Superluminal

Die Sofas surfen auf der Schneewelle. Alte Elektronikpfade sind sowieso schon lange weggewischt, übrig bleibt eine starke Rockplatte.

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Weißes Rauschen, grollend und bedrohlich: Vor der Lawine, mit der die Sofa Surfers den Zuhörer überzieht, gibt es kein Entkommen. Unaufhaltsam und bedrohlich marschieren die Bässe und glänzen die Gitarrenriffs, ätzen sich in die Lasur der Lautsprecher, die sie ausspucken. Fast paradox scheint es dabei, dass die Platte »Superluminal« heißt – »Überlichtgeschwindigkeit«. Dabei macht die Fixgröße unter den österreichischen Raumgleitern das, was sie schon bei ihrem Debüt vor fünfzehn Jahren gemacht hat und über sieben Alben hinweg variiert und verfeinert haben, auf Tempo Largo immer neue, eindringliche Groove-Patterns entdecken.

Die Rohentwürfe zu »Superluminal« schlummerten schon vor eineinhalb Jahren in den Nachtkastln der Herren, man hatte sich dafür am Linzer Pöstlingberg in einem Studio getroffen und in zehn Tagen zehn Songskizzen angefertigt. Dann kam ein unvorhergesehener Ausflug in die Hochkultur. Immer wieder arbeiten die einzelnen Sofa Surfers an Soundtracks, für Theaterstücke, Ballet, Festivals und Kulturtanker. Im Sommer 2011 widmeten sie sich der Musik zum Nestroy’schen »Lumpazivagabundus« im Theater in der Josefstadt. Wolfgang Schlögl findet neben all dem noch Zeit für ein Soloalbum, ein Albumduett mit Franz Reisecker und I-Wolf. So macht der Albumtitel doch wieder Sinn – Arbeiten mit Präzision und rauschender Geschwindigkeit.

Mani Obeya schreit sich derweil die Seele aus dem Leib, auf »Out Damn Light«, während hinter ihm die Lichtschwerter zurren. Seine Stimme ist ein fein balanciertes Gegengewicht zu der Macht, die ihm ins Genick bläst. Neben ihm schmückt sich »Superluminal« auch mit neuem Sänger, Jonny Sass, ein junger Wiener mit amerikanischen Wurzeln. Weitere Sternstunden von Österreichs allerliebster Ausnahmeband sind auf »Word In A Matchbox« zu hören, dem starken Flow von »Broken Together«, oder dem mantrischen »In Vain«. Schon lange sind die Sofas nicht mehr die darken Dubber aus den 90ern. Die Lawine, die sie mit ihrem Postrock losgetreten haben, rollt weiter, bringt sie Stück um Stück voran. Das ist zwar nicht neu, aber in dieser Form immer für einen Amadeus gut.

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