Von der Konzert- auf die Literaturbühne. Mit »Die Ambassadorin« liefert Ja,-Panik-Schlagzeuger Sebastian Janata sein literarisches Debüt ab. Wir haben mit ihm über das Schreiben, das Musikmachen und das Burgenland gesprochen.
2019 war der beste Sommer in Wien. Sebastian Janata hat ihn mit seiner besten Berliner Freundin verbracht. Zurück in Österreich, das der Musiker zehn Jahre davor für die deutsche Bundeshauptstadt verlassen hat. Sie arbeitete an der Masterarbeit, er an seinem Debütroman »Die Ambassadorin«.
Für heuer war eine Wiederholung schon länger geplant und ist dann relativ kurzfristig realisiert worden. Jetzt sitzt er bei einem großen Soda-Zitron am Yppenplatz. »Sie schreibt noch an der Arbeit, ich bin fein raus«, erzählt Janata, der vor allem als Schlagzeuger der Band Ja, Panik bekannt wurde. Er ist, gemeinsam mit Hubert Achleitner, den man besser als Hubert von Goisern kennt, einer von zwei heimischen Musikern, die heuer die Literaturbühne betreten haben und breitenwirksam beim O-Töne Literaturfestival im Museumsquartier lesen.
Aber wie kam der Schlagzeuger zur Literatur? 2016, nach fünf Studioalben, schrieben Ja, Panik eine Bandbiografie mit dem Titel »Futur II«. Alle Bandmitglieder im Kollektiv. Jeder steuerte Passagen bei. Janata entdeckte dabei das Schreiben für sich. Zum Langtext kam es ganz pragmatisch. Die Lektorin kam auf ihn zu. Innerhalb des nächsten Jahres wuchs die Idee auf 40, 50 Seiten an und er ging auf Verlagssuche. »Ich war sehr neugierig darauf, wie das ist mit mir und dem Schreiben. Dann wollte ich das Abenteuer. Einerseits habe ich versucht, mich dran zu halten, dass man als Schreibanfänger aus der eigenen Welt schöpfen soll. Daher kommt der Burgenland-Bezug im Buch. Andererseits gab’s die Figur der Ambassadorin, die kurz und geheimnisvoll im Ja,-Panik-Buch auftaucht. Das war sozusagen nur die Spitze des Eisbergs. Ich habe den restlichen Teil dazu entdeckt«, erzählt er von seiner Arbeit am Romandebüt, die zweieinhalb Jahre lang dauerte.
In »Die Ambassadorin« verwebt Janata die Geschichte einer Art Rural Legend mit den Erfahrungen des eigenen Aufwachsens in einem nordburgenländischen Dorf. Der Romanheld Hugo kehrt aus Berlin zurück, weil sein Leihopa Beppo gestorben ist. Mit dem nostalgischen Blick auf die Heimat hat das für Janata aber so ganz und gar nichts zu tun.
Fremd im Dorf
Dazu ist der Musiker, der seit 2014 auch gemeinsam mit seinem Vater im Duo als Worried Man & Worried Boy auftritt, zu distanziert. »Ich habe nie so eine Verbindung mit dem Burgenland empfunden«, gibt er zu. Eher war es immer das Gefühl: »Oida, da ist fast niemand so wie ich. Ich hab mich im Dorf immer fremd gefühlt. Vielleicht ist das der Grund, warum es keine mentale Annäherung durch das Buch gibt. Der Abstand war immer da; auch früher, als ich örtlich eigentlich anwesend war.«
Die LeserInnenschaft hat das Gefühl, Hugo sei zuerst nostalgisch, bis ihm seine Heimat rasch zu viel wird. Das hat der Autor aus seinem eigenen Empfinden auf seine Figur übertragen. »Für mich ist im Burgenland zu sein so, wie etwas viel zu Süßes zu essen: Man kennt es, mag es und die ersten paar Löffel sind köstlich, aber es ist dann halt schnell einmal zu viel und es wird einem schlecht.«
Man könnte meinen, der Autor vermeide auch deshalb zu viel sprachliches Lokalkolorit, dabei spart er Umgangssprachliches aus, weil er es mühsam findet, im Dialekt Text zu schreiben. »Es gibt ja keine Norm, wie man die Umlaute im Dialekt ausdrückt. Für das spezielle Burgenländische, das ich oft gebraucht hätte, würde etwa der komische Bell-Laut fehlen.« Außerdem war es eine praktische Entscheidung. So verstehe es jeder. Auch die deutschen LeserInnen. Janata fügt aber hinzu: »Gäbe es eine genormte Art und Weise, wie man burgenländischen Dialekttext wiedergeben kann, würde ich es ausprobieren.«
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