Das zweite Album von Schtum, das in Zusammenarbeit mit Post-Clubber Asfast entstanden ist, erscheint auf Ventil Records und liefert genau das, was man von dieser Kombination erwartet. Und zwar im positiven Sinne.
Wo Post-Club als Assoziation naheliegt, ist heutzutage gerne mehr Pre-Avantgardismus statt Post-Abgrenzung drin. Das zweite Album des Duos Schtum stellt das gründlich dar. Eine hochenergetische Fahrt an jene Stellen der Nacht, die im Moment des Erlebens zwar unangenehm sind, aber schlussendlich die bleiben, an die man sich erinnert.
Die Band formierte sich 2017 aus Manu Mayr, der Jazzwerkstatt-Wien- und 5K-HD-Hintergrund hat, sowie Robert Pockfuß, Jazztheoretiker und Gesangskapelle-Hermann-Trällerer. In den 90ern gab es übrigens eine namensgleiche irische Rockband, der nachgesagt wurde, ihr Bandname sei lächerlich und ihre Musik zu lang für Radio-Airplay. Auf die gegenständliche Platte der österreichischen Schtum trifft die Häme über den Namen noch nicht zu und für Radio-Airplay ist ihr neues Album wohl auch nicht konzipiert.
»Sequencing Detachments« lässt die Jazzaffinität erahnen, biegt aber dennoch schnell ab in eine Welt, in der herkömmliche Instrumente nicht so klingen, wie man es sich vorstellen mag. Das Album, bei dem auch Ventil-Post-Clubber Asfast seine Finger im Spiel hatte, hämmert ab Sekunde null gnadenlos und testet die Grenzen von Kompression und Speakern gleichermaßen. Der Loudness War lässt grüßen. In zwei Schwüngen prickeln obertonreiche Synths zwischen Low-End-Gewittern hervor, bis der Track »Immersion« zum ersten Mal den letzten Rest der noch übrigen Fugenmaße aus dem Gemäuer presst – bevor es in die zweite Runde geht.
Düstere Orientierungslosigkeit
Erst »Notion«, der vorletzte Track, lässt tiefes Luftholen zu. Dafür dann auch mit mehr als doppelter Länge im Vergleich zu den anderen Tracks. Insgesamt ist »Sequencing Detachments« ein brachiales Sammelsurium an hochenergetischen Tracks, die Erinnerungen an verschwitzte Clubnächte und angenehme Orientierungslosigkeit im Dunst aus Schweiß und Nebelschwanden lebhaft werden lassen. Einzig das Ausfiltern am Ende von »Clef« wirkt nicht zu Ende gedacht. Davon abgesehen ist die rund 40-minütige Platte eine runde G’schicht – typisch Ventil!
Das Album »Sequencing Detachments« von Schtum erscheint am 29. Oktober 2021 bei Ventil Records. Am selben Tag spielt die Band eine Release-Show in der Wiener Wotrubakirche.