Und der Weltmilchtag, der klingt so


Das Letzte, was der ohnehin schon gebeutelte Journalismus gebrauchen kann, sind schnell rausgeschupfte Beiträge über kuriose Welttage. Richtig: Wir haben eine Weltmilchtag-Playlist gemacht.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Lektion fürs Leben Numero Uno: Auf den subtilen Humor von Wikipedia-Einträgen ist immer Verlass. Warum das so ist, kann man am Beispiel des Artikels zum Weltmilchtag lesen: "Der Weltmilchtag wird einmal jährlich organisiert (meistens am 1. Juni), um international für den Konsum von Milch zu werben. Der Weltmilchtag ist nicht mit dem Weltmilchschultag zu verwechseln, der am letzten Mittwoch im September begangen wird."

Lektion für’s Leben Numero Due: Die Milch hat anscheinend immer noch mit ihrem 90er-Jahre-Image zu kämpfen. Zumindest scheinen sich – nach erster Recherche – die Mehrheit der Songtitel, die im starken Milchkontext stehen, in dieses Jahrzehnt verordnen zu lassen.

Damn, ich bin so healthy

Gut, dass unter anderem Money Boy beim Ankurbeln eines neuzeitlicheren Images mithilft. In seinem Song "Müsli (mit Milch)“ kommt er gar nicht mehr darüber hinweg, wie gut ihm die Milch tut. Oder um es mit seinen Worten zu sagen: „Ich ess ein Müsli mit Milch zum Frühstück. Ich bin so healthy. Damn, ich bin so healthy“

Auch der Video-Künstler Kurt Razelli weiß, wie man die Milch wieder auf die politische Agenda bringt. Er bediente sich dafür einer Rede von Heinrich Heidel aus dem Hessischen Landtag und machte daraus den eingängigen Milch Song, der unter anderem mit der Parole "Milch! Weil die Tiere das wollen!" restlos überzeugt.

Ob wir wollen oder nicht: Wer über Milch-Musik reden will, muss irgendwann doch wieder zurück in die 90er. Das Milchpackerl, dass durch Blurs Musikvideo zu "Coffee and TV" wandert, bringt ungefähr alle Emotionen hinter sich – angefangen bei der Romanze mit der Erdbeermilch-Packung bis zur harten Verirrungs-Szene in der Gosse – und dann das: Kurz vor der Rettung doch noch ausgezwitschert und weggeworfen werden. Aber immerhin von Damon Albarn.

Die Milch ist aus

Wenn die Milch einmal ausgeht, ist das normalerweise nämlich gar nicht so lustig. Anders geht’s einem beim Text zum Song "No Milk Today" von Herman’s Hermits aus dem Jahr 1966: "no Milk today/ it wasn’t always so/ the company was gay/ we’d turn night into day"

Auch schön ist Roxettes Milch-Beitrag. Der Twist des Songs, also dieses Vorgeben, tatsächlich nur ein Lied über Milch, Toast und Honig geschrieben zu haben, gefällt. Denn schneller als man diese drei Dinge verdauen könnte, kommt hier das wirkliche Motiv um die Ecke: „slow morning news pass me by i try/ not to analyse but didn’t he blow my mind this time/ didn’t he blow my mind? (here he comes)“ Richtig, "Honey" steht hier wohl eher weniger für das Bienenprodukt und eher mehr für eine nachhaltig beeindruckende männliche Erscheinung.

Nachhaltig beeindruckend erscheint uns auch – heute wie damals – Kelis in „Milkshake“, einem der besten laktosehaltigen Songs, die es je gegeben hat. Wer jetzt nur an das Getränk denkt, weiß wahrscheinlich nicht, wofür "milkshake" sonst noch steht – und ist vermutlich auch unbekümmert genug, überrascht zu sein, was sich hinter den Lyrics von Nirvanas "Milk it" verbirgt. Kurzfassung: Parasiten und Viren, die von Kurt Cobain gemolken werden möchten.

Zigaretten und Schokolademilch

Wie das S.O.D, oder besser gesagt: die Stromtroopers of Death, mit ihrer Ode an die Milch genau meinen, ist allerdings eine andere Frage, deren Antwort wir uns gerne anhören würden, falls sie jemand hat. Hypothese Nummer 1: Die Zielgruppe dieses Songs sind Menschen, die sich "pussy whipped" fühlen und sich aus diesem Grund dem Milchgetränk zuwenden.

Ganz anders geht es einem mit Rufus Wainwrights Bedürfnis nach "Cigarettes and Chocolate Milk" und diesem angedeuteten Grinsen im Video dazu, das ihm entfährt, während er am Piano sitzt. Höchst verständlicher Beitrag zur Milch-Musikindustrie.

Wer jetzt noch zuhören kann, wird beim letzten Song nicht gerade erfreut sein. Dieser ist der Beweis dafür, dass das menschliche Gehirn manchmal ziemlich böse zu einem ist und sich immer noch an Bands wie Venga Boys erinnert. Oder noch schlimmer: An deren Video zu "Shalala lala" und den Umstand, dass darin anfangs ein Tablett mit einer Milchkaraffe durch die Gegend getragen wird. Hasst uns jetzt nicht zu sehr dafür – trinkt Milch!

Wichtige Videos vergessen? Postet noch mehr Sehempfehlungen einfach in den Kommentaren.

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