»Wir wollen das Nervensystem der ZuhörerInnen treffen« – These New Puritans im Interview

Der Output von These New Puritans wird als moderne und doch zeitlose Mischung aus Punk, Rock, Klassik, Electronica und experimenteller Musik beschrieben. »Inside The Rose«, das im Vorjahr veröffentlichte vierte Album der Band der Zwillingsbrüder Jack und George Barnett, gilt als ihr bislang zugänglichstes Werk – und wurde von der Kritik abermals gefeiert.

Jack, bist es immer noch du, der hauptsächlich für die Songs zuständig ist?

George: Hundertprozentig.

Jack: Meistens. Aber bei diesem Album haben wir mehr denn je gemeinsam an den Songs gearbeitet. Deshalb hat es sechs Jahre gedauert … (beide lachen)

George: Nun, wir haben auch an allen möglichen anderen Projekten gearbeitet in dieser Zeit. Aber Jack schreibt unentwegt. Selbst, wenn er schläft. Einer deiner Running Gags ist doch, dass du das Lied »Where The Trees Are On Fire« im Traum geschrieben hast, nicht wahr?

Jack: Ich schreibe tatsächlich unentwegt, und so klischeehaft es auch erscheinen mag, dieses Lied entstand zu einer Zeit, in der ich viel Musik geträumt habe. Da dies auch für den Text gilt, weiß ich nicht mal genau, worum es in dem Lied geht. (lacht) George hat aber glücklicherweise einen guten Instinkt, Sachen möglichst klar zu gestalten und auch mal Halt zu rufen, wenn er denkt, dass ein Lied bereit ist, im Studio aufgenommen zu werden.

Wenn wir schon bei Träumen und Visionen sind: Während ich die Platte angehört habe, musste ich an Filme denken wie Kubricks »2001: A Space Odyssey« oder »Stalker« von Tarkowski.

Jack: Ich wehre mich keine Sekunde gegen diese Vergleiche. (lächelt) Die Idee war generell, nichts allzu Abstraktes zu schaffen, sondern mit Kühnheit und Schärfe das Nervensystem der ZuhörerInnen zu treffen, auf der elementarsten Ebene.

George: Interessanterweise war »Stalker« tatsächlich eine unserer Referenzen für die Artdirection.

… bei der du ja, neben der Regie der Videos, wieder stark involviert warst.

George: Stimmt. Ich würde gerne mehr mit Filmen zu tun haben. Es war diesmal auch sehr organisch, weil wir bei den Visuals mit KünstlerInnen zusammenarbeiten, die unsere FreundInnen sind und auch unsere Musik seit langer Zeit kennen. Das Ergebnis wäre sicher mit einer Regisseurin oder einem Regisseur von außerhalb ganz anders geworden.

Dieses Album ist viel zugänglicher als seine Vorgänger, aber anscheinend immer noch nichts für die Charts.

Jack: Die Sache ist, glaube ich, dass unsere Musik physische Musik ist. Wir sind keine Streaming-Band, und wenn etwas nicht gestreamt wird, kommt man auch nicht in die Charts.

Ich frage, weil ihr in eurer Musik kompromisslos zu sein scheint. Gibt es da keinen Druck seitens eurer Plattenfirma?

Jack: Das stimmt, wir gehen bei unserer Musik ungern Kompromisse ein. Wir haben das Glück, gute Leute um uns herum zu haben, die uns stets unterstützen. Das ist eher die Ausnahme, in einer Zeit, in der der Verkaufsdruck auf KünstlerInnen immer größer wird. Wir durften sogar das Plattencover selbst entwerfen. Die Art und Weise, wie das Artwork auf die CD-Hülle gedruckt wurde – das ist etwas, das das Label so zuvor noch nie hatte. Und das Booklet in diesem kleineren, halbierten Format, ist das erste seiner Art überhaupt. Es steckt eine Menge Arbeit darin, aber ich glaube, unser Label ist glücklich, eine Band zu haben, die wirklich Dinge anders machen möchte, als das, was das Publikum schon unzählige Male gesehen hat.

»Inside The Rose« von These New Puritans ist im Vorjahr bei Infectious Music erschienen. Seit Kurzem gibt es mit »The Cut (2016–2019)« auch eine Schwesterveröffentlichung – mit neuer Musik, Orchester-Interludes, Reworkings und Remixes.

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