J.K. Rowling, Helge Schneider und Winona Ryder haben etwas gemeinsam: Das letzte Mal wollte in ihren Karrieren einfach nicht das letzte Mal bleiben. Wir haben gesammelt, wer mit uns eine Zeit lang künstlerisches Ghosting betrieb oder sogar ausgesprochen Schluss machte, um dann doch wieder rückfällig zu werden.
Letztes Album I: Kanye West und Justin Timberlake (im Bild mit ihren Fashionista-Anwandlungen) (© David Shankbone/Jtstpaul)
"The rapper has a knack for fashion". Die Fashion-Industrie stürzte sich auf Kanye, als sie erkannte, dass er das Talent (auf Englisch: knack) eines Fashionistas habe. Übertreibung möglich. Aber tatsächlich hatte Kanye 2014 mit dem Gedanken gespielt, für das Designen von Sneakers und Co. das Rappen auf Eis zu legen.
Sein letztes Album wäre dann folglich "Yeezus" gewesen. Wie man aber weiß, ist "The Life of Pablo" nicht ausgeblieben.
Noch so ein Fashionbegabter junger Mann aus dem Showbusiness. Schon in seiner Zeit mit Britney war diese Vorreiterrolle im Bereich der Mode abzusehen. Tom Ford wusste, wen er sich da ins Boot holt. Seit seinem letzten Album "The 20/20 Experience" im Jahr 2013 gab es für Justin Saturday Nite Live und sonstige Ausflüge. Musik würde er erst wieder machen, wenn es sich richtig anfühle. 2016 muss das der Fall gewesen sein, mit "Can't stop the feeling" gibt es wieder eine neue Single. Entstanden für den Film "Trolls".
Letztes Album II: The Strokes und die Spice Girls (im Bild mit jeweils 5 Outfits in Weißtönen) (© thestrokesVEVO/Ezekiel)
The Strokes has no End. Das klingt ein bisschen nach einem "Can I has Cheesburger"-Gag. Also, nach der Zeit, in der das mit den ersten Memes begann. Zirka da ist auch die eigene Strokes-Begeisterung hängen geblieben, trotzdem bangte man schon zwei Mal um neue Alben. Einmal nach "First Impressions of Earth" und das zweite Mal beim letzten, aktuellen Album "Comedown Machine"; 2013 erschienen. Status Quo: The End has (really) no End. Die Strokes haben erste neue Songs auf der EP "Future Present Past" vorzuzeigen.
Die Spice Girls sind schon ein Mal weg gewesen und wieder gekommen – und zwar 2007 mit ihrem bisher letzten Album "The Return of the Spice Girls". Dieses Mal, aber kehren sie mit zwei Stammmitgliederinnen weniger zurück. Ohne Mel C und ohne Victoria Beckham. Zum 20-Jährigen Bandjubiläum gibt es ein Teaser-Video mit "tba" als Inhalt.
Letztes Album III: Jay Z und Kylie Minogue (im Bild mit einer Kopfbedeckung) (© everyskyline/nikotransmission)
Hätte Jay Z die Ankündigung, mit dem "Black Album" sein allerletztes Album rausbringen zu wollen, im Jahr 2003 durchgezogen, wäre das zwar irgendwie schade gewesen, andererseits wäre er auch für immer Jay-Z (mit Bindestrich) geblieben. Es ist okay – ob dieser Nachricht – jetzt gemischte Gefühle zu haben. In den Achtzigern und darüber hinaus wurde Kylie Minogues Image immer wieder mit "the singing budgie", also der singende Wellensittich, beschrieben und das Label Has-Been angeschrieben. Auch wenn sie musikalisch nie ganz inaktiv war, hatte wohl niemand mehr damit gerechnet, dass ihr achtes Studioalbum "Fever" mit seinem recht erwachsenen "Can't get you out of my Head" ein unerwartetes internationales Comeback bringt. Mittlerweile ist die Gute 48 Jahre alt und immer noch auf der Bühne.
Letzte Band: Oasis und Joy Division (im Bild: Draußen vor Gebäuden) (© Promo/Will Fresch)
Gibt es sie noch ? Und wenn, ja in welcher Form? Man konnte sich da bei Oasis, der ehemaligen Stammband der Gallagher-Brüder Noel und Liam nicht so sicher sein. Ganz ist die On-Off-Bandbeziehung immer noch nicht durch. Schön ist dabei auch der sogenannte "Zeitstrahl der Bandmitglieder" auf Wikipedia, der versucht, einen Überblick darüber zu geben, wann wer in der Band war. Von der Musik konnte man aber doch nicht lassen und hat irgendwann einen Neuanfang unter dem Bandnamen Beady Eye gestartet.
Auch bei den hervorragenden Joy Division ging es nach Ian Curtis Tod doch noch weiter. Ganz Nomen est Omen in "Neuer Ordung/Reihefolge" mit der Nachfolgeband New Order.
Letzte Tour: Helge Schneider und die Rolling Stones (im Bild mit Mikrofon) (© AngMoKio/Kronos)
Die letzte Konzerttournee muss nicht die letzte sein, wenn man Helge Schneider heißt. Im Jahr 2014 tourte er nach 35 Jahren unter dem Titel "Das letzte Konzert", um anschließend Bühnen-Pause zu machen. Klarer Fall von Ruhestand nicht durchgehalten – und das ist gut so. Der Multiinstrumentalist ist einer der wenigen Größen des deutschen Humors, die man immer noch feiern kann. Letzteres geht übrigens in der Wiener Stadthalle am 13. und 14. November. Manche wollen gar nicht weg vom Fenster – und trotzdem wird ihnen suggeriert, dass sie irgendwann doch mal gefälligst aufhören müssen. Gar keine Lust auf solche Fragespielchen mit der Presse haben die Rolling Stones. Lieber für immer weitermachen und amüsante Tourneenamen für’s nächste Bandjubiläum einfallen lassen. Wie beim Fünziger, wo es „50 & Counting“ hieß.
