Stell dir vor, wir könnten gut schlafen – Pauls Jets und ihre »Highlights zum Einschlafen«

»Highlights zum Einschlafen« ist das zweite Album der sehr guten Gruppe Pauls Jets. Es ist ein Paradebeispiel für das Traurige im Alltäglichen.

© Gwen Meta

Es sollte dir egal sein, was all die anderen sagen. Vor allem, wenn sie sagen, das zweite Album wäre das schwerste. Und vor allem, wenn du Pauls Jets bist. Das erste »Alle Songs bisher« war eine kleine Offenbarung, ein Anker für viele verzweifelte Herzen, für all jene, denen im üblichen Sumpf der österreichischen Popmusik etwas gefehlt hat, etwas melancholische Lakonie. Es war ein Außenseiteralbum, musikalisch und in der Rezeption, ignoriert oder geliebt, polarisierend, ohne Zwischenton. Sie sagen, für das erste Album hast du dein Leben lang Zeit. Sie sagen, für das zweite vielleicht nur zwei Jahre. Was aber – und davon geht ja eigentlich niemand aus, davon kann man gar nicht ausgehen –, wenn sich durch das Zusammenwachstum einer Band das Songwriting auf eine neue Stufe hebt? Dann – und davon durfte man eben nicht ausgehen – entsteht ein so wunderbares Werk wie »Highlights zum Einschlafen«.

Natürlich ist der Name wie schon beim ersten Album Quatsch, weil zum Einschlafen ist da gar nichts. Es hält dich einfach wach. Es ist halt schon ruhiger, noch melancholischer, irgendwie aber auch nonchalanter und einfach viel trauriger. Es lässt dich nicht einschlafen, es lässt dich Gedanken sammeln und schwer loswerden, Schlaflosigkeit fast. »Die Songs sind depressiver, wenn ich allein bin« heißt es dazu im vielleicht intimsten und gleichzeitig simpelsten Song »Der Teufel«. Auch das mitunter ganz schön verzerrte »Blizzard«, mit Betonung auf »schön«, weißt von Lugubrität zu erzählen, von der Agonie mit der reinen Vorstellung von Zweisamkeit: »Stell dir vor, wir könnten uns kennen. Stell dir vor, wir könnten in den Prater gehen.« Und das ebenfalls nicht gerade erbauliche, aber existenzialistische und gleichzeitig dynamische »Für die Fische« fragt konsequenterweise: »Ist das alles, was wir haben, für die Fische? Miteinander schlafen, miteinander leben?« Selbst Stücke wie »Trap Band«, in dem erzählt wird, wie gerne doch eine solche Gruppe gebildet werden möchte, wohnt das Traurige inne. »Highlights zum Einschlafen« will niemanden glücklich machen, aber es wird sehr schön sehr unglücklich machen.

Pauls Jets © Gwen Meta

»Highlights zum Einschlafen« von Pauls Jets erscheint am 29.5.2020 via Lotterlabel.

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