The Vengabus is staying – Vengaboys im (un)politischen Jubiläumsinterview

Wir dachten schon, wir hätten seit 17. Mai genug Vengaboys-Content gehört. Jetzt bringen die Eurodance-Icons aber eine Unplugged-Mini-EP heraus und nutzen dabei nochmals die Gelegenheit, politisch zu werden – auch wenn sie es eigentlich nicht sein wollen.

Für immer wird der Vengaboys-Banger »We’re Going To Ibiza!« in das österreichische Gedächtnis eingebrannt sein. Und wer bei der letzten offiziellen Donnerstagsdemo – nach Auflösung der türkis-blauen Regierung und am Tage der Ernennung von Brigitte Bierlein zur Bundeskanzlerin – dabei war, weiß, wie es sich anfühlt, am Leben zu sein. Der/die eine oder andere möge sich einen »Vengadollar« oder Special-Effect-Glitzerschnipsel als Andenken an den historischen Vibe, den wir mit den Vengaboys geteilt haben, mitgenommen haben.

Doch das ist alles nichts Neues. Vergessen wird aber leicht, dass die Vengaboys heuer nicht nur einen neuerlichen Hype aus Austria erleben, sondern auch ihr 20-jähriges Jubiläum eines äußert erfolgreichen Nummer-1-Hits-Jahres 1999, auf das eine solide Karriere folgen würde. Laut Pressetext waren die Vengaboys in diesem Jahr des letzten Millenniums die erfolgreichsten ExporteurInnen ihres Heimatlandes, den Niederlanden: »erfolgreicher als der Vertrieb von Tulpen, rauchbaren landwirtschaftlichen Produkten und Käse« – wow! Anlässlich dieses immensen Flex‘ hat sich das Eurodance-Quartett vorgenommen, der Welt zu zeigen, dass ihre Hits auch ohne Rave-Computer funktionieren. Herausgekommen ist: »Unplugged #1’s«. Alles weitere haben uns Sailor Robin, Cowboy Donny, D-Nice und Captain Kim selbst erzählt.

Wie seid ihr beim Auswählen zweier eurer Hits für die Unplugged-Versionen vorgegangen? Wusstet ihr zu dem Zeitpunkt schon vom Ibiza-Video in Österreich oder habt ihr danach gewählt, welches Songwriting im reduzierten Setting am besten funktioniert?

Sailor Robin: Naja, wir haben ein paar Akustikversionen aufgenommen, während wir auf Tour waren. Manche davon in unserem Vengabus, manche in Hotelzimmern und ein paar Backstage. Wir haben sogar versucht, einen Song im Flugzeug aufzunehmen, aber manche PassagierInnen haben sich beschwert. Wahrscheinlich habe ich zu oft falsch gesungen … Egal, für unsere »Unglugged #1’s« haben wir zwei Songs gewählt, die diesen Sommer vor genau 20 Jahren Platz 1 waren. »Boom, Boom, Boom, Boom!!« und »We’re Going To Ibiza«. Es war ein lustiger Zufall, dass 20 Jahre später #ibizagate passiert ist.  

Ihr seid seit Jahren nonstop auf Tour. Fast vier Millionen Menschen hören eure Musik jeden Monat auf Spotify. Warum, glaubt ihr, hat eure Musik immer funktioniert, warum funktioniert sie noch immer und buchstäblich überall? 

Captain Kim: Und das ist nur Spotify! Das inkludiert nicht mal Youtube (wo es sicher noch tausendmal mehr sind) und die anderen Services. Es ist verrückt, oder? Auch witzig ist, dass das Durchschnittsalter bei unseren Konzerten ungefähr 25 ist. Sieht so aus, als hätten wir noch ein paar Jahre vor uns! Natürlich wissen, wir nicht wirklich, wirklich, was die Magie ist. Aber ich glaube, es ist die Happiness und Einfachheit unserer Musik. Außerdem: Wir haben es einfach immer noch drauf. Bei unseren Shows tun wir alles, um sicher zu gehen, dass jede/r die beste Zeit hat. Wir lieben und respektieren unsere Artist-KollegInnen, aber auf Festivals gibt es nur noch wenige, die nach unserer Performance auf die Bühne wollen. MIT uns, ja! Nach uns, nicht so gern … 🙂

Vengaboys »Unplugged #1’s«

Wer hat euch als Erstes darüber informiert, dass ihr in Österreich wieder trending seid? Was war euer allererster Gedanke, als ihr davon erfahren habt?

Cowboy Donny: Eigentlich waren das ein Haufen Nachrichten zur selben Zeit. Unsere FreundInnen bei Ö3 haben sich gemeldet und uns gesagt, was los ist. Und über unsere Social Media haben wir immer wieder Einladungen bekommen, nach Österreich zu kommen und bei der Donnerstagsdemo aufzutreten. So viele Einladungen. Auf Insta, Facebook und Twitter. Und auch viele auf meinem Grindr. 

Die rechtspopulistische Partei Forum voor Democratie war die stärkste Kraft in der letzten Regionalwahl in den Niederlanden. Mit eurer Performance am Ballhausplatz habt ihr bewiesen, dass die Vengaboys auch politisch sein können. Schreibt ihr ein Protestalbum, wenn der Rechtsruck in den Niederlanden noch stärker wird? 

D-Nice: Wusstest du, dass nur sehr wenige PolitikerInnen gute TänzerInnen sind? Und andersrum. Politik ist nicht das Feld der Kommunikation für die Vengaboys. We like to party! Und jede/r ist willkommen auf unserer Party! Ungeachtet ethnischen Hintergrundes, Geschlechts, Alters,  sozioökonomischen Statuses, Personenstandes, physischer Beeinträchtigung und sexueller Orientierung. Unsere ideale Welt ist eine bunte. Meine Überzeugung ist: Wenn du zeitlich nur weit genug zurück gehst, sind wir alle verwandt. Zwei Augen, ein Mund, eine Nase, zwei Ohren. Wir sind alle eins. Menschen haben so viel mehr Angst voreinander, als es Sinn macht. Diese Angst hat uns etwas gebracht, als wir kleine Affen waren. Aber jetzt nicht mehr. 99,999999 % der Weltbevölkerung sind gute Menschen. Liebe ist die Antwort! Oh, und Vengaboys’ »Unplugged #1’s«. Das ist auch die Antwort!

Vengaboys sind bis dato einer der erfolgreichsten Acts der Niederlande und feiern heuer 20 Jahre Nummer-1-Hits. Falls du seit Mai geschlafen hast, findest du hier eine Erklärung.

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