We’re at Home, Baby! – Stimmen zur Bedeutung von FM4

Mehr denn je scheint die Zukunft von FM4 ungewiss. Es gibt einen neuen ORF-Direktor, eine neue Radiodirektorin – und auch die Position an der Spitze des Senders ist gerade neu ausgeschrieben worden. Man wolle sich FM4 »sehr genau anschauen«, heißt es. Als Jugendsender brauche FM4 einen jüngeren Kurs, so eine gern zitierte Einschätzung. Dabei ist ungewiss, ob sich ein jüngeres Publikum mit linearem Radio überhaupt noch erreichen lässt. Fest steht hingegen, dass FM4 als Homebase der österreichischen Popkultur – aber etwa auch als Kreativlabor für journalistischen Nachwuchs – von immenser Bedeutung ist und dass daher über seine Zukunft mit besonderem Bedacht entschieden werden sollte. Eine vielstimmige Hommage, die uns in dieser Einschätzung bestätigt.

Agnes Zauner © Christopher Glanzl

Agnes Zauner (Global 2000)

FM4 ist ein einzigartiger Radiosender, der seit vielen Jahren immer wieder neue, tolle Musik und ebensolche Ideen bringt. FM4 bringt den Soundtrack zum Zeitgeschehen mit den passenden News und Storys für ein breites Feld von Hörer*innen. Besonders die FM4 Klimanews erklären auf fundierte, aber auch leicht zugängliche Art und Weise, was gerade mächtig schief läuft und die Politik schleunigst ändern muss – aber auch, welche Erfolge und good news es gibt. Wir brauchen Hoffnung, Vielseitigkeit und coole Musik. FM4 gibt uns genau das. We’re at home, baby!

Johannes Piller

Johannes Piller (Younion, Fachgruppe Deck)

FM4 ist als Sender im österreichischen Rundfunk nicht weg-, sondern weiterzudenken. Die Jugend streamt und dementsprechend sollten Inhalte adaptiert werden, wenngleich das mit dem ominösen ORF-Player Wirklichkeit werden könnte. Sendezeit darf und soll speziell für Musik aus Österreich bestimmt sein. Eine Rückbesinnung auf die subkulturelle Nische ist wünschenswert, auch wenn das mit Hörer*innenzahlen oft nicht korrelieren muss. Hier braucht es nicht den DJ-Promo-Mix von der internationalen Agentur in der Nacht von Freitag auf Samstag um 3 Uhr früh. Hier darf der Mitschnitt von einer Impro-Session eines beliebigen Montagabends aus dem Celeste-Keller zu hören sein.

FM4 hat mir als jungem Menschen Musik zu hören gegeben, zu der ich oft keinen Zugriff hatte, weil es noch kein Youtube oder ähnliche Medien gab. Aber das kann FM4 heute wieder sein, weil die Expertise und die Möglichkeiten da sind; auch on demand. Allein der Wille zur Veränderung muss gelebt werden. Diese sehe ich in Beitragsserien wie »FM4 Musikmaschinen« wunderbar gegeben.

Rahel © Gwen Meta

Rahel (Musikerin)

Kein Sender ist für die ortsansässige, alternative und nicht zuletzt progressive Musikszene relevanter. Kein Sender hat mich, seit Jugendtagen, in meinem künstlerischen Schaffen stärker geprägt. Wenn ich an FM4 denke, denke ich an künstlerische Freiheit und Werte, die ich selbst unbedingt vertrete. Auch ein verpatztes (und nicht vom Sender selbst kuratiertes) FM4-Frequency-(Headliner-)Line-up oder die Tatsache, dass Yung Hurn noch gespielt wird, lassen mich nicht aufhören, an den Sender zu glauben.

Den Führungswechsel im ORF beobachte ich mit Misstrauen: Welche Emotion sonst sollte ich einem von türkiser Mehrheit gewählten Kandidaten entgegenbringen? Dass nun auch unser wichtigster Radiosender betroffen ist, bereitet mir große Sorge. Der Anlass dieses Statements ist ernst. Die Österreichische Popkultur ist in Gefahr. FM4? We need you.

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