We’re at Home, Baby! – Stimmen zur Bedeutung von FM4

Mehr denn je scheint die Zukunft von FM4 ungewiss. Es gibt einen neuen ORF-Direktor, eine neue Radiodirektorin – und auch die Position an der Spitze des Senders ist gerade neu ausgeschrieben worden. Man wolle sich FM4 »sehr genau anschauen«, heißt es. Als Jugendsender brauche FM4 einen jüngeren Kurs, so eine gern zitierte Einschätzung. Dabei ist ungewiss, ob sich ein jüngeres Publikum mit linearem Radio überhaupt noch erreichen lässt. Fest steht hingegen, dass FM4 als Homebase der österreichischen Popkultur – aber etwa auch als Kreativlabor für journalistischen Nachwuchs – von immenser Bedeutung ist und dass daher über seine Zukunft mit besonderem Bedacht entschieden werden sollte. Eine vielstimmige Hommage, die uns in dieser Einschätzung bestätigt.

Michael Lachsteiner © Simona Babjaková

Michael Lachsteiner (Blankton Recordings & Communications)

FM4 ist eine (Pop-)Kultur-Institution und einer der wichtigsten Treiber für heimische Musik abseits des Mainstreams in Österreich. Viele Karrieren wären ohne FM4 wohl anders oder gar nicht verlaufen, und so bildet der Sender ein extrem wichtiges Fundament für die Verbreitung der Arbeiten vieler Künstlerinnen und Künstler – ungeachtet deren Altersgruppe, Herkunft und musikalischer Ausrichtung. Das ist nicht nur kulturell hoch relevant, sondern auch ein ganz klarer Wirtschaftsfaktor für die heimische Musikszene abseits von Schlagerseligkeit, geförderten Massenproduktionen und akustischen Feigenblättern.

FM4 ist auch ein internationales Aushängeschild und ein »richtiges« Radio im klassischen Sinn, ein Sender mit Anliegen und fundierter Programmgestaltung, mit Herz und Verstand in der Produktion. FM4 ist ein Radio für Hörerinnen und Hörer, eine Insel im Meer der werbeschaltungsfreundlichen Formatradios und Powerplay-Soundduschen, in denen der Verkaufswert der Fläche über alles geht und die Songs und Tracks nur kurzlebiges Totspielfutter für die Soundmatratze sind, auf der die Werbeblöcke ruhen.

Und den Begriff des Radio-Jugendsenders sollte man sowieso gleich gemeinsam mit Postkutsche und Vierteltelefon ins Archiv befördern, wo er hingehört.

Peter Hecht (Bio Austria Salzburg)

Ohne FM4 wäre die Musikkultur in Österreich um vieles ärmer. Wer alternative Musik und Labels sucht, um dem Musik-Einheitsbrei der Mainstream-Radios zu entfliehen, landet unweigerlich bei FM4. Dazu bieten journalistische Formate alternative Blickwinkel auf Themen, die ansonsten nur für Ö1-Hörer zugänglich sind. Weiterentwickeln – ja. Charakter verlieren – nein.

Zur weiterführenden Lektüre empfehlen wir Bernhard Frenas Artikel »Ein Zuhause für die Subkultur – Warum FM4 nie (nur) Jugendsender war«.

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