Verschwörungstheorien

Wir haben mit der österreichischen Indie-Institution Garish geredet. Die Band stand schon vor der Auflösung, kritisiert den Musikfonds und erzählt welche Aussage Bogarts nicht falsch zitiert werden darf.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Regisseur Christoph Kuschnig für das „Auf den Dächern“-Video?

Er ist vor rund zwei Jahren auf uns zugekommen, um die Musik zu seinem Spielfilmdebut, ausgehend von seinem Kurzfilm „Hatch“ beizusteuern. Die Sache hat sich verzögert, in der Zwischenzeit wurden wir wieder aktiv und haben die Retourkutsche im Vorhinein angeleiert und ihn gefragt, ob er ein Video zu unserer Musik machen kann. Die Chemie hat sofort gestimmt, er und sein sehr engagiertes Team haben es dann realisiert. Wir sind sehr glücklich mit dem Teil, wie sehr die Nummer durch das Video noch gewonnen hat, löste einen richtiggehenden Aha-Effekt aus.

Welche Aussage Bogarts darf man nicht falsch zitieren?

(lacht) Eh diese eine, die in einigen Versionen im Umlauf ist. Es geht bei „Auf den Dächern“ auch so ein bisschen um das gefährliche Halbwissen. In unseren Band gibt es jemanden – das wird schön langsam auch zum Selbstläufer – der Zitate gerne unwillkürlich etwas abgewandelt bringt. Es war der Ausgangspunkt, dem etwas entgegen oder auch ein Denkmal zu setzen.

Hat es sich – im Nachhinein betrachtet – ausgezahlt, mit „Wenn dir das meine Liebe nicht beweist“ wieder zu Schoenwetter Schallplatten zurückzukehren?

Auf jeden Fall. In Bezug auf die Arbeitsweise wurde der Versuch bei Universal mit „Parade“ schon nach kurzer Zeit ad absurdum geführt, es war die logische Konsequenz, zu Schoenwetter zurückzukehren. Die Art der Zusammenarbeit entspricht der Band, sie passiert auf Augenhöhe, was das Verständnis angeht, was die Kommunikation angeht. Rudimentäre, einfache Dinge, die sehr wichtig werden, wenn es ans Eingemachte geht. Bei „Parade“ war es ein Experiment, aus dem man sehr viel gescheiter rausgekommen ist.

Ihr seid ja auch Gründer des Labels, 2014 gibt es das zehnjährige Jubliäum. Was war dein Highlight in diesen zehn Jahren?

Ein großer Wurf waren die ersten Ja, Panik-Platten, es war für alle Beteiligten sehr spannend und schön zu sehen, wie das alles seinen Lauf genommen hat. Ansonsten haben wir über Zeit viele Bands und Musiker näher kennen gelernt, auch zu den Bands, die wir im Vorhinein kannten, sind durch die Labelarbeit festere Beziehungen entstanden. Für uns selbst hat die Labelarbeit generell aufgehört, ob es zum Jubiläum etwas Spezielles gibt, kann ich nicht sagen.

Ihr geht im März und April wieder auf Tour, bislang sind nur Österreich-Termine bekannt.

Eine Deutschlandtour ist in Arbeit, je näher die Veröffentlichung kommt, desto konkreter wird das. Deutschland ist immer wieder eine Lotterie – besonders nach vier Jahren Pause gilt es fast wieder von Null anzufangen. Im Süden funktioniert das wegen FM4 etc. über die Jahre hinweg sehr gut, alles darüber hinaus ist harte Arbeit für alle Beteiligten, wieder gute Konzerte aufzustellen.

Wie bewertet ihr als „alte Hasen“ die österreichische Musikförderung?

Es gibt sehr treue Förderungen wie die der SKE zum Beispiel, das ist ein angenehmer Umstand, dass man sich darauf verlassen kann. Der Österreichische Musikfonds hingegen ist halt sehr launisch. Man könnte da einiges ableiten und sich zusammenreimen, wenn man Verschwörungstheoretiker ist. So haben wir für „Parade“, das auf Universal rausgekommen ist, Förderung bekommen und in der Folge „Wenn dir das meine Liebe nicht beweist“ und „Trumpf“, die man selbst gestemmt hat, die aus dem Raster gefallen sind. Es ist eigenartig, dass man eine Platte beim Majorlabel auch noch gefördert bekommt und selbstveröffentlichte Alben offensichtlich keinen hohen Stellenwert haben.

Aber da gibt es großen Interpretationsrahmen, weil nicht-geförderte Dinge nicht (vom Musikfonds, Anm.) kommentiert werden können. Es ist schade und auch ärgerlich, weil man dann Alternativszenarien entwerfen muss. Trotz alledem ist es so, dass man im Vergleich zum Film trotzdem seine Platte machen kann. Beim letzten Album sind wir auf Tour gegangen, um sie zu finanzieren. Dieses Mal lag es im Ermessen der Band, sie durch Eigenmittel zu finanzieren. Es gibt viele gute, neue Musik in Österreich, die es verdient, gefördert zu werden, aber manchmal wirken Förderungen nicht ganz nachvollziehbar, weil sie offensichtlich ihrer eigenen Logik folgen.

Letzte Frage: Wie siehst du die Entwicklung des Musikstandort Wien in den letzten Jahren?

Es ist über die Jahre so etwas wie eine Szene entstanden. Viele kleine Labels haben Bands gebündelt und auch durch die Zusammenarbeit von Labels, habe ich den Eindruck, dass der Austausch untereinander viel reger ist, als in unseren Anfangsjahren, als wir nach Wien gekommen sind und Konzerte gespielt haben, das war für uns eine autistische Angelegenheit.

Mittlerweile gibt es doch eine sehr breite, bunte Palette an großartiger Musik, die durch Veranstaltungen wie dem Popfest den Wienern auch gut und angenehm vermittelt wird. Da muss man den Hut ziehen, dass da sehr viel gemacht und an die Oberfläche geholt wird. Wenn man für die Zeit das Richtige macht, dann kann schon sehr viel drinnen sein. Die Möglichkeiten für Bands sind enorm, wenn es darum geht, mit Eigeninitative seine Ideen voranzutreiben, sei es im Bereich der neuen Medien oder auch über die vielen namhaften Labels hierzulande. Partner und Plattformen zu finden, ist damit weitaus leichter geworden.

"Trumpf" erscheint am 7. Februar 2014 via Schoenwetter Schallplatten.

Bild(er) © Julia Grandegger / Schoenwetter Schallplatten/Ink Music
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...