We’re at Home, Baby! – Stimmen zur Bedeutung von FM4

Mehr denn je scheint die Zukunft von FM4 ungewiss. Es gibt einen neuen ORF-Direktor, eine neue Radiodirektorin – und auch die Position an der Spitze des Senders ist gerade neu ausgeschrieben worden. Man wolle sich FM4 »sehr genau anschauen«, heißt es. Als Jugendsender brauche FM4 einen jüngeren Kurs, so eine gern zitierte Einschätzung. Dabei ist ungewiss, ob sich ein jüngeres Publikum mit linearem Radio überhaupt noch erreichen lässt. Fest steht hingegen, dass FM4 als Homebase der österreichischen Popkultur – aber etwa auch als Kreativlabor für journalistischen Nachwuchs – von immenser Bedeutung ist und dass daher über seine Zukunft mit besonderem Bedacht entschieden werden sollte. Eine vielstimmige Hommage, die uns in dieser Einschätzung bestätigt.

Stefan Redelsteiner

Stefan Redelsteiner (Agentur Redelsteiner)

Ohne FM4 gäbe es die österreichische Popkultur in ihrer aktuellen Form und mit dem, was im letzten Vierteljahrhundert daran maßgeblich gewesen ist, nicht. Es wäre anders; ob das dann gut, besser oder schlechter wäre, muss jeder für sich beantworten. Ich selbst habe natürlich viel jenem FM4, wie es bis jetzt existiert hat, zu verdanken. Das hat schon Mitte der 90er-Jahre begonnen, als ich noch Schüler in Floridsdorf war, und Sendungen wie »Heartbeat«, »Im Sumpf« oder auch »Salon Helga« prägende wöchentliche Fixpunkte für mich waren, ein Fenster in eine schönere und aufregendere Welt. Internet gab’s noch keins, und die Clubszene rund um den Gürtel und das Flex – das ging da ja alles erst langsam los, zumindest für mich.

Deshalb wünsche ich mir, das FM4 für nachfolgende Generationen ein ähnliches Leuchtfeuer in der medialen Mainstream-Einöde bleibt, sich dabei gern stetig verjüngt (was ohnehin immer schon ein laufender Prozess war), sich aber auch unbedingt treu bleibt. Weil Dinge die funktionieren, die muss man nicht ver(schlimm)bessern. Daher bitte keine Reform, sondern wenn überhaupt, dann bitte ein österreichisches Reförmchen. Dessen Ziel es eben nicht sein sollte, stromlinienförmiger zu werden oder sich irgendeiner Zielgruppe anzudienen. Scheiß auf Marktanteile! Bei FM4 geht’s um was anderes. Nennen wir es von mir aus kulturellen Mehrwert. Aber ändern wir es nicht. Ich geh aber ohnehin davon aus, dass die neue Senderspitze das alles auch so sieht – wäre ja Wahnsinn, wenn nicht. Und ich wünsche allen, die dort hackeln, inklusive der neuen BossIn alles Gute für die Zukunft!

Peter Vieweger © Eva Kelety

Peter Vieweger (AKM)

Vor allem für den Nachwuchs in der Musikszene ist FM4 essenziell. Österreichische Acts wie Bilderbuch, Wanda, Cari Cari und viele andere wurden durch FM4 in der Öffentlichkeit wahrgenommen und wenig später sehr erfolgreich. FM4 bietet speziell jungen Bands und Künstler*innen eine Medienbühne, die nicht nur als Startrampe für spätere Karrieren, sondern auch als Brand für eine bestimmte Musik­richtung gilt.

Fazo 666 Fazo © Sonja Meier

Fazo 666 Fazo (Produzent und Musiker)

FM4 begleitet mich schon seit frühester Jugend. Als Musikproduzent und Künstler ist FM4 ein essenzieller Teil meiner Arbeit und eine immense Stütze in der kargen (Sub-)Kulturlandschaft Österreichs.

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