Schall und Rauch am Beatpatrol

Das Beatpatrol war verregnet, verböllert und halbwegs voll. Für Musikinteressierte gab es aber wenig Highlights und außer auf der Hauptbühne wenig Hände in der Luft.

Mit Headliner Deadmau5 versuchten die Beatpatrol-Veranstalter das Booking des letzten Jahres noch einmal zu übertreffen – aber mal ganz ehrlich wer toppt schon Justice? Für alle die, die letzten fünf Jahre EDM Hölle verpennt haben, Deadmau5 ist einer der absoluten Topverdiener unter den DJs – Gagen bis zu 425.000$ wirft man ihm in Las Vegas zu Füßen. Im Bieterwettbewerb mit dem österreichischen Festival-Fast-Monopolist Skalar Music (Frequency, Nova Rock uvm) um einen exklusiven Gig in Österreich war es angeblich nur ein bisschen weniger.

Deadmau5 legte mit exklusiver Bühnenshow um 23:30 Uhr los. Er peitschte seine Millionen Dollar Playlist in einer Stunde herunter, auch wenn es keine Überraschungen gab, ging die eine Stunde schon ab. Er spielte natürlich hauptsächlich seine Eigenproduktionen, besonders bei “Ghosts ‚N‘ Stuff“ und “You There?“ kochte die halbwegs gefüllte Halle. Es hatte schon davor mindestens 1000 Grad, die ersten paar Meter unmittelbar vor der Bühne waren für Leute reserviert, die sich den Luxus 30 Euro kosten liessen. Die Lüftung funktionierte nur auf der Deep House-Stage wirklich gut. Allerdings war da auch die Stimmung frostig, mehr Chillout als Deep House. Deadmau5 bewegte sich in seinem DJ Thron keinen Zentimeter, auch die verlangte Zugabe gab er nicht.

Paul Kalkbrenner spielt immer noch Berlin Calling rauf und runter. Er spielt auch die Scheibe "Geil, aber das war 2008“. Schwer zu sagen, ob man es ihm übel nehmen kann, schließlich verlangt die Menge auch danach. Nach den EDM-Böllerkameraden DJ Fresh und DJ Snake zuvor war sein Set fast schon eine angenehm elegante Einlage zum gepflegten Kopfnicken zwischendurch.

Am Campingplatz spielte sich natürlich nicht viel ab, war das Festival doch heuer auf einen Tag geschrumpft. Und während man beim Sziget Festival allein zwei Millionen Euro für Dekoration ausgibt, also die Hälfte des Musikbudgets dieses Megafestivals, hingen beim Beatpatrol gerade einmal ein paar traurige Regenschirme unter der Decke des Food Courts. Draußen dachte eine Raiffeissen-Hüpfburg-Zone traurig an die viel spektakuläreren Rummelplätze auf anderen großen Festivals. Das offensive Branding durch Red Bull und Heineken ("Grüne Lichtstäbe! Yeah! Die müssen ja auch gut für die Umwelt sein, weil: grün!") tat ein Übriges, um sich nicht wirklich wohl zu fühlen.

Auf der Drum and Bass Stage tat sich derweil einiges. Wie ein Wirbelwind fegte DJ Marky über die Stage, reanimierte klassischen Drum and Bass. Black Sun Empire konnte den Schwung mitnehmen, seine zwei Stunden hatten es in sich.

Like?

Generell haperte es ein wenig an der Vielfalt und das trotz fünf Bühnen. Es wurde wenig ausprobiert. Bis auf den furiosen Flume gab es für Musikinteressierte wenig Grund auf das Festival zu fahren. Der Gedanke, dass sich das Booking eher an Youtube-Aufrufen und Facebook-Likes orientierte, lag nahe. Dass damit aber auch Acts über dem faktischen Marktwert eingekauft wurden, ist dann die andere Gefahr. Die Stimmung im gewöhnungsbedürftigen VAZ war außer bei den Mainacts eher schwach, immer wieder konnte man in gelangweilte EDM-Gesichter blicken. So nebenbei hätte man jedenfalls in österreichische Künstler investieren sollen, oder wenigstens einen Partygaranten wie DJ Hell oder Dixon holen können. So bleibt heuer ein schaler Nachgeschmack. Und wie man munkelt steht die Zukunft des Festivals für nächstes Jahr noch nicht fest. Dazu war das Wochenende auch zu verregnet. Und das Festival zu austauschbar.

www.beatpatrol.at

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