The fault is in the Stars

Die Stars locken mit existentialistischem Eskapismus. Das kauft man jedoch eher dem Andrew W.K. als der Gruppe aus Toronto ab. Generell klingen die Stars, also ob sie seit ihrem Debut „Nightsongs“ nicht mehr wirklich auf einer Party waren.

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Die Vorab-Single und gleichzeitiges Manifest von „No One Is Lost“ klingt schon anständig nach Hit. Eine Hommage, an Hedonismus, an Disco und an eine Zeit als es noch ok war, ebendiese nicht als Club zu bezeichnen. „From The Night“ lehnt quasi lässig an der Bar und locked eyes mit Cindy Lauper. Auch das Cover spielt mit starker Saturday Night Fever Romantik: Wohin am Samstag, wenn nicht zur Rollschuh-Disco? Heute Nacht ist meine Zukunft, und ja: Scheiß drauf, falls man erst wieder mit Mitte 40 als Alkoholiker heimkommt. Wenn alle erst mal verloren sind, ist keiner mehr allein. Insofern scheint das herbstliche Veröffentlichungsdatum sicherlich passend gewählt. Derzeit will man eh weniger studieren und mehr ausgehen. Gezwungen quasi durch die derzeitige Eventdichte. Passender Treibstoff also für Sturm und Drang.

Was jedoch beim sechsminütigen Album-Opener in Aussicht gestellt wird, kann das restliche Album aber leider nicht ganz liefern. Zu plattitüdenhaft die Texte („You held me up / At the bus stop / to tell me that / you had enough" ) und zu einfallslos ihr Soundkosmos. Auch wenn manche Songs dann eben wieder mehr strahlen („Trap Door“). Wobei: Golden Teeth? Auf welche Partys geht Frontman Campbell eigentlich so?

Das wirkliche Problem ist also eigentlich, dass man den Stars die Party Attitude nicht wirklich abkauft. Auch wenn der Finger immer Richtung Tanzfläche zeigt, schlurfen dort die Songs doch eher wie bei der Ü-50 Feier im beschaulichen Foxtrott über die ergraute Tanzfläche der Belanglosigkeit. Boy-Girl Storytelling ("Look Away") wechselt sich mit Wohlfühlpop und gemischtem Electro-Satz ("No One Is Lost"). Jingle-Jangle Johny Marr Gitarren sind natürlich auch mit dabei.

Die Stars scheinen irgendwann beim Hören der Lieblingsplatten Eigenwitz und Spritzigkeit an der Garderobe abgegeben zu haben. So hört sich „No One Is Lost“ mehr nach stumpfen abkupfern und weniger nach gekonntem Transformieren und Quetschen an. Schade. Dann besser doch Toiletten-Selfies machen.

No One Is Lost erscheint am 31. Oktober.

Bild(er) © Pias Coop/Ato (rough trade)
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