With a Little Help from My Friends

Ab Herbst 2016 soll das Lichtspiel Allentsteig im Waldviertel saniert werden, um die dafür benötigte Summe aufzubringen, läuft von 14.04. bis 30.05. eine Crowdfunding-Kampagne. Wir sprachen mit Christian Pfabigan über das Projekt.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Das Gebäude, ein ehemaliges Kino, wurde schon früher für (Jugend-)Kulturarbeit genutzt. Zwischen 1992 und 2005 gab es dort unter dem Namen Avalon Allentsteig Filmvorführungen, Konzerte und weitere Kulturveranstaltungen. "Was für Wien früher die Arena war, war für das Waldviertel wohl das Avalon", meinte Christoph Meyer 2013, der sich in seiner Masterarbeit mit alternativer Jugendsubkultur im Waldviertel beschäftigt hat, 2013 zu uns. Nun soll das Kulturzentrum unter dem Namen Lichtspiel Allentsteig wieder zum Leben erweckt werden. Crowdfunding-Kampagnen eignen sich, so Mitinitiator Christian Pfabigan, besonders gut, da schon im Vorhinein das Zielpublikum miteingebunden werden könne. „Wir können zwar kein bestimmtes Endprodukt am Ende zur Verfügung stellen, dafür besitzt unser Projekt an sich eine ideelle Anziehungskraft und nach Fertigstellung der Sanierung entsteht ein Freiraum mit einer multimedialen Infrastruktur“, so Pfabigan weiter. Durchgeführt wird das Crowdfunding auf Startnext, das als größte deutschsprachige Plattform auf diesem Gebiet zählt.

Was Christian Pfabigan noch über das Projekt, Crowdfunding und Kulturarbeit am Land zu sagen hat, könnt ihr in unserem Interview mit ihm lesen.

Gab es überhaupt schon einmal ein Crowdfunding-Projekt im Waldviertel?

Ja, vor allem Musiker haben Crowdfunding schon erfolgreich genutzt, etwa die Rock-Band Lausch oder auch das David Stellner Duo.

Allentsteig selbst hat nur 1,926 EinwohnerInnen. Dennoch machte in der Vergangenheit vor allem das Avalon von 1992 bis 2005 mit seiner (Jugend)Kulturarbeit von sich reden. Warum konnte sich gerade in einem so kleinen Ort ein Verein dieser Art lange halten?

Allentsteig liegt sehr zentral im Waldviertel und ist gut erreichbar. Das Avalon verstand es damals bestens, großartige künstlerische Darbietungen in unsere ländliche Region zu bringen. Zudem strahlt das Gebäude ein einmaliges Flair aus.

Ist es aufgrund des Standorts besonders schwer, Kulturprojekte aufzuziehen? Oder sogar leichter, weil weniger Konkurrenz vorhanden ist?

Ich würde nicht von leichter oder schwerer sprechen. Fakt ist, dass es in einer ländlichen Region wie dem Waldviertel weniger Zielpublikum für Kulturprojekte gibt als in urbanen Zentren. Trotzdem ist die Dichte der Veranstaltungen an den Wochenenden sehr hoch.

Ist es aufgrund der im Gemeinderat vertretenen Parteien (14 Sitze fallen auf die ÖVP, 4 auf die FPÖ und einer auf die SPÖ in Allentsteig) schwieriger, Förderungen im Kulturbereich zu bekommen?

Die aktuelle Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, seinem Stellvertreter und dem Stadt- und Gemeinderat funktioniert sehr gut. Wir haben eine konstruktive Gesprächsbasis. Das war aber nicht immer so.

Was passiert, wenn der Beitrag nicht eingenommen wird?

Da wir nach zwei Wochen unserer Kampagne bereits die Hälfte des Fundingsziels erreicht haben, sind wir optimistisch, dass wir bis Ende Mai die volle Summe erreichen werden. Das Crowdfunding deckt aber nur ca. 10% der benötigen Baukosten. Den Rest finanzieren wir über Sponsoren, eine Förderung der Gemeinde und aus Eigenmitteln. Das Projekt aufgeben ist aber keine Option.

Inwiefern würden sich, falls das Crowdfunding erfolgreich ist, positive Aspekte für die Gemeinde und auch für die umliegenden Ortschaften eröffnen?

Wenn wir den ersten Teil der Sanierung abgeschlossen haben, werden wir einen regelmäßigen Kulturbetrieb anbieten. Dadurch entsteht ein zentraler Treffpunkt für Jugendliche und Junggebliebene. Neben unserem vielfältigen Angebot können sich auch Veranstalter in unsere Räumlichkeiten einmieten. Einen starken positiven Effekt für die Region bringt sicherlich unserer kreativwirtschaftlicher Schwerpunkt (Video, Audio, Internet) und die Bereitstellung des OTELO-Freiraums.

Welche Kulturinitiativen müssten Ihrer Meinung nach besonders dringend gefördert werden?

Kulturinitiativen sind beinahe immer auf öffentliche Unterstützung angewiesen, da sie sich nicht den Marktgesetzten unterwerfen sollten. Generell sollte es eine gerechtere Aufteilung der Kulturbudgets geben. Crowdfunding ist oft nur erfolgreich, wenn man bereits eine eigene „Crowd“ hat.

Gibt es schon konkrete Pläne hinsichtlich des einen oder anderen Projektes, das ihr gerne im Lichtspiel initiieren würdet?

Wir wollen ein breites Kultur- und Medienprogramm anbieten. Unser Hauptaugenmerk ist die erfolgreiche Absolvierung der Bausanierung. Wenn diese abgeschlossen ist, werden wir die Wiedereröffnung des Lichtspieltheaters gebührend feiern. Ende 2016 werden wir unsere Bildungs-Initiative fortführen. Außerdem möchten wir das OTELO durch gezielte Veranstaltungen bekannter machen. Und wir werden uns sicherlich noch einiges mehr einfallen lassen.

Gibt es Vorstellungen hinsichtlich des potenziellen Publikums?

Durch unsere 4 Säulen (Film, Kunst & Kultur; neue digitale Medien; Bildung & Lernen; OTELO) sprechen wir alle Menschen des Waldviertels und darüber hinaus an, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Natürlich wird der Bereich der Jugendkultur einer unserer Schwerpunkte sein. Gleichzeitig wollen wir aber auch den Generationenaustausch fördern, etwa durch gemeinsame Workshops, durch Repair-Cafes oder den Freiraum des OTELOs.

Die Crowdfunding-Kampagne des Lichtspiel Allentsteigs kann noch bis 30.05.2016 hier unterstützt werden.

Bild(er) © Lichtspiel Allentsteig
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...