Hercules im Schweizerhaus

Amerikaner haben keine Ahnung von EDM, meint Hercules And Love Affair im Interview. Gerade lebt Mastermind Andy Butler in Wien und hat sich mit uns über das Schweizerhaus, Skrillex und natürlich sein neues Album unterhalten.

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Hercules And Love Affair vereint Musiker unterschiedlichster Musikrichtungen um die zentrale Figur Andrew Butler. Neuzugang John Grant, ein amerikanischer Singer-Songwriter, sprang vor Kurzem auf den bunten Zug auf.

Das dritte Studioalbum des Kollektivs klingt erwachsener; punchige Basslines treffen auf sanfte Vocals. Mit dabei sind unter anderem Features von Gustaph, Rouge Mary und Krystle Warren. Wir sprachen mit dem Mastermind über den Taranteltanz, das Schweizerhaus in Wien und darüber, dass Skrillex nicht weiß wer Frankie Knuckles war.

Fragen nach dem Albumtitel sind ja fad. Bei "The Feast Of The Broken Heart" müssen wir aber nachfragen.

Es soll eine Referenz auf die Idee sein, dass man zusammen in einem Club feiert, tanzt und einfach einmal den Alltag vergisst. Die Sorgen und Probleme mit der Freundin oder dem Chef sind dann nicht mehr präsent. Man sagt, wenn man von einer Tarantula gebissen wird, muss man tanzen um das Gift rausschwitzen. Genau darum geht’s.

Du hast mit dem Wiener Produzenten Wolfram zusammengearbeitet, wie seid ihr zusammen gekommen?

Ich habe Wolfi 2009 in einer Bar in New York kennengelernt. Ich saß damals allein und gelangweilt an der Bar, Wolfi kam zu mir und sagte "Hey du bist doch Hercules, kann ich ein Foto mit dir machen". Am nächsten Tag mailte er mir das Bild und ich dachte mir: der Typ ist so lustig. Für mich gehört er zur Familie und wir akzeptieren uns bedingungslos. Er ist der Grund warum ich nach Wien gekommen bin. Wolfi hat mir von Patrick Pulsingers Studio erzählt und das ich doch dort etwas aufnehmen könnte. Wir haben beide einen Italo-House Hintergrund, von daher haben wir uns sofort verstanden.

Du bist jetzt seit über einem Jahr in Wien, wie gefällt es dir und wo sind deine Lieblingsplätze?

Ich bin gern im Prater und im Schweizerhaus. Ich liebe es in einer alten Stadt zu wohnen, die Gebäude hier haben soviel Geschichte. Letzten Sommer wollte ich Wein trinken gehen, und so kehrte ich bei einem Heurigen ein. Es hat mir sehr gefallen, so etwas gibt es in Amerika einfach nicht. Es geht um Intimität, der Charme der alten Welt, in Amerika ist alles groß und laut, everything is awesome. Ich gehe nicht oft in Clubs, weil es ja auch Teil meines Jobs ist und da bin ich froh mal etwas Abstand zu haben. Oft kommen Leute zum Abendessen und wir hängen ab, ich mag es lieber entspannt.

Das neue Album klingt deeper und roher, als die zwei vorangegangenen, warum der Schritt in diese Richtung?

Ich bin mit House, Disco und Nu Wave aufgewachsen, unsere früheren Aufnahmen standen damit nicht unbedingt in Zusammenhang, ich konnte es nicht ausleben. Das neue Album war für mich eine Möglichkeit darüber zu schreiben. House Music war das größte musikalische Phänomen, das ich erlebt habe. Ich habe gefunden, wo ich hingehöre.

Der letzte Track "The Key", klingt sehr jazzig, rundet er das Album ab?

Ich wollte einen Breakbeat-Track machen, es gab keine gebrochenen Rhythmen auf dem Album. Ich bin mit Drum and Bass aufgewachsen, habe viel Roni Size gehört, mich hat die ganze Entstehungsgeschichte fasziniert. Rouge Mary hat die Vocals gesungen, sie ist eine Funk/Rock/Gospel-Sängerin, es hat am Besten mit den Breakbeats funktioniert.

In dem Lied "Think", gibt es die Textzeile, "Fight The Devil You Know". Was meinst du damit, geht es um unsere inneren Dämonen?

Es geht darum sich selbst zu finden und an sich zu glauben. Mary hat den Song geschrieben und die Message ist, dass man zwei Stimmen im Kopf hat. Die eine sagt, du bist nicht gut genug, sie erzählt dir im Grunde Lügen. Da ist aber auch eine Stimme, die dir etwas anderes sagt. Es geht darum auf die richtige Stimme zu hören, sie ist die authentische. Dann zeigst du der Welt, wer du wirklich bist und darum geht’s. Dreh dir selbst nicht selbst den Rücken zu!

Bild(er) © Alexander Nussbaumer // Benjamin Alexander Huseby
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