Verschwörungstheorien

Wir haben mit der österreichischen Indie-Institution Garish geredet. Die Band stand schon vor der Auflösung, kritisiert den Musikfonds und erzählt welche Aussage Bogarts nicht falsch zitiert werden darf.

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Die Zeiten für Garish wurden rau. Durch die verschiedenen, mehr oder weniger erfolgreichen Nebenprojekte – so gelangen etwa Drummer Markus Perner mit Thees Uhlmann zwei Top-5-Alben in Deutschland – verlor man die ureigene, seit sechzehn Jahren bestehende Band aus dem Burgenland ein bisschen aus den Augen. Garish rauften sich aber zusammen und veröffentlichen das am 7. Februar bei Schoenwetter Schallplatten erscheinende sechste Studioalbum „Trumpf“, das sich rockiger präsentiert als seine Vorgänger, aber dennoch nicht an ureigenen Garish-Sound spart, wie das vorab veröffentliche Video zu „Auf den Dächern“ zeigt.

Sänger Thomas Jarmer erzählt von den schwierigen Aufnahmebedingungen, von leichten Veränderungen im Klangbild, Humphrey Bogart als Inside Joke und warum die österreichische Musikförderung durchaus Raum zur Spekulation bietet.

Euer neues Album „Trumpf“, das am 7. Februar erscheint, wurde wieder von Thomas Pronai produziert. Gab es Änderungen in der Arbeitsweise im Vergleich zu den Vorgängern?

Ja, maßgebliche. Einerseits haben wir seinen Vorstellungen entsprechend versucht, unsere Livequalitäten, die wir im Laufe der letzten Tour entwickelt haben, auf die Platte zu übersetzen. Wir haben uns – beispielsweise was den Umfang an Instrumentarium betrifft – beschränkt und nur, was man als Band auf der Bühne bringen kann, verwendet. Andererseits haben wir unter verschärften Maßnahmen – auf Band – aufgenommen und größtenteils auch live. Sämtlicher Diskussionsbedarf und Entscheidungen mussten im Vorfeld getroffen werden. Vor dem Musizieren musste alles fix sein, damit man zufrieden ist. Wir haben jede Nummer drei, vier Mal eingespielt und dann den Take ausgesucht. Es gab also eine lange Vorbereitungszeit und dann eine sehr schnelle, gemeinsame Aufnahme im Studio.

Der Schaffensprozess des Albums stand ja auf der Kippe. Bestand jemals Sorge um ein Weiterbestehen von Garish?

Diesmal waren die Bedenken, ob das noch was wird, schon in greifbarer Nähe. Es ist, auch durch die Aktivitäten abseits der Band bedingt, schwieriger geworden, sich musikalisch zu treffen. Jeder hat seinen eigenen Kopf und wieder eine Schnittmenge zu bilden, war ein energieraubender Prozess. Es gab auch den Punkt, an dem man sich gefragt hat, was da noch drinnen ist, aber irgendwann hat man sein Kontigent an Liedern und die musikalische Reaktion untereinander hat dann schon die Perspektive offenbart, dass das was wird.

Hat der im Vergleich zum Vorgänger reduzierte Einsatz von Blechbläsern mit dem Wunsch, die Platte live aufzunehmen zu tun?

Bei der letzten Platte hat sich der Einsatz von Blechblasinstrumenten von der Klangfarbe und vom Druck her so angeboten. Man hätte auch bei den neuen Stücken – den ruhigen und den kraftvollen – viele Arrangements dazuschreiben können. Die Intention war aber, es runter zu reduzieren und sich auf die Band zu konzentrieren und sie als solche zum Klingen zu bringen, auch wenn wir schon rechte Zweifel hatten, ob das so zielführend ist, ob man zufrieden sein kann, wenn man noch was im Ärmel gehabt hätte.

Mit „Nichts auf der Welt“ befindet sich auch ein ungewohnt rockiger Song auf „Trumpf“. Ist das Absicht, um euren Image als brave Band entgegenzutreten?

Dieser Zeitpunkt ist schon seit Längerem überschritten. Das brave Image mag eher in unseren Persönlichkeiten und Auftreten liegen, in musikalischer Hinsicht waren immer auch rockige Stücke – wie „Alles nur Idee“ auf „Absender auf Achse“, das bis zu diesem Zeitpunkt wohl unsere rockigste Nummer war. Das neue Album ist in seiner Gesamtheit roher, hat aber weniger mit einer Korrektur unseres Bild nach Außen zu tun, sondern ist eine Weiterführung der Richtung, die das letzte Album vorgegeben hat – wir wollten das raue und härtere mehr ausloten. Durch den Frust im Entstehungsprozess war es im Proberaum ein bisschen lauter, das Energielevel musste dann bei den Proben raus. Die Platte ist unsere lauteste, rockigste bis jetzt.

Welche Einflüsse gab es diesmal auf das Songwriting?

Der momentane Status der einzelnen Mitglieder spielte da stark rein: Julian spielt bei Bo Candy, die den sehr einfachen, mit einfachen Arrangemants, gehaltenen Songwriter-Zugang von Bob Dylan haben. Außerdem haben wir viel auf Loops arrangiert – gespielt, nicht programmiert – und geschaut, was sich daraus entwickelt. Auch gesanglich ist uns das entgegengekommen, weil das gemeinsame Vorm-Mikrofon-Stehen zentrales Element unserer Musik geworden ist.

Es fällt auf, dass chorische Elemente zunehmend tragende Rollen – vor allem am Anfang des Albums – einnehmen.

Wir wollen keine zusätzlichen Instrumente sondern Stimmen. Durch ein reduzierteres Instrumentarium wird die Band so hörbar wie es nur geht, auch gesanglich. Wir sind keine Band, die aus einem Frontman und Mitmusikern besteht, „Jeder-darf-alles“ wurde zur ungeschriebenen Regel. Dieses Miteinandersingen ist vielmehr das Abbild, wie sich die Band als solche versteht.

Bild(er) © Julia Grandegger / Schoenwetter Schallplatten/Ink Music
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