Ecke, die anderen waren hellauf begeistert und empfanden das Album „The Virgins“ als Ansammlung von hochkarätigen Popsongs (NME). Die Virgins verstanden es zu polarisieren. Damit wird sich mit dem neuen Wurf der New Yorker „Strike Gently“, welches die eindeutigen Anspielungen der Anrüchigkeit bereits im Namen trägt, kaum etwas ändern.

Neben den sexuellen Explizitäten („…With a condom dryin‘ in a cracked tea cup“) portioniert Cummings wiederum eine adäquaten Mischung Melancholie und Ironie in seine Texte: „What good is moonlight, when you haven’t got a lover? / oh, hey. Not that overcomplicated“.

In Sachen Sound oszillieren die Tracks zwischen Laid-Back-Indie-Rock und arsch-lässigem-Funk-Groove. Die Virgins liefern mit „Strike Gently“ die musikalische Untermalung für jene Momente, in denen man sich um 04:00 Uhr früh plötzlich unter den Letzten auf der Tanzfläche wiederfindet und auf einmal dieses kollektive, bittersüße Gemeinschaftsgefühl hochkommt: „Wir sitzen alle in derselben Scheiße. Wir sind zusammen allein. Wir tanzen trotzdem weiter!“. Das alles während sich Cumming im Hintergrund durch die leidvollen Passagen von „Amelia“ quält und Xan Airds messerscharfe Gitarrensplitter die letzten Schweißschwaden im Club zerschneiden.

Im Gegensatz zu den Dancefloortracks wie z.B. das neon-pink pulsierende „Flashbacks Memories And Dreams“, das einem bereits beim ersten Hören die Beine Richtung Club wandern lässt, schmiegen sich die zurückgelehnteren Songs („Blue Rose Tattoo“, „The Beggar“) um einen als seien es kleine, samtbepfotete Kätzchen. Den Referenzbogen spannen die Virgins von Bowie über Reed bis INXS und inszenieren sich dabei quasi als Dire Straits der Generation Young, Rich and Wasted gepaart mit einem ordentlichen Schuss Ästhetik. Erschienen ist das Album übrigens beim Label Julian Casablancas‘, Cult Records. Man wünscht sich die Strokes wären öfters bei den Aufnahmen zu "Strike Gently“ dabeigewesen, dann wüssten sie auch, wie neue Strokes-Songs klingen sollten.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...