Why Not?

0:0 für Superpunk

Sie sollen niemals auseinander gehen! Man muss die vier Superpunks – ¾ aus Hamburg, der Rest aus München – einfach inständig bitten, nie mit dem Musikmachen, nie mit dem Texten aufzuhören. Und sollte auch diese Band einmal zerbrechen, möge Sänger Carsten Friedrichs doch bitte Bücher über blöde Reiche, Fußball- und Frauengeschichten schreiben. Und zwar mindestens so viele wie Songs.

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„Superpunk – why not?“ ist auf Tapete erschienen und schafft den Brückenschlag zwischen bauchlastigem, wunderbar schrulligem Text und absolut tanzbarer Untermalung, die stark in Richtung 70er Surf und Beat schlägt. Das ganze Album ist die Liebeserklärung an eine Stadt, die es auch verdient hat. Nirgends könnte eine Band und ein Schreiber so ein feines Gefühl für kritischen Humor entwickeln als zwischen Landungsbrücken und Schanzenviertel, beim Fischbrötchenstand neben dem Millerntor. „Hamburg ist der Platz für Dich – Die Leute von Hamburg mögen Dich sehr, Du wirst Dich fühlen wie ein Millionär.“

Musikalisch wird das gesamte Album durch das schwankende Keyboard und den Groove der superpunkigen Rhythmus-Abteilung getragen. Gute Rockbands gibt es viele in Deutschland, aber zu keiner kann man ungeniert den Twist tanzen. Bei Superpunk ist das anders. Eine Kostprobe: „Die schlechten Verstecke, die Herrengedecke, die verlorenen Wochenenden, der Trieb meiner Lenden, die schlechten Gerüche, die dämlichen Sprüche, die falschen Wahlen, die gerechten Fragen. Und wenn sie mich sehen, werden sie mich verstehen. Ja, ich bereue alles!“ Schon beim Lesen spürt man, dass diese Zeilen tanzbar sind. Mehr Intertextualität kann man kaum zwischen die Zeilen bringen als Carsten Friedrichs, Texter und Sänger. Er trifft mit seinen unreflektierten, direkten Texten dieses Lebensgefühl zwischen Aufbruch und Hilflosigkeit, Neid und Bewunderung und vor allem: Trotz. Trotz, der zwangsweise entsteht, wenn man nicht zufällig reich geboren wurde und die Limousine vor der Oper parkt.

Und auf die Frage, wer das Nord-Derby zwischen Bremen und Hamburg gewinnen werde, gibt es nur folgende Antwort: „0:0 wird es ausgehen. Aber keine Ahnung für wen.“ Doch. Für Superpunk.

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