Ursula Strauss: „Der österreichische Film wird immer mutiger“

Ursula Strauss bildet zusammen mit Stefan Ruzowitzky die Präsidentschaft der Österreichischen Filmakademie. Bevor der Rummel über die Verleihung des Österreichischen Filmpreises beginnt, lud sie zum Abend der Nominierten nach Wiener Neustadt. Dort sprach die Schauspielerin über den „Aufwind“, der in der heimischen Filmbranche zu spüren ist.

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© Wolfgang Woessner

Schauspieler, Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner, Kamera- und Soundtechniker, alle pilgerten sie nach Wiener Neustadt. Der Anlass: eine Nominierung für den österreichischen Filmpreis, der heute im Wiener Rathaus verliehen wird. Weil da nur das Werk des Gewinners bzw. der Gewinnerin im Mittelpunkt steht, gehen die anderen Produktionen oft unter. Mit dem Abend der Nominierten sollen alle 75 Filmschaffenden in den Mittelpunkt gerückt werden. „Der österreichische Film wird immer mutiger, die Stoffe gehen nicht aus. Wir möchten im eigenen Land Identität zeigen und die Augen auch für schwierige Themen öffnen“, so Ursula Strauss. Weil daran viele kreative Köpfe beteiligt sind und nicht nur einer, verteilt sie an alle Gäste eine Urkunde. Wir sprachen mit der Präsidentin.

Katharina Mückstein, Ursula Strauss, Christoph Dostal und Marlene Ropac ©Wolfgang Woessner

Was sind allgemein Ihre Aufgaben als Präsidentin der Akademie des österreichischen Films?

Ursula Strauss: Also, Stefan Ruzowitzky der mit mir die Präsidentschaft innehat und ich, wir sind die Verbindung der Akademie und der Öffentlichkeit. Einen Film zu machen ist ja ein höchst individueller Vorgang und ein kreativer Schaffensprozess. Diesen kreativen Prozess wollen wir zu einem Miteinander machen, indem man versucht, die Kommunikation zu stärken und Mitglieder zu finden. Es besteht ja das Interesse, zu einer Branche zu stehen, obwohl es eine Branche der individuellen und künstlerischen Vorgänge ist. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Film in so einer Zeit so einen Aufwind hat und Filmschaffende in Österreich so viele verschiedene Wege einschlagen.

Und wie ist die Zusammenarbeit mit Stefan Ruzowitzky?

Super! Ich bin allerdings ein bisschen traurig, dass er heute nicht dabei sein kann. Er ist in München und arbeitet. Er kommt aber zum Filmpreis und wir werden einen schönen Abend miteinander verbringen. Ich habe gehört, dass wir nebeneinandersitzend den Abend auf der Bühne verbringen werden. Da ist es von Vorteil, wenn man sich mag.

Stichwort Filmpreis: Gibt es denn bei den diesjährigen nominierten Filmen irgendwelche Leitmotive?

Es ist ein sehr, sehr buntes Programm und das finde ich total schön. Es ist echt schön zu sehen, wie vielfältig die österreichische Filmlandschaft ist und wie die Kreativen ihre Fühler in jede Richtung ausstrecken. Das macht Spaß!

Im Vergleich zum Jahr davor?

Das ist schwierig zu sagen. Weil Österreich so einen Lauf hat, was das Filmemachen betrifft. Da wird es schwierig die Jahre zu vergleichen. Seit über 15 Jahren ist so ein Aufwind spürbar und nicht umsonst ist das auch die Zeit, in der die Akademie entstanden ist.

Wie schauen diese Veränderungen in der österreichischen Filmlandschaft aus?

Es wird immer mutiger! Es werden Thriller gemacht, es gibt Science-Fiction Projekte. Es ist schon ein bunteres Programm als früher, weil einfach extremere Sachen dabei sind. Die vielen Geschichten sind wirklich sehr bereichernd für Österreich.

Thriller klingt spannend! Weil viele assoziieren mit österreichischen Produktionen den typischen Heimatfilm …

Ja das finde ich interessant, dass Menschen im eigenen Land das oft noch nicht wahrgenommen haben. Der österreichische Film genießt international ein unglaubliches Standing wegen seiner Vielfalt. Österreich ist ja unter anderem wegen dieser Filme bekannt geworden. Das wissen viele nicht. Aber das sind Dinge, die wachsen müssen. Es gab schon mal eine sehr starke Identifikation mit österreichischen Filmen, wie eben diese Heimatfilm-Schiene mit dem schönen Panorama und der Landschaftsaufnahmen. Der Erzählstil hat sich verändert, die Geschichten und das Land haben sich verändert. Und so eben auch die Filme. Das Publikum muss es halt noch ein biss‘l mehr mitkriegen. Die Österreicher brauchen ja lange, bis sie von etwas überzeugt sind, aber dann stehen sie dazu. Wenn sie mal was mögen, oder wenn sie mal den Zugang zu etwas gefunden haben, dann funktioniert es. Insofern arbeiten wir stetig daran, die Menschen ins Kino zu bringen.

Was für Themen könnten für Filmproduzenten in Österreich wichtig werden?

Naja, in dieser Zeit in der wir leben, weiß man ja schon gar nicht mehr wo wir anfangen sollen, welche Geschichte wir zuerst erzählen sollen. Also da gibt’s genug.

Gibt es Sachen, die du ausprobieren würdest?

Ich würde sehr gerne mal eine schräge und geile Komödie spielen, das würde mir irrsinnig Spaß machen!

Wie ist das für dich als Schauspielerin, nach welchen Kriterien wählst du deine Rolle aus?

Wie ich meine Rollen auswähle hat damit zu tun, ob mein Bauch zu klingeln beginnt, wenn ich die Geschichte lese. Ob mir das Drehbuch gefällt. Ich muss das Gefühl haben, die Figur zu verstehen und sie berührt mich. Wenn sie das nicht tut, kann ich sie nicht spielen. Wenn ich keinen Zugang zu der Figur finde, dann kann ich das dem Zuschauer auch nicht glaubwürdig vermitteln.

Hier findet ihr alle Nominierungen für den österreichischen Filmpreis, der heute im Rathaus vergeben wird. 

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