Letzte Rolle I: Winona Ryder und Johnny Depp (Im Bild: Das abgeänderte Winona-Forever-Tattoo)
Dass Winona Ryder plötzlich in Black Swan wieder viel beachtet auf die Bühne tritt, hätte man wohl nicht mehr geglaubt. Schließlich hatte sie öfters verlautbart, kein Interesse mehr an der Schauspielerei zu haben. Gefreut hat man sich jedenfalls sehr, dass sie wieder da war und sich u.a. auch für wichtige Themen wie den gesellschaftlichen Umgang mit depressiven Frauen engagiert. Dass sie ausgerechnet mit einem anderen Kandidaten zusammen war, der ebenfalls nach seinem Film-Flop "Lone Ranger" fast aufgehört hätte, ist ein netter Zufall für diese Galerie. Nur konsequenterweise blieb es auch nicht bei Johnny Depps Tattoo "Winona Forever". Und wer ist eigentlich Wino?
Letzte Rolle II: Shailene und Leonardo DiCaprio (im Bild: Auf fancy Filmpreisverleihungen) (© Mingle Media TV/ Christopher William Adach)
Leonardo DiCaprio hat ihn endlich: Den Oscar, und zwar für "The Revenant". Und was tut er? Gleich überlegen, ob er das Schauspielern für den Kampf gegen die globale Erwärmung aufgibt. Das ist nicht das erste Mal. Nach Titanic hätte DiCaprio ebenfalls schon fast den Hut drauf g'schmissen. Damals habe man ihn als "zu hot" für sämtliche Rollen eingestuft, was wohl ziemlich deprimierend gewesen sein muss. Der Druck von außen, den so ein Erfolg mitbringt, hätte auch fast Shailene Woodley nach ihrer Rolle in "The Descendants" ausgebremst. Einige Monate blieb sie sogar bei ihrem Vorhaben, nicht mehr schauspielern zu wollen. Schlussendlich hat sie auf die hohen Erwartungen anderer gepfiffen und ist nach Hollywood zurückgekehrt.
Letzte Twin Peaks-Staffel: David Lynch (im Bild mit seinem Serien-Setting)
Dass die Serie Twin Peaks nach 1991 keine Fortsetzung mehr gefunden hatte, wurde zurecht schon oft beweint. Und auch als 2015 bekannt wurde, dass David Lynch sich schreiberisch wieder nach Twin Peaks zurückbegeben wird, ging die emotionale Achterbahnfahrt wegen plötzlicher Streitigkeiten Lynchs mit der Produktionsfirma weiter – aber Ende gut, alles gut. Oder besser gesagt: Lynch dabei, alles gut.
Letzter Harry Potter-Teil: Joanne K. Rowling (im Bild mit ihrem Charakter Harry) (© Daniel Ogren/Fair User)
Zuerst wollte Joanne K. Rowling keine Harry Potters mehr schreiben – und jetzt sind's gleich drei Bände mit Kurzgeschichten geworden. Nicht mehr über Hogwarts zu fantasieren, hat sie dann doch nicht geschafft. Auch in der aktiven Potterphase probierte sie bereits andere Stoffe und veröffentlichte mehrere Krimis unter dem Pseudonym Robert Galbraith, die sich mau verkauften und erst als bekannt wurde, welche Autorin dahintersteckt, zu Topsellern wurden.
Letzter Roman: Ernest Hemingway und George R.R.Martin (Im Bild: Zwei Autoren mit Bezug zum Nautischen) (© Passport Photo 1923/ Henry Söderlund)
Wer hat’s gewusst? Ernest Hemingway sagte Anfang der 1940er Jahre offiziell von sich, dass er ab sofort "out of business as a writer" sei. Gut, dass er es sich wieder anders überlegt hat. Die besten Dinge sind ihm nämlich erst mit dem Comeback passiert: Der Purlitzer Preis, der Literaturnobelpreis und natürlich der Roman „The Old Man and the Sea“, der 1952 erschienen ist und aufgrund seines Ablebens 1961 tatsächlich sein letzter Roman ist. Wer vom freien Schriftsteller zum unfreien Fernseh-Schreiberling wechselt, ist vielleicht einen Kompromiss eingegangen, den er lieber wieder rückgängig machen sollte. Leichter gesagt als getan. Im Fernsehsumpf hängen zu bleiben, hat bekanntlich höchstes Risikopotential – also, liebe Games of Thrones-Fans, gebt auch mal folgenden unguten Gedanken: Hätte George R.R. Martin den Absprung vom Fernsehen nicht mehr geschafft, hätte er vermutlich nicht "A Song of Ice and Fire" geschrieben. Auch: Die Vorlage für Game of Thrones. Aufatmung! Jon Snow gefällt das.
Egal, ob sie aus der Musik-, der Literatur- oder der Filmszene kommen, manche Künstler dachten wohl, sie wären – ganz oder zumindest mit gewissen Abschnitten ihrer Kunst – fertig. Irren und Gerüchteküchen schüren, ist bekanntlich menschlich, also auch V.I.P.isch. Wer uns aller eine Zeit lang künstlerisch geghostet hat, uns im Unwissen ließ oder einen "Rückfall" à la J.K. Rowling mit ihrem Harry Potter hatte – erfahrt ihr in dieser Gallery.
Wer noch mehr prominente Unentschlossenheit will, kann hier über die namensbedingten Unsicherheiten der Stars lesen.