Hinter den Lokalen Kreisky, Bukowski, Einhorn, Café Kafka, Café Nahid und Horvath stehen dieselben Betreiber. Wie es zu den vielen Beisln kam und warum die Namensgebung vom Kreisky politisch motiviert war, hat uns einer davon bei einem – für Bukowski-Verhältnisse – ungewöhnlich frühen Besuch um 16 Uhr verraten.
Wenn man eine Beisltour durch all eure Lokale planen würde, in welcher Reihenfolge müsste diese verlaufen und was sollte man wo am besten trinken?
Beginnen sollte man eigentlich mit einem Kaffee im Nahid, weil es im zwölften Bezirk ist und am weitesten entfernt von allen anderen Lokalen liegt. Man will ja nachher nicht noch mal extra rausfahren (lacht). Danach, würde ich sagen, geht es tageszeitbedingt weiter ins Kafka – auf einen zweiten Kaffee oder ein Bier. Die nächste Station ist wahrscheinlich unser jüngstes Kind, das Horvath – ein Stadtheuriger am Spittelberg, ohne Schnickschnack und ganz bewusst in Bobocity gelegen. Hier natürlich Wein trinken, am besten im Krug. Dann würde ich nicht in ein Lokal gehen, sondern ins Theater – wir betreiben nämlich auch das Ateliertheater in der Burggasse – und ab jetzt muss man sich eigentlich entscheiden: Entweder schaut man weiter ins Einhorn, auf einen Hausschnaps, und bleibt dort bis zum Ende, weil es aus dem Einhorn kein Entrinnen gibt – oder man entscheidet sich für das Kreisky und zieht, wenn’s zusperrt, noch weiter ins Bukowski. Im Kreisky muss es eigentlich Bier sein und im Bukowski auf jeden Fall ein Averna Sour, wobei sich der ehrlicherweise durch alle Lokale zieht (lacht).
Wie kam es dazu, dass euch quasi die Hälfte der angesagten Beisln Wiens gehört?
Das war Zufall. Wir wollten eigentlich nur ein Lokal aufmachen und der Rest ist uns passiert. Das Kreisky war das allererste. Dann haben wir das Bukowski übernommen, weil es gegenüber liegt und die Vorbesitzer gerichtlich delogiert wurden, und danach kam das Einhorn, wo die Betreiber quasi in der gleichen Situation waren, und so hat sich das ganz langsam immer weiter- und weiterentwickelt.
Warum fiel damals die erste Wahl auf das Kreisky?
Die Idee, zusammen ein Lokal aufzumachen, gab es schon länger und irgendwann sind wir auf ein Bier gegangen und zufällig dort gelandet. Die Vorbesitzerin war damals schon um die 78 Jahre alt und stand noch selbst hinter der Bar, und weil uns das Lokal so gut gefallen hat, haben wir sie einfach gefragt, ob sie schon einmal daran gedacht hat, es abzugeben. Acht Minuten später haben wir es gekauft. So war es eigentlich auch bei allen anderen Lokalen. Sie sind uns, wie gesagt, passiert. Auch deswegen, weil wir immer sofort „Ja“ oder „Nein“ gesagt haben. Das ist immer eine Bauchsache.
Wie kam es dazu, dass eure Lokale häufig nach berühmten Persönlichkeiten benannt sind?
Beim Kreisky hatte das politische Gründe. Früher hieß das Kreisky nämlich noch Cafe Corny – nach dem Spitznamen des ursprünglichen Besitzers Cornelius. Im ersten Jahr – das war 2012 – haben wir es auch noch unter diesem Namen weitergeführt. Allerdings gibt es in der näheren Umgebung mehrere schlagende Verbindungen, von denen einzelne Charaktere irgendwann beschlossen haben vorbeizukommen. Auf deren Anwesenheit haben wir allerdings keinen großen Wert gelegt. Dieses Problem hat sich durch die Namensänderung erledigen lassen. Wir haben wirklich nur den Namen auf Kreisky geändert und damit waren diese Leute weg.
Soll ich jetzt alle anderen Namen auch durchgehen? (lacht) Also gut, am längsten gibt es das Kafka und das heißt so, weil der, der es aufgesperrt hat, bis heute ein großer Kafka-Fan ist. Das Café Nahid ist nach der Tochter von einem von uns benannt; das Einhorn heißt schon immer so – das geht nicht auf unsere Kappe; das Horvath kommt von Ödön von Horváth und ist als Name für einen Heurigen naheliegend – wegen „Geschichten aus dem Wienerwald“. Und beim Bukowski haben wir gewusst, dass wir einen Schriftsteller wollen – im Kontext „Bar/Trinken“ schien niemand authentischer als er.
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