The Gap Diagonale-Tagebuch

Die Diagonale endete gestern mit Auszeichnungen und Aktuellem in altem und neuen Gewand. Zeit, einen Blick zurück auf das Wochenende zu werfen. Während man Freitag mit alten Seidl-Filmen in die Vergangenheit entführt wurde und der Film „Die Migrantigen“ zeigte, wie gutes, inklusives und lustiges Kino aussehen kann, referierte am Samstag Andi Winter über seine Tätigkeit als Colorist.

Sonntag

Der sechste und letzte Tag der Diagonale präsentiert Aktuelles in altem und neuem Gewand. Preise gibt es natürlich auch.

Am Sonntag startet man etwa mit der Dokumentation „Free Lunch Society“ von Christian Tod. Tod, der einen Abschluss in Volkswirtschaftslehre hat und sich schon in seiner Diplomarbeit und seiner begonnenen Dissertation mit dem Thema bedingungsloses Grundeinkommen beschäftigt hat, lässt in seinem Film verschiedene ExpertInnen aus u.a. Politik und Wirtschaft und aus unterschiedlichen politischen Lagern zu Wort kommen und diskutieren, was es denn bedeuten würde, wenn ein bedingungsloses Grundeinkommen eingeführt werden würde. Dazu präsentiert er einige aktuelle bzw. vergangene Experimente aus verschiedenen Ländern, in denen Menschen unterschiedlich viel Geld monatlich überwiesen wurde. Der Film, dessen Produktion ungefähr sieben Jahre gedauert hat, da vor allem die Recherche sehr umfangreich war, ist dabei sehr aktuell. In den letzten Jahren habe sich, so Christian Tod, die Berichterstattung über das bedingungsloses Einkommen in deutschsprachigen Ländern verzehn- oder sogar verzwanzigfacht. Das Thema wird dabei vor allem in Hinblick auf Automatisierung und dem Aufkommen neuer Technologien, die zum Verschwinden unzähliger Jobs führen werden, diskutiert. „Free Lunch Society“ bietet in schönen kinematografischen Bildern eine interessante Wissensbasis für allem für diejenigen, die sich bisher mit dem Thema noch nicht so stark auseinandergesetzt haben.

Tote Blumen

Danach wird „Dead Flowers“ von Peter Ily Huemer aus dem Jahr 1991 präsentiert. Ein Film, für den, so die Moderatorin Katherina Müller, damals das österreichische Publikum wohl noch nicht bereit war, weshalb „Dead Flowers“ in der österreichischen Filmgeschichtsschreibung nahezu vergessen wird. Dabei könne er durchaus als aktuell betrachtet werden, so Müller und Huemer danach im gemeinsamen Gespräch, erinnern seine Ästhetik, Thematik und die Hauptfigur doch sehr an zeitgenössische Netflix-Produktionen. Im Film trifft der Schädlingsbekämpfer Alex (Thierry van Werveke) auf die Diplomatentochter Alice (Kate Valk), die ihn aus seinem Alltag reißt. Dann verschwindet Alice und Alex macht sich auf die Suche nach ihr. In „Dead Flowers“ verschwimmen die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits, Arthouse-Ästhetik trifft auf österreichisches Grantlertum.

 

Produzieren und prämieren

Danach gibt es noch ein Gespräch im Rahmen der Reihe Diagonale im Dialog mit dem Produzenten Veit Heiduschka. Heiduschka ist Gründer und Leiter der Wega Film und produzierte im Laufe seiner Karriere unzählige Filme wie etwa „Dead Flowers“, „Wilde Maus“, „Liebe Möglicherweise“, „Der Fall Lucona“, „Müllers Büro“ und die meisten Filme von Michael Haneke. Er gibt Einblick in sein bisheriges Schaffen und in die Arbeit eines Produzenten. Unter anderem erzählt er, dass österreichische Produktionen meistens mit ausländischen Produktionsfirmen gestaltet werden müssen, da es sonst an Geld fehle. Zudem betont er die Relevanz von Filmförderungen und erinnert daran, dass der österreichische Film vor allem auf psychologisierende Filme setzen müsse, für Action-Filme oder dergleichen fehle es natürlich an Geld. Trotz des Aufkommens neuer Verbreitungsmöglichkeiten (Stichwort Streaming-Dienste) glaubt Veit Heiduschka an das Überleben der Institution Kino.

Am letzten Tag der Diagonale werden zudem nochmals einige der am Vortag preisgekrönten Filme präsentiert. So gewinnt etwa „Die Liebhaberin“ (Regie: Lukas Valentina Rinner) den Preis für den besten österreichischen Spielfilm. Den Großen Diagonale-Preis Dokumentarfilm bekommt „Was uns bindet“ von Ivette Löcker. Der Preis Innovatives Kino der Stadt Graz geht an „Pferdebusen“ (Regie: Katrina Daschner), als bester Kurzfilm wird „Mathias“ von Claudia Stern ausgezeichnet. Alle weiteren Preise lassen sich hier nachlesen. Den Publikumspreis konnte am Sonntag schließlich noch „Die beste aller Welten“ von Adrian Goiginger gewinnen.

Die Diagonale fand von 29. März bis 2. April in Graz statt. Eindrücke vom ersten, vom zweiten und von dritten Tag haben wir natürlich auch für euch.

Themen:
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...