We’re at Home, Baby! – Stimmen zur Bedeutung von FM4

Mehr denn je scheint die Zukunft von FM4 ungewiss. Es gibt einen neuen ORF-Direktor, eine neue Radiodirektorin – und auch die Position an der Spitze des Senders ist gerade neu ausgeschrieben worden. Man wolle sich FM4 »sehr genau anschauen«, heißt es. Als Jugendsender brauche FM4 einen jüngeren Kurs, so eine gern zitierte Einschätzung. Dabei ist ungewiss, ob sich ein jüngeres Publikum mit linearem Radio überhaupt noch erreichen lässt. Fest steht hingegen, dass FM4 als Homebase der österreichischen Popkultur – aber etwa auch als Kreativlabor für journalistischen Nachwuchs – von immenser Bedeutung ist und dass daher über seine Zukunft mit besonderem Bedacht entschieden werden sollte. Eine vielstimmige Hommage, die uns in dieser Einschätzung bestätigt.

Tatjana Domany © Klaus Ranger

Tatjana Domany (Österreichischer Musikfonds)

FM4 ist der erste Ansprechpartner, das erste offene Ohr, das man findet. Es ist nicht selbstverständlich, dass es einen Sender mit so einem Qualitätsstandard, so einer Offenheit für neue Musik gibt. In Deutschland werden wir oft dafür beneidet.

Texta © Zoe Goldstein

Texta (Band)

Als »FM4-Band« der ersten Stunde, die auch noch von der »Ö3 Musicbox« geprägt wurde, liegt uns der Sender natürlich sehr am Herzen und ist ja so etwas wie eine zweite Heimat für uns. FM4 war und ist eine Bastion, was österreichische Musik abseits der Lederhosen-, Castingshow- und Mainstream-Pop-Abteilung in diesem Land betrifft, und man möchte sich gar nicht ausmalen, wie es um diese Szene bestellt wäre ohne diesen Sender.

Abgesehen davon war und ist FM4 aber auch immer ein Fenster in die Welt da draußen gewesen, egal ob musikalisch, politisch, gesellschaftlich oder kulturell. Jugendkultur mag ja irgendwie tot sein, aber gerade in Zeiten, da wenige Social-Media- und Streaming-Anbieter den Markt determinieren, muss es Aufgabe der öffentlichen Sender sein, sich nicht dem Diktat der »Like«- und Playlist-Industrie zu beugen, auch wenn sie natürlich nicht komplett unabhängig davon existieren können. Aber keine künstliche Intelligenz und kein Algorithmus kann journalistische Recherche und Kompetenz ersetzen und so wünschen wir uns weiterhin einen Sender, der sich nicht jedem Social-Media-Trend anbiedert – das kann Social Media besser –, sondern auf Qualität, Widerspenstigkeit und Offenheit setzt, denn das sind Attribute, die zeit- und alterslos sind.

Hannes Tschürtz © Markus Sandner

Hannes Tschürtz (Ink Music)

FM4 kann man in seiner fundamentalen Bedeutung für die Entwicklung der österreichischen Musikszene aller Farben gar nicht hoch genug einschätzen. Man schaut international auf dieses Land und diesen Sender. Man beneidet uns darum. Und das alles liegt ganz genau an seiner Schrägheit, Besonderheit, Einzigartigkeit und, ja, auch Sturheit. Der ORF kann jetzt beweisen, dass er verstanden hat, welches Juwel er hier über die Jahre hat entstehen lassen – und zwar gerade weil er dessen Belegschaft hat machen lassen.

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